Interview mit Philippe Collin:"Frankreich hat seine Vergangenheit nicht bewältigt"

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Céline hat die französische Literatur revolutioniert - und mit seinen antisemitischen Pamphleten "die Franzosen geistig auf die Judendeportation vorbereitet", sagt der Journalist Philippe Collin. (Foto: Zip Lexing/mauritius images / Alamy)

Einer der beliebtesten Podcasts im Nachbarland ist "Face à l'histoire", der nun dem antisemitischen Propagandisten Céline eine Staffel widmet. Woher kommt das Interesse für Geschichtsunterricht mit Cliffhängern?

Interview von Léonardo Kahn

Franzosen finden wenige Dinge so faszinierend wie ihre eigene Vergangenheit. Deshalb ist einer der beliebtesten Podcasts im Land auch ein Geschichts-Podcast - und Produzent Philippe Collin ein berühmter Mann mit Riesenpublikum. Mehr als 19 Millionen Mal wurde die Serie "Face à l'histoire", zu Deutsch "Im Angesicht der Geschichte", digital aufgerufen. Der Podcast wird vom öffentlich-rechtlichen Radiosender France Inter produziert und dort auch zusätzlich ausgestrahlt. "Mit dem Erfolg haben wir nicht gerechnet, das ist verrückt", sagt Philippe Collin. Die Serien bestehen jeweils aus rund zehn Folgen von jeweils einer Stunde und porträtierten unter anderem den ersten jüdischen Premier Léon Blum, den Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen und die Schriftstellerin Simone de Beauvoir. In seiner Ende März startenden neuen Dokumentation widmet sich Collin nun Louis-Ferdinand Céline - Arzt, revolutionärer Schriftsteller und bedeutendster Nazi-Propagandist der französischen Literaturszene.

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