Dieser Mann ist gekommen, um sich zu beschweren: Nachdem er seinen Job verlor, seine Frau sich aus purer Verzweiflung mit Benzin übergossen und angezündet hat und das Amt ihm die Kinder wegnahm, macht sich der serbische Hilfsarbeiter Nikola (Goran Bogdan) auf den Weg zum zuständigen Ministerium nach Belgrad. Da er kein Geld für den Bus hat, geht er zu Fuß, fünf Tage lang, 300 Kilometer weit.
Der Serbe Srdan Golubović ließ sich für seinen Spielfilm "Vater - Otac" von einer wahren Begebenheit inspirieren: Serbische Medien berichteten über den gerechtigkeitssuchenden Vater, dem man die Kinder weggenommen hatte. Also fuhr der Regisseur und Drehbuchautor zum Ministerium und unterhielt sich mit dem realen Vorbild für seinen Film. "Ich realisierte, dass etwas sehr Spezielles in der Geschichte war, etwas Inspirierendes und Cineastisches, eine Art ,Paris, Texas'-Erzählung, wie sie der Balkan schreibt", so Golubović.
Sein Film erinnert aber auch an die Regiearbeiten des britischen Klassenkämpfers Ken Loach: Auch er erzählt von den Ärmsten der Armen, in einem Land, das architektonisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich zerfällt. Dafür braucht er nicht viele Worte, der Blick ins abgekämpfte Gesicht seines hervorragenden Hauptdarstellers genügt: Der Kroate Goran Bogdan ist in seiner Heimat ein bekannter Film- und Fernsehschauspieler, er war aber auch in der dritten Staffel der US-Serie "Fargo" zu sehen.
Vater - Otac , SRB/F/D/HRV/SVN/BIH 2020, Regie: Srdan Golubović, mit Goran Bogdan, Boris Isaković, Nada Šargin, Kinostart: 2. 12. 2021