Was lassen sich Fernsehsender nicht alles einfallen, um junges Publikum zu locken. Die peinlichsten Formate werden nur für diesen Zweck entwickelt. Dabei gibt es einen Sender, der alles anders macht - und alles richtig. Nur das ZDF versteht das deutsche Publikum von morgen wirklich: die Generation 60 plus. Erinnerungen und Ausblick auf das Top-TV der Zukunft. Keine Frage: Roland Kaiser rockt. Jüngst sogar den allseits beliebten Tatort in der ARD, wo er unter größtmöglicher Beachtung einen gealterten Schlagerstar spielte (die Quote war sogar noch höher als zuletzt bei Til Schweiger). Und wer hat diesen Kaiser (im Bild zu Gast bei Carmen Nebel) schon seit Jahrzehnten auf dem Schirm? Na klar, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), wo er von Sendungen wie Melodien für Millionen bis zum ZDF-Fernsehgarten zart Schmelzendes von "Santa Maria" über "Südlich von mir" bis zu "Grenzenlos I bis II" schmettert.
Oder er hier: Hat Heino nicht gerade erst alle Kritiker Lügen gestraft, die völlig verblendet davon ausgingen, die blondierte Schlager-Legende ("Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich") habe ihre Zeit längst hinter sich und sei immer schon das "Aushängeschild der deutschen Hässlichkeit" (O-Ton Campino) gewesen? Sein neues Album "Mit freundlichen Grüßen", auf dem der als Heinz Georg Kramm geborene Zahnarztsohn Lieder von den Ärzten bis zu Rammstein covert, beförderte ihn erstmals in seiner 50-jährigen Karriere auf Platz 1 der deutschen Album-Charts. Gleichzeitig habe er den musikalischen "Kollegen, die ihn jahrelang veräppelt haben, einfach auch mal einen Spiegel vorhalten" wollen, verkündete sein Manager zur Motivation des 74-Jährigen. Ätsch, nämlich. Und das ZDF hilft ihm dabei, seinen schwarzbraunen Bariton mit aller Kraft unters Volk zu bringen, in möglichst jugendlicher Verkleidung, mit Lederjacke und Totenkopfring, und das schon am frühen Morgen, wie hier etwa in der hippen Frühstückssendung "Volle Kanne" (im Bild).
Da verwundert es auch nicht, dass die meistverkaufte deutsche Serie der Fernsehgeschichte im ZDF lief: Derrick (1974 bis 1998) wurde in 102 Länder ausgestrahlt, sogar bis nach Indonesien drang der Charme des Horst Tappert (Mitte) und seines servilen Kollegen Fritz Wepper alias Harry Klein (rechts). Das Bild zeigt eines der Geheimnisse der unglaublichen Krimiserie, die meist in Münchner Villen spielte: Derrick schaut rechts aus dem Bild heraus. Oder links am Zeugen vorbei. Oder zieht überhaupt sein Ding durch, ohne Rücksicht auf das, was die Umstehenden sagen oder wie sie handeln. Ein Knaller-Typ eben, wie das ZDF Gott sei Dank noch mehrere zu bieten hat. Wie etwa Klausjürgen Wussow, hier ebenfalls im Bild als Vater einer Ermordeten, im Hauptberuf aber als oberster Held der Schwarzwaldklinik, mit der das ZDF von 1985 bis 1989 Millionen Herzen wärmte.
Zusammen mit diesem blonden Jüngling, Sascha Hehn genannt, der zu Beginn seiner Karriere noch Softpornos drehte (Schulmädchen- und Hausfrauen-Report) und "kurzzeitig zu einem Sexsymbol" avancierte, wie es bei Wikipedia vorzüglich formuliert wird. Mit der Rolle des "Professor Udo Brinkmann" als Sohn von "Professor Klaus Brinkmann" alias Klausjürgen Wussow wurde Sascha Hehn in der Schwarzwaldklinik zum Schwiegermutterliebling, Jahre bevor ein George Clooney überhaupt daran denken konnte, in einer Krankenhausserie zum Frauenschwarm zu werden. Die Strahlkraft des Hehn reichte noch für eine weitere ZDF-Serie, die vorwiegend von Schwiegermüttern gesehen wird: In Das Traumschiff spielte er "Chefsteward Viktor" (im Bild), danach gab er den ZDF-Frauenarzt Dr. Markus Merthin. Dieses Erfolgsmodell lässt der Sender so schnell nicht fallen: 2014 soll der dann 60-Jährige die Nachfolge von Siegfried Rauch als Kapitän auf dem Traumschiff antreten. Und schon in dieser Woche gibt's ein Wiedersehen mit dem gealterten Frauenhelden: Am 28. März startet die Sitcom Lerchenberg auf ZDF neo, Sascha Hehn spielt darin was? Einen gealterten TV-Star. Da soll noch einer sagen, das ZDF verstehe sich nicht auf Selbstironie oder drehe sich nur um sich selbst.
