Moskau:Oper Stuttgart „wütend“ wegen Hausarrests für Serebrennikow

Stuttgart (dpa) - Die Oper Stuttgart hat erschüttert auf die Verlängerung des Hausarrests für den russischen Regisseur Kirill Serebrennikow reagiert. "Wir alle können das nicht verstehen, sind traurig und wütend", sagte Intendant Jossi Wieler am Mittwoch in Stuttgart. Die Oper bringt am Sonntag (22. Oktober) das Märchen "Hänsel und Gretel" auf die Bühne - nach einer Idee Serebrennikows.

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Stuttgart (dpa) - Die Oper Stuttgart hat erschüttert auf die Verlängerung des Hausarrests für den russischen Regisseur Kirill Serebrennikow reagiert. „Wir alle können das nicht verstehen, sind traurig und wütend“, sagte Intendant Jossi Wieler am Mittwoch in Stuttgart. Die Oper bringt am Sonntag (22. Oktober) das Märchen „Hänsel und Gretel“ auf die Bühne - nach einer Idee Serebrennikows.

Die Justiz hatte den Hausarrest samt Kommunikationssperre am Dienstag verlängert. Sie wirft dem Leiter des Moskauer Gogol-Zentrums vor, staatliche Fördergelder unterschlagen zu haben. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Der 48-Jährige bestreitet die Anschuldigungen.

Intendant Wieler kritisierte, dass das russische Vorgehen einem Arbeitsverbot gleichkomme. „Die Inszenierung wäre ganz anders geworden“, sagte Wieler vor der Premiere. Es werde weder die Kostüme noch das Bühnenbild, wie von Serebrennikow erdacht, geben.

Im Zentrum der Bühnenproduktion steht ein Spielfilm Serebrennikows. Er erzählt „Hänsel und Gretel“ im Kontext der Globalisierung - am Schicksal von zwei afrikanischen Kindern aus Ruanda, die auf der Suche nach dem Glück in die Welt des Konsums gelangen. Die Kinder werden zur Premiere erwartet. Die Oper zeigte nun erstmals einen Rohschnitt eines Dokumentarfilms über das einmalige Musikprojekt, den das SWR-Fernsehen am 19. November (11.00 Uhr) zeigt.

Serebrennikow hatte in Stuttgart 2015 mit großem Erfolg „Salome“ inszeniert. Am Tag der Premiere will die Oper auch mit der politischen Podiumsdiskussion „Chronik der Ereignisse - Kirill Serebrennikow im Visier der Staatsgewalt“ und einer Ausstellung an das Schicksal des gesellschaftskritischen Künstlers erinnern.

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