"Inside Borussia" auf Amazon:Blödelnde Jungs im Allerheiligsten

Lesezeit: 2 min

BVB-Spieler in der Kabine - der Zuschauer der Amazon-Prime-Doku sieht nur, was er sehen soll. (Foto: dpa)
  • In vier Folgen verspricht die Amazon-Prime-Doku Inside Borussia Dortmund Einblicke in das Innenleben von Mannschaft und Verein zu geben.
  • Der Zuschauer bekommt zwar ein paar Fun-Facts über einzelne Spieler und hat ab und zu was zu lachen.
  • Wirklich überzeugen kann Inside Borussia jedoch nicht.

Von Thomas Gröbner

Einen Blick durchs Schlüsselloch hat der BVB versprochen bei Inside Borussia Dortmund. Das sind 240 Minuten, aufgeteilt auf vier Folgen, die wohl nicht zufällig am Freitag mit dem Saisonauftakt des großen Konkurrenten FC Bayern Premiere auf Amazon Prime hatten. Im Fußball geht es ja längst nicht mehr nur darum, den Gegner zu schlagen. Sondern auch gleich die Deutung dazu mitzuliefern.

Also ist die Kamera dabei. In der Kabine, im Bus, im Kraftraum. Sie sieht, was sie sehen soll. Und das ist eine große Familie. Blödelnde Jungs, Arztbesuche, mit schweren Streichern unterlegte Zeitlupen von BVB-Toren, dazwischen Interviews mit den bekannten Gesichtern, die auch sonst vor der Kamera stehen. Man sieht, wie der Belgier Axel Witsel und der Spanier Paco Alcácer im Deutschunterricht am Satz "Sie geht in den Hühnerstall" scheitern. Das ist lustig. Wenn die BVB-Bosse am Tisch über Transfers sprechen, dann folgt schnell der Schnitt. Das ist schade.

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Es sind schöne Bilder, sorgsam ausgewählt, die zumindest in der ersten Folge wenig Neues zeigen und selten überraschen. Immerhin erfährt man, dass Marco Reus eigentlich Dennis hätte heißen sollen - aber Vater Reus nach einem Tor des Niederländers Marco van Basten bei der EM '88 in Deutschland ihn spontan "Marco" nannte. Aljoscha Pause ( Tom meets Zizou und Trainer!) hat in der abgelaufenen Saison die Mannschaft begleitet; er hat zuletzt schon mit Being Mario Götze ein distanzloses Hochglanzporträt hingelegt. Und in Zeiten, in denen Klubs wie der FC Bayern München eigene TV-Sender unterhalten oder, siehe Mario Götze, Fußballer mit der Action-Kamera am Kopf einen Kuchen für die Social-Media-Gemeinde backen, scheint das Doku-Format ein wunderbares Instrument, um Nähe herzustellen, ohne die Macht über die Bilder zu verlieren. Auch wenn BVB-Kapitän Reus von der Überwindung spricht, Kameras in das "Heiligtum Kabine" zu lassen. Fürchten, dass von dort Konflikte den Weg in die Doku finden könnten, musste niemand: "Die Verantwortlichen hätten schon einen Riegel vorgeschoben", sagte Torwart Bürki bei der Premiere zu Sport 1.

Ein erprobtes Konzept bei Amazon Prime

Das Konzept, den Alltag europäischer Spitzenmannschaften auszuleuchten, hatte Amazon auf seiner Streaming-Plattform schon mit Pep Guardiola ausprobiert, All or Nothing: Manchester City geriet zu einer einzigen glatt polierten Marketingbotschaft. Amazon wollte auch bei Jürgen Klopp und Liverpool in die Kabine, der deutsche Trainer blockte ab. Gerüchteweise trat Amazon auch an BVB-Konkurrent Bayern München heran, der den Dortmundern am Ende noch die Meisterschaft wegschnappte.

Was fehlt? Das Happy End. "Ob wir das schaffen? Das weiß ich selbst nicht", sagt Watzke mit brüchiger Stimme in der ersten Folge, er meint die Meisterschaft. "Dafür kenn ich die Mannschaft nicht gut genug." Natürlich weiß der Zuschauer, dass der BVB den Vorsprung am Ende verspielt hat. Was er nicht weiß: Welche Bilder es nicht in die Doku schafften.

Inside Borussia Dortmund , auf Amazon Prime.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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