Stattdessen ist doch das hier angesagt: Piccolöchen, strahlende Gesichter und Bombenstimmung, wie bei der Traumbesatzung des Traumschiff im Bild (Horst Naumann, Heide Keller und Siegfried Rauch, v.l.), zu dessen 20. Geburtstag verkündet wurde: "Ein bisschen Eskapismus tut der Seele gut". Inzwischen ist die Sendung 32 Jahre alt und kein bisschen weniger eskapistisch. Warum auch?
Mag drumherum Europa in der Krise zittern, die Schere zwischen Arm und Reich sich weltweit immer weiter öffnen, ein Bundespräsident nach dem anderen und zuletzt sogar der Papst zurücktreten: Beim ZDF ist es wohlig und warm, zum Beispiel mit Marianne und Michael (im Bild), die völlig unnötigerweise von Anke Engelke und Bastian Pastewka für Sat 1 unter dem Namen "Wolfgang und Anneliese" persifliert und schließlich im Jahr 2011 sogar abgesetzt wurden. Ein Skandal. Zumindest für die Fans von Marianne und Adolf Michael Hartl, die sich seither mit den anderen ZDF-Schlagermenschen trösten und sogar bisweilen umschalten mussten, zum vergleichsweise grünschnabeligen Florian Silbereisen in die ARD. Und das nur, weil das ZDF sich nach eigenen Angaben "verjüngen" wollte. Wozu denn bloß?
Haben nicht unzählige ZDF-Serien bewiesen, dass dem Publikum die liebsten doch die älteren Hauptdarsteller sind, die sich um die Belange älterer Menschen kümmern? Im Bild kümmert sich Kommissar Stubbe alias Wolfgang Stumph jedenfalls rührend um seine kranke Tante Charlotte (Margret Homeyer), ...
... Kommissarin Bella Block alias Hannelore Hoger geht fürs ZDF auch im Rentenalter noch auf Verbrecherjagd - am liebsten mit rosaroter Brille und auf verwegenen Trips mit einem Freund (im Bild Rudolf Kowalski, der inzwischen alt genug für eine eigene Rolle als ZDF-Kommissar Stolberg ist, die aber aktuell auch schon wieder abgesetzt wurde).
Und nicht zuletzt zeigte Dauerbrenner "Matula" (rechts im Bild, links Paul Frielinghaus als Anwalt Dr. Lessing) in der ZDF-Krimiserie Ein Fall für zwei an der Seite wechselnder Anwaltspartner, dass ein echter Fernseh-Detektiv sich, sonnengegerbt, auch noch mit tiefen Falten die Finger für die Gerechtigkeit dreckig machen kann. Leider hat auch er seinen nahenden Abschied verkündet, Millionen von ZDF-Zuschauern rührt das damit verbundene Ende der Serie zu Tränen. Denn immerhin hat Claus Theo Gärtner mit der 300. Folge (seit 1981) inzwischen sogar den berühmten Derrick an die Wand gespielt, der immerhin 25 Jahre lang fürs ZDF ermittelte. So viel Treue belohnt der Zuschauer mit inniger Zuneigung, und wo hat man heutzutage auch noch solche Lebensläufe, 32 Jahre lang am selben Arbeitsplatz?
Nicht zuletzt spricht dieser Name Bände: Der Alte geht schon seit Ostern 1977 unter diesem vielversprechenden Titel fürs ZDF auf Verbrecherjagd. Die Serie hat seitdem erst drei Kommissare benötigt (im Bild Rolf Schimpf als Leo Kress, links, rechts Ernst Schröder), was schon erahnen lässt, dass Alter beim ZDF als keine kurze oder schnell vorübergehende Einheit, sondern als großes Ganzes gesehen wird. Einem der ermittelnden Kommissare indes soll laut Medienberichten aufgrund seiner Krebserkrankung am Telefon gekündigt worden sein. Das ZDF steht halt ausschließlich für die schönen Seiten des Alterns. Krankheit? Ja, bitte, aber nur, wenn sie kameratauglich von einem Arzt geheilt werden kann, dem die Frauen vertrauen. Tod? Nein, danke. Absetzen ist doch schon schlimm genug.
Da kümmert man sich lieber um die schönen, weichgezeichneten Facetten des Alters, von denen es so viele gibt, wie regelmäßig in Rosamunde-Pilcher-Filmen im ZDF zu bewundern ist: Ob nun die Haushälterin (Karin Anselm, im Bild mit Pascal Breuer) in blühenden Gärten lustwandelt oder ehemalige Ballerinas das Balzverhalten ihrer Töchter im Mondscheinlichte betrachten - am Ende spiegelt alles die Sehnsucht nach heiler Welt.
Selbst wenn es auf den ersten Blick schwierig erscheint, so lautet auch die Botschaft in ZDF-Vorabend-Serien wie Ich heirate eine Familie (1983 bis 1986, mit Peter Weck, der auch Regie führte, im Bild): Am Ende siegt der Frieden in der Kleinfamilie. Den man sich laut Serie auch als Grauhaariger noch erheiraten kann. Nicht aber, ...
... dass nun jemand meint, das ZDF vermittle ein naives Weltbild. Da sei nur der ZDF-Klassiker Aktenzeichen XY ... ungelöst genannt, den von 1976 bis 1997 Eduard Zimmermann (im Bild) moderierte, später seine Adoptivtochter Sabine Zimmermann zusammen mit Butz Peters, inzwischen der ehemalige Eiskunstläufer Rudi Cerne. Das Format ist, zusammen mit seinem Vorläufer Vorsicht, Falle! (1964 bis 2001) aber sowas von verantwortlich dafür, dass sich der gemeine deutsche ZDF-Zuschauer kein x für ein u vormachen lässt, sich von keinem Verbrecher mehr als nötig aufs Glatteis führen lässt und ganz genau weiß, wie die Tricks der Enkeldiebe, Handtaschenräuber und Wohnungseinbrecher funktionieren. Etwa 40 Prozent der ausgestrahlten Fälle würden aufgeklärt, so die Redaktion. Da haben wir's doch wieder: Das ZDF sorgt eben für Ordnung.
Viel zu verwirrend wäre deshalb auch, wenn auf der ZDF-Couch der großen Abendunterhaltungssendungen nicht immer dieselben Gäste gesetzteren Alters Platz nehmen würden, gerne auch älter als der Moderator selbst (im Bild von links: Johannes B. Kerner, Hellmuth Karasek, Susanne Fröhlich, Alice Schwarzer und Ottfried Fischer in der ZDF-Sendung "Unsere Besten"). Was aus Kerner wurde, nachdem er das ZDF verlassen hat, wissen wir ja: nicht mehr viel.
Und auch Thomas Gottschalk kam gerne zurück ins ZDF, um sich nochmal aufs Sofa zu setzen und a bisserl über sich selbst zu quatschen, hier etwa bei seinem Nachfolger Markus Lanz in der gleichnamigen Sendung.
Zu viel Neuartiges, so viel musste Lanz schon vor der Übernahme von Wetten, dass ...?! erfahren, löst beim ZDF und seinen Zuschauern erhebliche Skepsis, wenn nicht gar Panik aus. Wie, der Gottschalk hört auf mit Wetten, dass ...?!, der ist doch gerade mal 61 und macht das doch erst seit 23 Jahren! Kann ja wohl nicht sein, wer soll das denn sonst machen? Auch Tom Hanks (im Bild, mit Plüschohren) war, zu Gast bei dann doch Lanz, not amused über das nahezu kindisch aufgedrehte Verhalten des Gastgebers und das neue Konzept der Sendung. Es ist nicht leicht, im Zweiten Deutschen Fernsehen Neues zu wagen - und manchmal ist es auch gänzlich unerwünscht. Es passt auch so wenig ...
... zwischen die althergebrachten Formate wie etwa den ZDF-Gottesdienst (im Bild aus der evangelischen Christuskirche in Rom) oder die Kreuzfahrt ins Glück, den Landarzt, den Bergdoktor oder ZDF History.
