Pariser Louvre reduziert Besucherzahlen:Weniger ist mehr

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In Zukunft soll es im Louvre "angenehmer" zugehen als an dem Tag als ein Sicherheitsbeamter Sahnekuchen von der Vitrine mit der "Mona Lisa" wischen musste. (Foto: @Klevisl007/Twitter user/AP/dpa)

Der Louvre will künftig "nur" noch 30 000 Besucher täglich einlassen. In deutschen Museen träumt man von solchen Zahlen.

Von Jörg Häntzschel

Wie alle Kulturinstitutionen leiden auch die deutschen Museen noch immer unter Long Covid. Die Häuser sind längst wieder geöffnet, doch das Publikum hat seine Entwöhnung noch nicht überwunden und kommt nur spärlich. Die noch immer nicht ausgeglichenen Einbrüche beim Tourismus, vor allem aus China, machen es noch schlimmer.

Das ist auch beim Pariser Louvre, dem meistbesuchten Museum der Welt, nicht anders. Umso überraschender ist die Maßnahme, die die seit 2021 amtierende Direktorin Laurence des Cars eben verkündet hat: Ab sofort soll die Zahl der Besucher dort um rund ein Drittel reduziert werden. Statt wie bisher 45 000 werden in Zukunft "nur" noch 30 000 Tickets täglich verkauft, um eine "angenehmere Besuchserfahrung" zu schaffen. Damit soll die jährliche Besucherzahl künftig bei unter acht Millionen gedeckelt werden, etwa so viel wie im Jahr 2022 und davor zuletzt vor 17 Jahren. 2018, im bislang besucherstärksten Jahr des Louvre, hatten sich noch zehn Millionen Menschen durch die Säle des Museums geschoben.

Des Cars zufolge soll diese Maßnahme nicht nur den Besuchern zugutekommen, die sich oft zu Hunderten in den Sälen drängen, am dichtesten in dem mit der "Mona Lisa", sondern auch den rund 2000 Angestellten des Louvre, die seit Jahren wegen der Überfüllung protestieren und zeitweise sogar in den Streik getreten sind.

Laurence des Cars, Direktorin des Louvre, hier noch zu sehen an ihrer vorherigen Wirkungsstätte, dem Musée d'Orsay. (Foto: Alain Jocard/AFP)

Laut des Cars ist der Louvre damit das erste Museum weltweit, das seine Besucherzahlen dauerhaft reduzieren will. Doch auch andere Museen, etwa das Museum of Modern Art in New York schlugen sich - bis zur Corona-Flaute jedenfalls - mit der Frage herum, wie sie ihre laufend steigenden Ausgaben decken und ihren Status halten können, ohne den Weg der großen Flughäfen der Welt zu gehen: immer voller und immer größer.

Die meisten deutschen Museen wären indes glücklich, sie hätten solche Sorgen. Vor allem die in Berlin. Ein Hauptgrund für die geplante Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist der bestürzend schwache Besuch der Berliner Museen. Im Jahr 2019, also vor Corona, hatte das am besten besuchte Berliner Haus, das Neue Museum, gerade einmal 828 000 Besucher. In der Gemäldegalerie am Kulturforum verloren sich 310 000 Menschen. Der Louvre erreicht diese Menge künftig in zehn Tagen, und das mit harter Tür. Selbst das Deutsche Museum in München, die Nummer eins in Deutschland, hatte vor Corona nur rund 1,5 Millionen Besucher jährlich.

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