Sara Duterte-Carpio:Philippinische Familiensaga

Lesezeit: 2 min

Präsident Rodrigo Duterte (rechts) mit seiner Tochter Sara Duterte-Carpio, hier auf einem Foto aus dem Jahr 2018. (Foto: Gali Tibbon/AFP)

Sara Duterte-Carpio, die Tochter des Präsidenten, könnte seine Nachfolgerin werden - will aber angeblich nur, wenn der Vater nicht als Vize kandidiert. Oder werden die beiden doch noch gemeinsam antreten?

Von David Pfeifer, Bangkok

Wer die nächste Präsidentin oder der nächste Präsident der Philippinen wird, entscheidet sich erst im März. Doch schon jetzt ist eine Kandidatenkür am Laufen, die es mit jeder Castingshow aufnehmen kann. Der kurzfristig neueste Stand, von Dienstagmittag, Ortszeit Manila: Sara Duterte-Carpio will es doch versuchen. Die Tochter des amtierenden Präsidenten Rodrigo Duterte, 76, wird von Parteifreunden gedrängt, sich um das Amt zu bewerben, obwohl sie bisher verkündete, nicht zur Verfügung zu stehen. Doch am Dienstag sagte ihr Parteisprecher Anthony del Rosario dem Philippine Star: "Präsident Duterte hat gute Programme gestartet, das bedeutet aber nicht, dass man es nicht noch besser machen kann." Er möchte den alten Duterte dazu animieren, für die junge Duterte Platz zu machen.

Am Donnerstag noch hatte ihr Vater die Entscheidung seiner Partei akzeptiert, für das Amt des Vizepräsidenten anzutreten. Laut Verfassung darf er keine zweite Amtszeit als Präsident dienen. "Ich werde nicht für einen nationalen Posten kandidieren, nachdem wir uns einig geworden sind, dass nur einer von uns für so einen Posten im Jahr 2022 antreten kann", gab Sara Duterte-Carpio daraufhin in einem Statement bekannt.

Zuschlagen kann auch die Tochter, das hat sie offenbar vom Vater

Sara Duterte-Carpio, 43, fährt gerne Motorrad und ist verheiratet mit einem Anwalt. Sie war bereits Nachfolgerin ihres Vaters als Bürgermeisterin von Davao. Es gibt Fernsehaufnahmen, die sie dort in einem Slum zeigen, wie sie eine Diskussion mit einem Sheriff beendet, indem sie ihm viermal auf den Kopf schlägt, mit vollem Körpereinsatz und geschlossener Faust. Da lässt sich eine pädagogische Linie erkennen: Rodrigo Duterte rühmte sich, persönlich mindestens drei Kriminelle erschossen zu haben, und wurde 2015 mit dem Versprechen einer knallharten Law-and-Order-Politik Präsident. Alleine in den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit sollen etwa 7000 Drogendealer getötet worden sein, ermittelte Amnesty International.

Viele Beobachter auf den Philippinen vermuten, dass Sara Duterte-Carpio auch die Listigkeit von ihrem Vater geerbt hat. Der hatte 2015 seine Ambitionen erst in letzter Minute verkündet, nachdem ein anderer Präsidentschaftskandidat ausgeschieden war - und er gewann. Viele politische Beobachter nehmen nun an, dass Sara Duterte-Carpio diesen Coup wiederholen wird.

Nach dem brutalen Anti-Drogen-Krieg ist der Präsident nach wie vor beliebt

Nun sind die Dutertes nicht die einzigen Menschen, die zur Präsidentschaftswahl antreten könnten. Ein 73-jähriger Senator und ehemaliger Generaldirektor der Nationalpolizei gab als Erster seine Kandidatur bekannt. Die PDP-Laban-Partei, der Rodrigo Duterte vorsitzt, wollte ebenfalls in der vergangenen Woche einen Senator als Präsidenten ins Rennen schicken, dieser aber zog zurück, um den Dutertes die freie Wahl zu lassen. Auch eine internationale Berühmtheit gehört dieser Partei an: der ehemalige Box-Weltmeister Manny Pacquiao, 42. Er war als Flügelmann von Duterte groß geworden, hat sich mittlerweile aber gelöst und attackiert den Präsidenten in jüngster Zeit heftig: wegen des Pandemie-Versagens der Regierung und Korruptionsskandalen, die die Philippinen regelmäßig erschüttern. Die Partei selber stünde vor einer Spaltung, sollte Pacquiao gegen Duterte antreten wollen - egal ob gegen Sara oder Rodrigo.

Die Umfragen allerdings zeigen, dass Rodrigo Duterte nach wie vor beliebt ist. Und dass seine Tochter derzeit die besten Chancen hätte, ihn als Präsidentin zu beerben. Rodrigo Duterte klebt nicht nur an der Macht. Er hat auch mehrmals öffentlich damit kokettiert, als Vizepräsident weiterhin Immunität vor Strafverfolgung zu genießen. Der Internationale Strafgerichtshof könnte ihn dann nicht wegen Menschenrechtsverletzungen anklagen, die im Rahmen seines "War on Drugs" verübt wurden. Bis zum 8. Oktober können Kandidaten sich um das höchste Amt bewerben.

© SZ/reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBoxen
:Das Phänomen gegen den Politiker

Manny Pacquiao könnte nächster Präsident der Philippinen werden. Erst boxt er aber noch mal um die Weltmeisterschaft im Weltergewicht. Über einen, der beides kann: mit den Fäusten zuschlagen und mit Worten treffen.

Von David Pfeifer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: