"Knallerfrauen" auf Sat1:Es darf auch etwas weniger sein

Zu laut und zu übertrieben: In ihrer neuen Comedy-Show "Knallerfrauen" übertreibt Martina Hill ihr Bemühen, sich als Slapstick-Marke zu etablieren. Vom Talent her könnte sie problemlos in der Klasse einer Anke Engelke mitspielen, aber sie bräuchte einen Regisseur, der ihr verbietet, die eigenen Gags zu Tode zu grimassieren.

Hans Hoff

Martina Hill ist eine hervorragende Schauspielerin. Sie verfügt über ein Timing, das viele Kollegen wie passionierte Busverpasser aussehen lässt, und bei Switch reloaded war sie dementsprechend so etwas wie der Star in einer ohnehin schon glänzenden Truppe.

"Knallerfrauen" auf Sat1: Martina Hill hat im deutschen Fernsehen schon viele berühmte Frauen verkörpert, und manche von ihnen versteht man seitdem sogar besser. In Knallerfrauen, ihrer neuen Sat-1-Sendung, geht es weniger um Nachahmung als um Rollenklischees - und man sieht, dass sie sich mit eigenen Figuren schwerer tut.

Martina Hill hat im deutschen Fernsehen schon viele berühmte Frauen verkörpert, und manche von ihnen versteht man seitdem sogar besser. In Knallerfrauen, ihrer neuen Sat-1-Sendung, geht es weniger um Nachahmung als um Rollenklischees - und man sieht, dass sie sich mit eigenen Figuren schwerer tut.

(Foto: Sat1)

Ihre Darstellungen von Model Heidi Klum oder der Sängerin Lena fielen derart präzise aus, dass sie fortan die Betrachtung des Originals schärften und damit sogar so etwas wie eine medienpädagogische Wirkung hatten. Man kann Heidi Klum heute kaum noch betrachten, ohne im Hinterkopf die übertriebene Kieksstimme zu hören, mit der Hill all ihre Künstlichkeit karikierte.

Trotzdem ist nicht alles Kunst, was Martina Hill anstellt. In der Heute Show tut sie als giggelnde Statistikexpertin Tina Hausten gelegentlich ein bisschen mehr als gut wäre. Sie übertreibt dann, wo sie sich besser nahe an einem Vorbild bewegte. Sie kann nun einmal hervorragend nachzeichnen, mit der Entwicklung eigener Figuren tut sie sich sichtlich schwerer. Man kann das sehr schön beobachten auf einer DVD, die Sat 1 vorab zu Hills neuer Reihe Knallerfrauen versendet hat.

Da ist Hill zu sehen, wie sie Männern förmlich auf der Nase herumtanzt, wie sie im Supermarkt die Wurst erst obszön und dann gewalttätig behandelt, wie sie sehr lange sehr schlecht singt und sich beim Essen übertrieben empfindlich zeigt. Es geht da eindeutig um Frauenbilder, um Rollenklischees, die sie durch Übertreibung kenntlich zu machen versucht.

Sehr schöne Szenen sind dabei, in denen die Hauptdarstellerin ganz trocken agiert und gerade die Nüchternheit den Effekt hervorbringt. Wenn sie etwa mit kurzem Röckchen auf einem Sessel herumturnt und einen unter ihr sitzenden Mann komplett ignoriert, dann hat das sehr komische Momente, die entstehen, weil man sich nicht vorstellen kann, dass jemand so etwas tut. Hill liefert mit ihrer Darstellung aber den Hinweis, dass jemand so etwas tun könnte. In solchen Szenen ist sie gut, richtig gut.

Wiederholung ausgelatschter Gags

Aber dann übertreibt sie beim Versuch, sich als Slapstick-Marke zu etablieren. Sie überbetont dann das Körperliche, flitzt wie angestochen durch die Gegend und sie grimassiert wie blöde. Offenbar hat ihr kein Regisseur gesagt, dass es das nicht braucht, dass es manchmal das Weniger ist, das ein Mehr erzeugt. Zusätzlich sind manche ihrer Sketche arg in die Länge gezogen und setzen auf Wiederholung ausgelatschter Gags.

In genau solchen Momenten verliert Hills Kunst ihre Wirkung. Sie könnte vom Schauspieltalent her problemlos in der Klasse einer Anke Engelke mitspielen, aber sie braucht dafür die Vorlagen kluger Autoren - und sie braucht die Führung durch einen Regisseur, der nicht schon damit zufrieden ist, wenn sich seine Hauptdarstellerin zappelig die Ulknudel gibt.

Knallerfrauen Sat 1, 23.15 Uhr.

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