Wie schade nur, dass die ZDF-Sendung Kaffeeklatsch (1995 bis 2002) mit Ralph Morgenstern (rechts im Bild), später zu Blond am Freitag (2001 bis 2007) weiterentwickelt, eingestellt wurde. Dabei hat der Moderator so schön mit älteren Damen beim Kaffeekränzchen über Gott und die Welt gelästert. Da hat selbst Eva Herman (l.) noch zum Jubiläum gratuliert. Kernkompetenz: Frauenthemen, die auf der Seele brennen. Wie eben der Kaffeeklatsch. Süß, dass das alles öffentlich-rechtlich finanziert wurde.
Klatsch, Tratsch und Spaß beiseite, jetzt wird es nämlich feierlich: Am 1. April 1963 sprach ZDF-Gründungsintendant Professor Karl Holzamer (im Bild) erstmals zu den Zuschauern. Das war kein Aprilscherz, sondern bitterer Ernst, wovon 50 Jahre ZDF-Programm nun in der Rückschau zeugen können. Am Anfang wurde noch aus Baracken gesendet. Inzwischen ist das ZDF eine große Senderfamilie. Wie groß, ...
... das will der Sender zum 50. Geburtstag mit einer Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert ZDF in zwei Jubiläumsshows zeigen. Am 28. und 30. März, jeweils um 20.15 Uhr, führt Maybrit Illner durch den Abend, begleitet von prominenten (und bloß nicht zu jungen) ZDF-Größen wie Udo Jürgens, Thomas Gottschalk, Hape Kerkeling, Veronica Ferres und Joachim Fuchsberger, erinnernd an Klassiker wie den Goldenen Schuss mit Lou van Burg und Vico Torriani über die ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck (im Bild) bis zu Derrick und der Schwarzwaldklinik. In Zukunft allerdings, so viel hat das ZDF schon verraten, würden die Macher auf ein "verjüngtes Programm" setzen.
Die Anfänge sind schon gemacht: In den Digital-Ablegern ZDFkultur, ZDFneo und ZDFinfo tummeln sich auffallend jüngere und experimentellere Moderatoren. Experimentell zwar vor allem insofern, als sie auch besonders schnell wieder abgesetzt werden (im Bild z. B. die Moderatoren der bereits beendeten Sendung Der Marker, Hadnet Tesfai, Mitte und die Kollegen Jo Schueck, links, und Rainer Maria Jilg, rechts, im kecken Ausfallschritt), so auch Charlotte Roche und Jan Böhmermann. Womöglich auch eine Folge dessen, dass man sich eben doch nicht traut, die total wilden Experimente im Hauptprogramm zu zeigen. Aber es gibt auch positive Beispiele.
Wie dieses hier: Die heute-show mit unter anderem Oliver Welke (rechts), Martina Hill (Mitte), Olaf Schubert und weiteren Kabarettisten, Schauspielern und Journalisten sorgt seit 2009 wöchentlich im Freitags-Spätprogramm für erstaunlich intelligente und witzige Nachrichten-Satire vom Feinsten. Auch die politische Kabarett-Sendung Neues aus der Anstalt, immerhin monatlich im Programm, ist seit 2007 ein Garant für bissiges Abwatschen der politischen Zustände in diesem Land und hat Dieter Hildebrandts berühmten ARD-Scheibenwischer (1980 bis 2008) als jüngeres und frischeres Kabarett-Format abgelöst. Urban Priol und erst Georg Schramm als sein Partner, inzwischen Frank-Markus Barwasser und wechselnde Gäste sind zwar auch kein Quell ewiger Jugend. Aber immerhin noch deutlich agiler als der sonstige Programm-Querschnitt.
