Theater:Putzig

Lesezeit: 1 min

Unter Freunden: Jan Viethen und Franz-Xaver Zeller (von links) in "100 Dinge". (Foto: Lea Mahler)

Cornelia Maschner adaptiert Florian Davd Fitz' Film "100 Dinge" fürs Zentraltheater.

Von Egbert Tholl

Das Zentraltheater in der Nähe des Hauptbahnhofs hat die hübsche Idee entwickelt, Filmstoffe auf die Bühne zu bringen. Das klappt oft sehr gut und ist dann spannend, wenn die Theatersicht auf einen Filmstoff diesen erweitert, kommentiert, in neue Zusammenhänge stellt. Grundvoraussetzung hierbei: Der Film taugt was. Insofern war es eine große Schnapsidee, "100 Dinge" von Florian David Fitz auf die Bühne zu bringen, da ist die Regisseurin Cornelia Maschner von vornherein auf verlorenen Posten.

Der Film ist Konsum- und Kapitalismuskritik für Zehnjährige, die durch diese Formulierung bitte nicht beleidigt sein sollen. Paul und Toni sind Freunde seit ihrer Kindheit, immer wieder eifersüchtig aufeinander, Toni mehr als der entspanntere Paul, beide besitzen zu viele Dinge, kompensieren die Absenz von Glücklichsein mit Konsum. Zusammen haben sie ein Start-up-Unternehmen und eine App entwickelt, die dem Benutzer eine echte Persönlichkeit vorgaukelt; Paul will damit Menschen glücklich machen, Toni will Kohle. Im Streit entwickelt sich eine fabelhaft idiotisch erzählte Wette, im Rahmen derer sie alle ihre Habseligkeiten abgeben müssen, und am Ende zieht Mark Zuckerberg sie über den Tisch. Oder sie ihn. Eine Liebe gibt es auch, die funktioniert wegen der Bilder im Film, wegen des Mangels an Substanz auf der Bühne nicht, wo es auch das weitere Problem gibt, dass Fitz den Film offenbar nur drehte, damit er und vor allem Kollege Matthias Schweighöfer darin nackig herumhüpfen können.

Maschner ahmt die fahrige Rasanz des Films auf der Bühne nach, hat tolle Mitwirkende - Jan Viethen (Toni), Franz-Xaver Zeller (Paul) und Franziska Maria Pößl (Tonis Liebeslicht) -, Ursula Berlinghof spielt so virtuos wie gewohnt alle anderen Rollen, ein Bürgerchor tritt auf, und das ist der beste Moment: Zu siebt sind sie Zuckerberg, das Social-Media-Imperium wird ubiquitär. Der Rest ist nutzlos, bestenfalls putzig, nie scharf oder böse.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: