Verkehr:Wie die Münchner Innenstadt autofrei werden soll

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  • Autos sollen nach und nach aus der Münchner Altstadt verschwinden. Kommende Woche berät der Planungsausschuss über einen entsprechenden Masterplan von Stadtbaurätin Elisabeth Merk.
  • Sofort umgesetzt werden sollen striktere Parkregelungen: Die Gebühren würden auf 2,50 pro Stunde steigen, gleichzeitig soll zwischen 8 und 19 Uhr nur noch eine Stunde lang in der sogenannten Blauen Zone geparkt werden dürfen.
  • Außerdem wird über weitere Fußgängerzonen und den Ausbau für den Radverkehr nachgedacht.

Von Dominik Hutter, München

In der Sendlinger Straße ist der Umbau bereits im Gange, die seit Längerem für Autos gesperrte Meile wird zu einer richtigen Fußgängerzone umgestaltet. Und es zeichnet sich ab, dass in den kommenden Jahren noch an sehr vielen anderen Stellen der historischen Altstadt verkehrstechnisch herumgedoktert wird: Stadtbaurätin Elisabeth Merk will sich in der kommenden Woche vom Planungsausschuss des Stadtrats das Ja für einen Masterplan zur autofreien Altstadt geben lassen. Was nicht bedeutet, dass in Kürze die ersten "Zufahrt verboten"-Schilder montiert werden. Merk will erst einmal ausgiebig die Verkehrssituation untersuchen, mit Verbänden reden und dann schrittweise den Verkehr zurückdrängen. Was durchaus noch einige Jahre dauern kann. Mitgeplant werden auch der von der Münchner Fahrrad-Lobby geforderte Altstadt-Radlring sowie der "Boulevard Sonnenstraße", eine jahrzehntealte Idee zur Halbierung der Fahrbahnen in der stellenweise achtspurigen Verkehrsschneise zwischen Stachus und Sendlinger Tor.

Ganz so autofrei wie es zunächst klingt, soll die Altstadt auch langfristig nicht werden. Autoarm oder verkehrsberuhigt wären vermutlich die treffenderen Begriffe für das, was die Stadt in ihrer historischen Mitte vorhat. Zunächst soll es vor allem den Dauerparkern an den Kragen gehen, radikale Zufahrtssperren kommen in dem bisherigen Konzept gar nicht vor. Allerdings kann sich Merk in mehreren Straßen neue Fußgängerzonen vorstellen, deren Ausweisung aber erst untersucht werden muss. Dazu zählen unter anderem das Tal, die Dienerstraße, die Westenriederstraße und die Hackenstraße. Notwendig seien allerdings umfangreiche Gutachten, so das Planungsreferat. Was bedeutet: Mit dem Planen lässt sich zwar schnell beginnen. Ergebnisse aber dürften eine Weile auf sich warten lassen.

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Sofort umsetzen will das Planungsreferat striktere Parkregelungen. Stimmt der Stadtrat der Vorlage Merks zu, steigt die Parkgebühr am Straßenrand zwischen 8 und 23 Uhr auf 2,50 Euro je Stunde. Aktuell wird es nach 19 Uhr billiger, dann muss man nur noch einen Euro je Stunde in den Parkscheinautomaten stecken. Einschneidender dürfte die Begrenzung der Parkdauer auf nur noch eine Stunde sein, gültig von 8 bis 19 Uhr. Die bisherige Regelung der sogenannten Blaue Zone sieht ein Maximum von zwei Stunden vor. Grundidee der Dauerparker-Schikane: Die Autofahrer sollen möglichst in die Parkhäuser ausweichen. Dann könnten in einem zweiten Schritt die Stellplätze am Straßenrand komplett für Anwohner, Handwerker, den Lieferverkehr, Behinderte sowie soziale Dienste reserviert werden. In Stufe drei des Altstadt-Konzepts würden die Stellflächen peu à peu ganz aufgegeben: zuerst in Geschäftsstraßen und an markanten Plätzen wie Rindermarkt, Hackenstraße und Tal - dann in der gesamten Altstadt.

Die autofreie Altstadt zählt seit Langem zu den Standardforderungen vor allem der Rathaus-Grünen, auf die auch ein Gutteil der Anträge in diese Richtung zurückgeht. Weitere Akteure sind die SPD und die ÖDP. Oberbürgermeister Dieter Reiter hat unlängst angekündigt, die Verkehrsberuhigung des Zentrums rasch und entschlossen anzugehen - wie überhaupt die Verkehrswende nun an Tempo zulegen soll. Das Planungsreferat sieht allerdings keinen Raum für allzu schnelle Entscheidungen. Die Beschlussvorlage aus dem Hause Merk sieht daher vor allem Aufträge für weitere Planungen vor, über deren Finanzierung zudem erst in einigen Monaten entscheiden wird.

Dazu zählen auch detaillierte Verkehrsuntersuchungen für einen Bereich, der auch die großen Zufahrtsstraßen zum Altstadtring umfasst. Knackpunkte sind dabei die Folgen einer Verkehrsberuhigung in der Sonnenstraße, die zu den meistbefahrenen Innenstadttrassen zählt. Und für den Radlring, der auch Teil eines Bürgerbegehrens ist, müsste vor allem der Engpass rund um Frauen- und Blumenstraße, vor allem der Knick am Viktualienmarkt, untersucht werden. Bei der aktuellen Verkehrsbelastung wäre es wohl unrealistisch, dort Radwege in den Dimensionen auszuweisen, wie sie das Radl-Bürgerbegehren fordert: Mindestbreite 2,30 Meter, Regelbreite 2,80 Meter und so abgetrennt von der Fahrbahn, dass die Autos nicht mehr im Revier der Radler wildern können.

Prüfen will das Planungsreferat auch die Ausschilderung von verkehrsberuhigten Bereichen, in denen dann Tempo 20 oder Tempo 30 herrschen würde. In der Herzog-Wilhelm-Straße könnte das schon nach Abschluss der laufenden Bauarbeiten geschehen, also im Herbst. Weitere Kandidaten wären das komplette Hacken- und Graggenauviertel. Zusätzlich könnten diverse Bereiche von Parkplätzen befreit und schöner gemacht werden - vom Rindermarkt über Kosttor und Westenriederstraße bis zum Max-Joseph-Platz.

© SZ vom 15.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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