Neu eingekauft wurde außerdem im Zuge der Modernisierungskampagne die stets adrett verzwirbelte Inka Bause (im Bild), besser bekannt als RTL-Moderatorin des Erfolgsformates Bauer sucht Frau. Die kecke Blondine soll eine Nachmittags-Talkshow moderieren, laut Medienberichten werde auch über das Hauptabendprogramm nachgedacht. Und noch ein total flotter Typ wechselt zum ZDF:
Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister und Spitzenkandidat für das Amt des Ministerpräsidenten des SPD-Landesverbands, spielt in der Krimiserie Soko 5113 mit. Das ist aber nur auf den ersten Blick erstaunlich. Immerhin ist Ude Kabarett-erprobt, spielt sich in der Sendung selbst und außerdem schon zum zweiten Mal mit. Desweiteren ist jene 500. Folge von Soko 5113, die an diesem Montag im ZDF gesendet wurde, mit einem der dienstältesten TV-Kommissare Deutschlands als Hauptverdächtigem besetzt (Michael Ande, ewiger Zweiter aus Der Alte), und außerdem mit ihren 30 Jahren die Mutter aller anderen Soko-Krimireihen im ZDF. Bleibt also doch vieles beim Alten, ...
... da hätte ZDF-Mann Steffen Seibert gar nicht panisch als Regierungssprecher in die Arme von Angela Merkel fliehen müssen, ...
... auch wenn Marcel Reich-Ranicki, früher selbst lange Jahre als Moderator des Literarischen Quartett (1988 bis 2001) im ZDF beheimatet, "Aus gegebenem Anlass" mit Thomas Gottschalk 2008 nach der Verweigerung des Deutschen Fernsehpreises ein ernstes Wörtchen über das Fernsehprogramm reden musste. Er meinte ja nicht nur das ZDF.
Es gibt jedenfalls ernstzunehmende Leute bei diesem Sender, die das ZDF gegen keinen anderen Arbeitsplatz der Welt tauschen würden. Sogar die Chefredaktion des Spiegel hat Claus Kleber 2007 abgelehnt, um weiterhin Anchorman des heute-journal bleiben zu können. Auch seine Kollegin mit dem unvergleichlichen Namen Gundula Gause sagte jüngst zum Anlass des Senderjubiläums und ihres eigenen 20. Jubiläums in der Sendung der dpa: "Wenn die Zuschauer und wenn das ZDF das weiter aushalten, setze ich glatt nochmal 20 Jahre drauf." Nur um kurz darauf bescheiden zurückzurudern: "Spaß beiseite: Nichts ist für die Ewigkeit. Erst einmal würde ich gerne einfach weiterarbeiten." So kennen und lieben wir das ZDF: Immer schön den Ball flach halten. Nicht unnötig auftrumpfen. Man kann auch ohne Spaß Alkohol haben - oder war es andersrum? Wieso auch in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das Zweite Deutsche Fernsehen hat sich innerhalb von nur 50 Jahren einen Platz erkämpft, den die anderen Sender nahezu ohne Widerstand aufgegeben haben: den des Senioren-Senders, der für Nachhaltigkeit steht. In den Themen, in den Rollen, in den Klischees, den Bildern, Serien, Filmen, Personen, im Talk und in der Unterhaltung. Nur in der Satire und manchmal in den Nachrichten, da ist das ZDF überraschend frisch in letzter Zeit.
Aber keine Sorge: Die jüngeren Zuschauer, die das anzieht, werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch irgendwann alt. Sie wachsen also in den Sender-Durchschnitt hinein und können dann gleich dabei bleiben. Und das Tollste: Ganz Deutschland überaltert. Was für eine Chance für das ZDF. Niemand ist darauf vorbereitet, weder die Politik, noch die sozialen Einrichtungen, noch die Rente, und schon gar nicht die Krankenhäuser oder Altenheime und natürlich auch nicht die alt werdenden selbst. Nur dieser Sender, der hat das Format für die Generation 60 plus. Er ist der einzige, der die Senioren wirklich versteht. Deshalb ist das ZDF der Sender der Zukunft. Womöglich kommt das auch eines Tages Harald Schmidt zugute. Der Mann hat schon so oft den Haussender gewechselt - wieso also nicht, im Alter, ein weiteres Mal? Im Bild probt er schon einmal die Moderation des heute-journal (2007), beim Traumschiff war Schmidt auch schon an Bord. Auffangbecken für alternde Moderatoren zu werden, dies wäre noch eine Aufgabe, der sich das ZDF im Zuge seiner Ausdehnung annehmen könnte. Wenn wir demnächst dann 500 Jahre ZDF feiern, wäre die Senderfamilie schon allein durch eine solche Aktion um einen Schlag sehr, sehr viel größer. Und Ausdehnung, das ist doch immer das Ziel im TV.