Kultur zum Feiertag:Der 1. Mai wird laut in München

Lesezeit: 2 min

Hyperpop mit Abriss-Birne, das verspricht die Musikerin Maryibu beim Festival "laut.stark". (Foto: Katja Ruge)

Demonstrationen, ein Festival mit aufmüpfigen Künstlern und Tanz mit Revolutionsmusik und den "Well-Buam". Zum Maistart hat die Landeshauptstadt einiges zu bieten - vor allem zum Thema Musik.

Von Michael Zirnstein

Zuletzt wurde viel um die stillen Feiertage gestritten, also darum, warum man zum Beispiel am Karfreitag nicht tanzen darf. Um den 1. Mai ging es dabei nicht. Denn der ist zwar in sich auch ein wenig widersprüchlich, weil er als "Tag der Arbeit" ein arbeitsfreier Tag ist, aber still ist er natürlich nicht. Im Gegenteil, der 1. Mai ist der Tag des Rabatzes: Vom brauchtümlichen Maibaumaufstellen über die Gewerkschaftsdemos bis zu Pop-Konzerten ist dieser Feiertag wirklich zum Feiern und Befeuern da.

Nicht umsonst nennt sich das traditionsreiche Festival der DGB-Jugend auf dem Münchner Marienplatz " laut.stark" (von 16.30 bis 22 Uhr, Eintritt frei). Die Musiker, die wieder das Feierwerk ausgesucht hat, sind in der Regel aufmüpfige, unbeugsame, rebellische. Allen voran diesmal "Mal Elevé", der das "Schlecht erzogen"-Sein schon zu seinem Kampfnamen gemacht hat. Mit seiner Musik, wie auf dem Debüt-Album "Restistance mondial", will er "nicht lange fackeln", sondern "auf die Barrikaden" gehen. Seine Konzerte, sagt er, sind eine "Kampfansage gegen den Faschismus, Kapitalismus und Sexismus" - und somit natürlich ganz im Sinne der Veranstalter. Dabei soll der musikalische Mix aus Reggae, Dancehall, Ska, Rap und Punk vom ehemaligen Frontmann der Irie Revoltees, mit denen er bis 2017 auf den größten Festivals und auch auf Demonstrationen spielte, aber vor allem Spaß machen und "das Publikum zum Durchdrehen" bringen.

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Die weiteren Künstler von "laut.stark": die stets gut geschminkten Gewinner der Wettbewerbe "Sprungbrett" und "Running for The Best" Plume aus München, die - nach ihren Vorbildern The Cure und Deftones - Rock, Elektro und Pop mit Metalcore und Darkwave verbinden und so kantig wie queer sind. Gender-Themen sind auch für Theresa Bittermann zentral wichtig, als Bimän macht die Münchner Electro-Produzentin "postfemale crossover" - basslastige, technoide, melodische Tanzmusik. Sehr extravagant gibt sich eine Besucherin aus Hamburg: Mariybu bezeichnet sich als "Bossbabe", "mal sweet wie Lollipop, mal heiß und evil", also widdewiddewie es ihr gefällt: Ihr wunderbar überdrehter Hyperpop - etwa "Datenight" über die Verführung eines Polizisten - schwingt auch mal die Abrissbirne.

Etwas familienfreundlicher geht es zuvor beim "Kulturfest auf dem Marienplatz" zu. Nachdem hier der Arbeiterdemonstrationszug vom Gewerkschaftshaus in der Schwanthalerstraße angekommen ist (Start 10 Uhr) und die Reden zum Thema "Ungebrochen solidarisch" gehalten wurden (bis 12 Uhr) spielen drei Bands bairischen Folk, Bluegrass und Soul-Funk, es gibt Infostände und ein Spielprogramm für Kinder im Innenhof des Rathauses.

Drei Feste nehmen das traditionelle Motto "Tanz in den Mai" wörtlich und feiern vom Sonntag, 30. April, in den 1. Mai hinein. Das heißt, ob die - natürlich auch nach dem Ende der Biermösl Blosn noch aufmüpfigen - Well-Buam im historischen Festsaal des Hofbräuhauses so lange durchhalten, ist fraglich. Schließlich legen sie mit ihrem Volkstanz-Konzert schon um 19 Uhr los. Aber im Club Pacha wird bei "10 Jahre Edmoses & Pretty Girls like Rap" sicher durchgemacht (Start um 22 Uhr, Rosenheimer Straße 5).

Und ganz sicher wird es auch bei der "Freinacht!" im Substanz später, respektive früh: Da gibt's Arbeiterkampf-Nelken, und Intim-DJ Cpt. Schneider (alias das Szene-Unikat Hias Schaschko) und Optimal-Plattenladen-Chefberater Christos Davidopoulos legen "internationale Musik für die niederen Bedürfnisse" auf. Das ist erlesene Tanzmusik durch die Jahrzehnte von den Fifties bis heute, von Soul über Funk bis Hip-Hop, und das "all night long". Um Mitternacht, verspricht Davidopoulos, will man "wirklich den 1. Mai zelebrieren". Das heißt, die beiden spielen eine halbe Stunde lang die Internationale in verschiedenen Versionen (etwa einer kubanischen) und Artverwandtes wie "Revolution" vom weißen Album der Beatles.

laut.stark, Mo., 1. Mai, München, Marienplatz, 16.30 bis 22 Uhr

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