Rolling Stones:Nicht mit uns

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Der US-Präsident lässt auf seinen Wahlkampfveranstaltungen gern Musik der Rolling Stones spielen. Denen gefällt das nicht. (Foto: dpa)

Mick Jagger und die "Rolling Stones" ärgern sich schon seit Jahren darüber, dass Donald Trump ihre Songs für den Wahlkampf benutzt. Jetzt haben sie sich mit anderen Musikern gegen politische Vereinnahmung zusammengetan.

Von Jan Kedves

Man bekommt nicht immer, was man will. Das weiß kaum jemand besser als Mick Jagger, der seit 1969 den Hit "You Can't Always Get What You Want" singt. Was Jagger nun aber wirklich will, ist, dass Donald Trump endlich aufhört, bei Wahlkampf-Events Songs der Rolling Stones zu spielen. Seit 58 Jahren ist Jagger Sänger der in London gegründeten Rock- und Blues-Band, zu deren Fans offenbar auch der Präsident der USA gehört. "You Can't Always Get What You Want" scheint sogar eines von Trumps Lieblingsliedern zu sein. Er ließ es bereits im Jahr 2016, während seines ersten Wahlkampfs, immer wieder spielen. Schon damals wunderte man sich, was er damit sagen will.

Und schon damals betonten die Stones, dass sie mit dieser Nutzung ihres Hits nicht einverstanden seien. Das Management der Band schickte Unterlassungsaufforderungen, die von Trump offenbar alle ignoriert wurden. Als er im Juni in Tulsa, Oklahoma, seine Kundgebung zur erhofften Wiederwahl abhielt, erklang nach seiner Rede im Bank of Oklahoma Center schon wieder "You Can't Always Get What You Want". Diesmal schalteten die Stones die amerikanische Urheberrechte-Gesellschaft BMI (Broadcast Music, Inc.) ein. Sie schickte dem Präsidenten eine letzte Verwarnung. Die Anwälte der Stones würden gemeinsam mit der BMI gegen jede weitere Verwendung der Musik der Band klagen, so das Schreiben. Es stelle einen Bruch der Lizenzvereinbarung dar, die die Stones mit der BMI haben, im Speziellen der "Political Entities License". Die regelt, ob Musik von Künstlern für politische Kampagnen lizenziert werden darf.

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Mick Jagger, der vor einigen Tagen seinen 77. Geburtstag feierte, arbeitet - wie er dem Magazin Rolling Stone verriet - mit den Stones gerade an einem neuen Album. Dass er von Trump wenig hält, ist dokumentiert. Als im vergangenen Jahr die "Fridays For Future"-Bewegung den Klimaschutz zum Thema machte, kritisierte er in einem Interview, dass Trumps Politik den Klimaschutz zurückrolle, obwohl "die USA eigentlich Weltführer des Klimaschutzes sein sollten".

Im Juli 2019, wenige Monate nach einer überstandenen Herzklappen-OP, machte Jagger sich bei einem Konzert darüber lustig, dass Trump in einer Rede zum Unabhängigkeitstag der USA am 4. Juli behauptet hatte, George Washingtons Kontinentalarmee habe während der Amerikanischen Revolution die Flughäfen der britischen Armee eingenommen. Flughäfen im 18. Jahrhundert? "Der Präsident hat da einen guten Punkt gemacht", flachste Jagger auf der Bühne in Massachusetts, fit wie ein Turnschuh: "Er sagte: 'Wenn die Briten damals ihre Flughäfen besser gehalten hätten, wäre die Sache für uns vielleicht ganz anders ausgegangen'." Womit Jagger natürlich durch die Blume sagte: Hätten die Briten ihre "Flughäfen" damals besser verteidigt, gäbe es heute wohl keinen US-Präsidenten Trump.

Vor einigen Tagen hat Jagger nun zusammen mit seinem Stones-Kollegen Keith Richards seine Unterschrift unter einen offenen Brief gesetzt, in dem Pop-Künstler sich dagegen wehren, vor politische Karren gespannt zu werden. Veröffentlicht wurde der Brief von der Artist Rights Alliance (ARA), einem Musikerbündnis aus Washington, das sich dem Kampf "für die faire Behandlung von Urhebern in der digitalen Welt" widmet. Unterzeichnet haben auch Elton John, Lionel Richie, die Band Pearl Jam und Sheryl Crow. Nicht alle der Unterzeichner sind aktuell betroffen, viele wollen sich präventiv gegen eine politische Vereinnahmung wehren. In dem Brief werden sowohl die demokratische wie die republikanische Partei der USA dazu aufgefordert, sich bis zum 10. August selbst darauf zu verpflichten, Musik nur dann für Wahlkampfzwecke zu verwenden, wenn die Autoren und Künstler zugestimmt haben.

Dass Donald Trump und sein Wahlkampfteam darauf reagieren werden, ist nicht wahrscheinlich. Man bekommt nicht immer, was man will.

© SZ vom 01.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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