"Tatort" aus Berlin:Tiere sind auch nur Menschen - und andersherum

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Im neuen Berliner Tatort kommt eine Joggerin ums Leben, weil sie die Wildnis rund um die Hauptstadt unterschätzt. (Foto: dpa)

Im Berliner Tatort "Tiere der Großstadt" mit den Kommissaren Rubin und Karow kosten Wildnis und Hochtechnologie zwei Menschen das Leben.

Von Katharina Riehl

Dieser Text wurde zum ersten Mal zur Erstausstrahlung dieses Tatorts im September 2018 veröffentlicht. Nun wird der Fall im Ersten wiederholt.

Wilde Tiere haben schon seit ein paar Jahren Konjunktur im Tatort und im Polizeiruf, und meist war es der Wolf, der die Protagonisten der Kriminalfilme mit den Grenzen der Zivilisation in Berührung brachte. Im Tatort von dieser Woche sind Wildschweine und Füchse unterwegs im nächtlichen Berlin auf der Suche nach Fressen und vielleicht nach Anschluss, und die Botschaft ist dieselbe: Tiere sind auch nur Menschen - und andersherum.

Die Kommissare Rubin und Karow (Meret Becker und Mark Waschke) ermitteln in "Tiere der Großstadt" zwei Fälle, die nicht miteinander in Verbindung stehen, abgesehen von einer thematischen Klammer wie aus dem Proseminar Literatur: Eine Joggerin kommt ums Leben, weil sie die Wildnis rund um die Hauptstadt unterschätzt, und ein junger Mann stirbt durch die Hand eines künstlich intelligenten Roboters, der auf dem Kurfürstendamm ganz ohne Hilfe Kaffee verkauft. Der Mensch also zwischen Naturgewalt und Fortschritt.

Der Tatort des RBB (Buch: Beate Langmaack; Regie: Roland Suso Richter) ist dann im Detail aber nicht so verkopft wie sein theoretischer Überbau, eher eine klassische Mördersuche im Privatleben der beiden Opfer. Spoiler: lief bei beiden nicht so toll. Die Joggerin und ihr Mann hatten kurz nach der Geburt ihr Kind verloren, was für sich genommen schon schlimm genug ist, aber dann auch noch ihre Beziehung schwer in Mitleidenschaft zog; und der Mann mit dem Kaffeeroboter lebte mit seiner Frau und sehr vielen Katzen in einem dunklen Haus mit Katzenstreu statt Teppich auf den Böden. Der Film arbeitet mit schön in Szene gesetzter Trostlosigkeit, begleitet von Nils Frahm, der für Sebastian Schippers Victoria die Filmmusik lieferte, und dem auch dieser Tatort seinen Großstadt-Sound verdankt.

Zu Rubin und Karow passt das alles ganz wunderbar, denn sehr unzufrieden mit dem Leben sind diese beiden Ermittler ja auch schon immer gewesen. Rubin, weil sie kein Privatleben mehr hat, Karow (vermutlich), weil er nie eins hatte. In seiner Wohnung fragt nur der Sprachcomputer, ob er gerne einen Tee trinken möchte. Einsamer Wolf.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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