Aktuelles Lexikon:Hagel

Hagelkörner richteten in Süddeutschland am Wochenende große Schäden an. (Foto: IMAGO/Michael Bihlmayer/IMAGO/Bihlmayerfotografie)

Je heftiger ein Gewitter, desto größer und zerstörerischer können die Körner aus gefrorenem Wasser werden.

Von Jakob Wetzel

Über Süddeutschland sind am Samstagabend heftige Gewitter mit Orkanböen hinweggezogen. In Oberbayern fielen bis zu tennisballgroße Hagelkörner, durchschlugen Fensterscheiben und zerstörten Solarzellen. Hagel entsteht in Gewitterwolken, wenn sich die Temperaturen am Boden und in der Höhe stark unterscheiden. Das unten verdunstende Wasser steigt dann nach oben, wo es zu Eiskörnern gefriert und wieder herabfällt. Anfangs sind diese Eiskugeln winzig; von Hagel ist erst die Rede ab einer Größe von einem halben Zentimeter. Wie groß sie werden, hängt davon ab, wie stark die Aufwinde im Gewitter sind. Denn die Körnchen fallen zunächst in die unteren, wärmeren Wolkenschichten. Dort lagert sich um sie herum weiteres verdunstetes Wasser ab. Die Aufwinde wirbeln diese kleinen Körner dann wieder empor, und sie gefrieren erneut. So bildet sich um jedes Eiskorn eine zusätzliche Eisschicht. Der Vorgang wiederholt sich, bis die Hagelkörner zu schwer sind, um wieder hochgeblasen zu werden. Dann fallen sie zur Erde. Je heftiger das Gewitter, desto größer können Hagelkörner werden. Der Rekord liegt derzeit bei einem Durchmesser von rund 20 Zentimetern, gemessen 2010 in South Dakota. Weil auf einer wärmeren Erde mehr Wasser verdunstet und Gewitter häufiger und heftiger werden, ist künftig auch mit größeren Hagelkörnern zu rechnen.

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