Europäische Union:Was gegen Kinderarbeit hilft

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Kinderarbeit in einer mexikanischen Bernsteinmine: Ein neues EU-Gesetz verpflichtet Konzerne, solche Missstände bei Zulieferern abzustellen. (Foto: Eduardo Verdugo/dpa)

Ein EU-Vorschlag würde das deutsche Lieferkettengesetz deutlich verschärfen. Das ist gut so - wenn eine Überforderung kleiner Betriebe vermieden wird. Klar ist auch: Die Wirtschaft alleine wird Übel wie Kinderarbeit nicht abstellen können.

Von Björn Finke

Wer ein T-Shirt oder ein Schmuckstück kauft, will nicht, dass dafür Kinder oder Zwangsarbeiter auf dem Baumwollfeld in Asien oder in der Mine in Afrika geschuftet haben. In Deutschland gilt deshalb von 2023 an ein Lieferkettengesetz, das Konzerne in die Pflicht nimmt, derartige Menschenrechtsverstöße bei Zulieferern nicht zuzulassen. Berlin wird diese Regelung wahrscheinlich noch verschärfen müssen. Denn am Mittwoch präsentierte die Kommission in Brüssel einen EU-Gesetzentwurf, der weit über die deutschen Vorgaben hinausgeht. Nach Meinung von Kritikern, etwa von den Grünen, freilich nicht weit genug: Sie wünschen sich, dass neben den großen auch mehr kleine und mittelgroße Betriebe unter die Regel fallen.

Allerdings ist zweifelhaft, ob kleine europäische Unternehmen wirklich in der Lage wären, die Arbeitsbedingungen in Fabriken in Bangladesch oder auf Kakaoplantagen in Ghana zu kontrollieren. Anders als das deutsche Gesetz sieht die EU-Richtlinie nämlich vor, dass die Firmen nicht nur ihre direkten Lieferanten im Auge behalten, sondern die komplette Zulieferkette, angefangen mit dem Plantagenbesitzer oder dem Minenbetreiber, der die nötigen Rohstoffe fördert. Das ist löblich, aber sehr anspruchsvoll - und vermutlich nur von Konzernen mit einer gewissen Größe zu leisten.

Ohnehin werden Europas Unternehmen mit ihren Aktionen nicht die Übel dieser Welt wie Kinderarbeit abstellen können. Trennen sich Konzerne von einem dubiosen Zulieferer, kann dieser neue Abnehmer etwa in China finden. Gefragt ist daher neben der Wirtschaft auch die Politik. Die EU ist hier auf einem guten Weg: So will die Kommission einen Verkaufsbann für Waren erlassen, bei denen Zwangsarbeiter beteiligt waren. Zudem schreiben Handelsverträge der EU den Partnerländern Sozialstandards vor. Solche Initiativen sind wichtig, denn Europas Betriebe wären damit überfordert, alleine Weltpolizist spielen zu müssen.

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