Andreas Mundt:Der Mann, der die Ölkonzerne erschrecken soll

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Seit 2009 an der Spitze des Bundeskartellamts: Andreas Mundt, 61. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Kann der Präsident des Kartellamts etwas tun, um den Tankrabatt durchzusetzen? Er kann zumindest Zeichen setzen.

Von Caspar Busse

Dass der Tankrabatt bei den Menschen wirklich ankommt, darauf habe nun das " Kartellamt und Co." zu achten; so hatte es Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) vergangene Woche verkündet. Die Behörde müsse die vorübergehende Steuersenkung durchsetzen, forderte er. Die Erwartungen an Andreas Mundt, 61, den Präsidenten des Bundeskartellamts, sind also groß. Doch mit Druck kann der Mann gut umgehen. Aus der Ruhe scheint ihn nämlich kaum etwas zu bringen, jedenfalls ist ihm eine gewisse Fröhlichkeit und Leichtigkeit zu eigen.

Mundt, ebenfalls FDP-Mitglied, weiß natürlich, dass seine Behörde kurzfristig gar nichts tun kann. Denn es gibt keine Verpflichtung, dass die Steuersenkung auf Benzin und Diesel auch wirklich an die Verbraucher weitergereicht werden muss. Wie hoch die Spritpreise am Ende sind, entscheiden Tankstellenbetreiber und die Ölkonzerne, nicht die Politik oder irgendein Amt. Was die Wettbewerbsbehörde aber tun kann: ein Zeichen setzen, also drohen; Mundt versucht es.

Die Mineralölkonzerne handelten "unter dem Brennglas des Bundeskartellamtes", sagte er bereits. Man werde ganz genau hinschauen. Seine Behörde könne kartellrechtwidriges Verhalten abstellen und mit hohen Bußgeldern ahnden. Das Problem ist allerdings: Die Wettbewerbshüter hatten den Tankstellenmarkt schon öfters penibel untersucht. Konkrete Hinweise, dass sich die Unternehmen absprechen und die Preise gesetzeswidrig manipulieren, haben sie nicht gefunden. So bleiben Mundt nur allgemeine Ratschläge für die Verbraucher. "Tanken Sie tendenziell eher am frühen Abend und bei einer der preiswerteren Tankstellen", sagt er.

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Als der Präsident mal privat im Chiemgau war

Mundt wurde in Bonn geboren, sein Vater war Professor für Innere Medizin. In seiner Heimatstadt studierte er Jura, machte beide Staatsexamen. Danach arbeitete er im Bundeswirtschaftsministerium und dann für die FDP-Bundestagsfraktion. 1999 wechselte er ins Bundeskartellamt, wurde nach einigen Jahren Leiter der Grundsatzabteilung und Ende 2009 schließlich Chef der Behörde. Er erarbeitete sich auch international in der Wettbewerbsszene einen guten Ruf, als Kämpfer gegen die Macht der Digitalkonzerne.

Das Kartellamt mit etwa 380 Mitarbeitern ist untergebracht im ehemaligen Bundespräsidialamt in Bonn, direkt am Rhein; organisatorisch ist es dem Bundeswirtschaftsministerium zugeordnet. Mundt diente in den vergangenen 13 Jahren unter Wirtschaftsministern von FDP, SPD und CDU. Jetzt ist Robert Habeck von den Grünen erstens sein Vorgesetzter und zweitens der Adressat seiner Forderungen. "Wir sind weltweit eine Marke", sagte er vor einigen Monaten der SZ - und verlangte von der neuen Bundesregierung gleich mehr Personal. Denn in den vergangenen Jahren hat die Behörde immer mehr Kompetenzen erhalten, um besser gegen Digitalkonzerne vorgehen zu können. Das Problem dabei, in Mundts Worten: "mächtige Unternehmen mit unbegrenzten Ressourcen".

Manchmal hilft es vielleicht auch, persönliche Erfahrungen einzubringen. Als er vor einigen Jahren auf der Rückfahrt aus dem Urlaub mit seiner Familie Zwischenstation am Chiemsee machen wollte, hatte er auf der Plattform Booking.com dort ein Hotel zum sogenannten "Vorteilspreis" gebucht. Weil es so schön da war, wollte er einen Tag verlängern, doch dafür sollte er dann einen höheren Preis als für die bei Booking gebuchte Nacht zahlen. Begründung des Hotels: Die Plattform Booking bestehe darauf, dass bei ihr immer der günstigste Preis zu haben sei. Als Mundt wieder zurück in Bonn war, ließ er sein Kartellamt eine Untersuchung einleiten. Eine Klausel, mit der ein mächtiges Unternehmen versucht, noch mächtiger zu werden? Schließlich wurde sie den Hotel-Buchungsplattformen untersagt.

Gegen die Großen kämpft Andreas Mundt eigentlich besonders gern. Nach Amazon, Google und Facebook sowie der Deutschen Fußball-Liga und den Brauereien nun also die Mineralölkonzerne? Die nächsten Tage werden zeigen, ob sie seine Drohungen erschreckend finden.

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