Fernsehen und Streaming:Das sind die interessantesten Serien des Monats

In der neuen Zeichentrick-Serie von "Simpsons"-Erfinder Matt Groening kämpft eine mittelalterliche Prinzessin um ihre Freiheit. Und Jan Josef Liefers ist in "Arthurs Gesetz" mal gar nicht arrogant.

Clique (Sony-Mediatheken)

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(Foto: N/A)

Es ist eine unfassbare Welt, die sich Holly und Georgia zu Beginn des ersten Semesters an der Universität Edinburgh auftut. Die Nächte sind lang, die Röcke kurz, das Champagnerglas ist immer randvoll, die letzten Krümel Kokain jucken unter den Nasen. Und am nächsten Morgen in der Uni protegiert die Wirtschaftsprofessorin ihre Mädchen und verschafft ihnen prestigeträchtige Praktika in der Privatbank ihres Bruders. Die erfolgreichen Geschwister haben die elitäre "Solasta Women's Initiative" gegründet, mit der sie in der Teen-Noir-Serie "Clique" von Autorin Jess Brittain aus schüchternen Erstsemestermädchen karriereorientierte Alpha-Frauen machen. Als eines der Mitglieder des Zirkels vom Dach eines Krankenhauses in den Tod stürzt, angeblich Suizid, ist für Holly klar: Sie muss ihre Freundin Georgia da rausholen. "Clique" streut viele Bezüge zur Feminismusdebatte in die Thrillerhandlung. Die Regisseure setzen auf die zwischen Geheimnis und Glamour changierende Atmosphäre, und sie vertrauen auf die vielen überraschenden Wendungen, welche die Suche nach einem Mörder, aber auch die Liebe im Laufe der Geschichte mit sich bringen. Clique, ab 8. August, immer mittwochs, 21.15 Uhr, Sony-Mediatheken (Vodafone, Unitymedia, EntertainTV, Prime Video Channels). Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Runa Behr.

Disenchantment (Netflix)

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(Foto: Netflix)

Die Hauptfigur der Serie ist Bean, eine 19-jährige Prinzessin mit schneeweißem Haar, die lieber in der Taverne rumhängt, Bier trinkt und Poker spielt, als daheim auf dem Hof Prinzessinnendinge zu tun. Als ihr Vater, der dicke, dümmliche König, sie mit einem noch dümmlicheren Prinzen vermählen will, weigert sie sich und kämpft fortan Folge für Folge für ihre Freiheit und ihr Recht auf Glück. "Disenchantment" ist die neue Zeichentrickserie von "Simpsons"-Erfinder Matt Groening. Mit der Familie aus Springfield hat "Disenchantment" neben dem typischen Zeichenstrich Groenings (Glubschaugen, kleine Nasen, große Überbisse) vor allem eines gemeinsam: seine Humorfarbe. Das ist eine ganze Menge, und sowohl die Stärke als auch der Fluch der Serie: Sie vereint all das, was die "Simpsons" seit mehr als zwei Jahrzehnten großartig macht, doch sie fügt dem erprobten Konzept des anarchistischen Erzählens auf höchstem Niveau nichts Neues hinzu. Doch selbst wenn die Perfektion der späteren "Simpsons" hier auch in Zukunft nicht erreicht werden sollte, bleibt "Disenchantment" eine unterhaltsame Zeichentrick-Sitcom mit liebenswerten Figuren und einem fantastischen Klezmer-Jazz-Soundtrack. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Wolfgang Luef.

Freundinnen (RTL)

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(Foto: RTL)

Die neue Vorabendserie "Freundinnen" von RTL spielt über weite Teile im Bistro eines Grevenbroicher Einkaufszentrums. Ihre vier Hauptfiguren befinden sich in eher illusionslosen Lebenssituationen der unteren Mittelschicht und überlegen deshalb ganz praktisch, was im Einkaufszentrum des Lebens für sie noch so in Reichweite liegen könnte. Männer, Liebe, Geld halt, ein bisschen Romantik. Das wird dann so ein Wenn-Frauen-mit-Frauen-reden-Ding mit Anklängen an Real-Life-Unterhaltung. Klar ist "Sex and the City" das Vorbild aller Serien dieser Art, aber atmosphärisch war es nie ferner als in der Citymall von Grevenbroich. Das klingt eigentlich vielversprechend, trotzdem hinterlässt die erste Folge einen wirren Eindruck, an dem die zweite nur teils etwas ändert. Verwirrend ist zum Beispiel, dass das fidele, aufgedrehte Spiel und der Tonfall in Richtung Comedy gehen. Nur kommt keine Pointe, sondern schon wieder die nächste von viel zu vielen Rückblenden. Freundinnen, RTL, montags bis freitags, 17 Uhr. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Claudia Tieschky.

Arthurs Gesetz (Entertain TV)

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(Foto: TNT/goodfriends/Hendrik Heiden)

Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen, besagt Murphys Gesetz, die ziemlich pessimistische Lebensweisheit des amerikanischen Ingenieurs Edward A. Murphy junior. Die Serie "Arthurs Gesetz" erzählt eine düster-komische Geschichte, die genau dieser Logik folgt. Arthur Ahnepol (Jan Josef Liefers) sägt sich bei der Arbeit die Hand ab, weil seine Frau Martha (Martina Gedeck) das verlangt hat. Die zwei sind chronisch pleite, weil sie den ganzen Tag in ihrem braun-beigen Zuhause sitzt und Kram aus dem Katalog bestellt. Ihr Plan: "Wenn du deine rechte Hand verlierst und es als Arbeitsunfall bei der Versicherung einreichst, würden wir ordentlich abkassieren." Leider wird Arthurs fingierter Unfall von der Überwachungskamera gefilmt, leider kassieren die beiden nichts ab, leider verliert er seinen Job. "Arthurs Gesetz" ist radikal, blutig, die Handlung absurd, die Dialoge abgedreht. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen würde diese Serie wohl nach 23 Uhr laufen. Und das ist ein Kompliment. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Kathrin Hollmer.

Jack Ryan (Amazon Prime)

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(Foto: Photo: Jan thijs)

Jack Ryan ist die zentrale Figur im Romanuniversum des 2013 gestorbenen US-Bestsellerautors Tom Clancy. Im Kino wurde sie bereits von Alec Baldwin, Harrison Ford, Ben Affleck und Chris Pine gespielt. Zu einer richtigen Agentenreihe nach dem Vorbild James Bond hat es aber nie gereicht. Nun lässt Amazon den Helden in der Serie "Tom Clancy's Jack Ryan" auftreten, mit John Krasinski in der Hauptrolle. Zwar betonen die Macher mit Verweis auf ihre CIA-Berater, wie realistisch die Serie sei, das Bedrohungsszenario darf aber ruhig übergroß sein: Ein Unbekannter, den man nur Suleiman nennt, soll schiitische und sunnitische Extremisten gegen den Westen vereint haben, obwohl diese im echten Leben doch meist gegen die jeweils andere Konfession vorgehen. Auch weil es ein Geheimnis um ihn gibt, ist der Terroristenführer die viel interessantere Figur in der Geschichte als der eigentliche Held. Amazon interessiert vor allem der Name des bekannten Franchises. Doch ausgerechnet der titelgebende Hauptcharakter bleibt blass und wirkt gerade anfangs in der teuren Actionkulisse oft etwas verloren. Im an Produktionen reichen Genre des Terrorparanoia-Thrillers genügt nur ein guter Widersacher nicht, um interessant zu sein. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Benedikt Frank.

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