Künstler:„French Kiss“: Chilly Gonzales beeindruckt auf Französisch

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Cover des Albums "French Kiss" von Chilly Gonzales. (Foto: -/Pias/Gentle Threat/dpa)

Für einige Jahre lebte Chilly Gonzales in Paris. Das inspirierte den Ausnahmekünstler zu seinem neuen Album „French Kiss“, auf dem der Kanadier ausschließlich in französischer Sprache singt und rappt. Auch dabei: Klavier-Ikone und Schmuse-Pianist Richard Clayderman.

Von Philip Dethlefs, dpa

London (dpa) - Chilly Gonzales ist ein Phänomen. Der 51-jährige Sänger, Pianist, Produzent und Entertainer lässt immer wieder auf brillante und oft überraschende Weise die Grenzen zwischen klassischer Musik, Jazz, Elektronik, Pop und sogar Rap verschwimmen. Der kanadische Künstler, der eigentlich Jason Charles Beck heißt, arbeitete unter anderem mit Künstlern wie Feist, Drake, Jarvis Cocker und Daft Punk zusammen. Nichts scheint für ihn musikalisch unmöglich zu sein.

Auf seinem neuen Album „French Kiss“ hat sich der mehrfache Grammy-Gewinner französischen Klängen verschrieben. Die Inspiration kam ihm in Paris, wo er mehrere Jahre lebte, bevor er sich in seiner derzeitigen Wahlheimat Köln niederließ. Es ist sein erstes Album in französischer Sprache oder „der Sprache von Molière und Bangalter“, wie es im Begleittext heißt. Mit letzterem ist Thomas Bangalter gemeint, eine Hälfte der inzwischen aufgelösten Band Daft Punk.

Wie so oft vereint Chilly Gonzales auf seinem neuen Longplayer musikalisches Genie mit Wortwitz. Wenn er zum Auftakt fast etwas holprig „Je vous French Kiss“ zu den Klängen von Claude Debussys „Clair de lune“ singt, muss man unweigerlich schmunzeln. Und auch bei den skurrilen, provokanten Reimen, die folgen: „Je parle anglais comme Tony Blair, je parle allemand Adolf Hitler, mais en français je prononce le R.“ („Ich spreche Englisch wie Tony Blair, ich spreche Deutsch wie Adolf Hitler. Aber auf Französisch betone ich das R.“)

Mit der Sängerin Bonnie Banane singt - und spricht - der unberechenbare Gonzales das Duett „Il Pleut Sur Notre-Dame“ - ein verträumtes Chanson. Beim Instrumental-Track „Lac Du Cerf“ wird der Pianist von der französischen Musikerin Christine Ott am Ondes Martenot begleitet - einem monophonen elektronischen Musikinstrument, das ähnlich wie ein Theremin funktioniert und klingt. Das Ergebnis ist ein wunderbar atmosphärisches Stück.

Das titelgebende „Cut Dick“ ist ein Song des französischen Künstlers Quentin Dupieux, auch bekannt als Mr. Oizo, der mit „Flat Beat“ 1999 einen großen Hit landete. Er habe sich immer eine orchestrierte Version davon vorgestellt, sagt Gonzales im PR-Text. Live hatte er den Song bereits gespielt. Mit dem Segen von Dupieux habe er „Cut Dick“ nun auch auf seinem Album „gonzifiziert“. Das Lied „Richard Et Moi“ ist dem Schmuse-Pianisten Richard Clayderman gewidmet, der passenderweise selbst mitspielt. Er erzählt von Claydermans großem Hit „Ballade Pour Adeline“ und Astérix und Obélix.

Der Wortwitz in den meisten Songs ist kaum übersetzbar und vieles erschließt sich nur mit entsprechenden Sprachkenntnissen. Doch selbst ohne Textverständnis zieht Chilly Gonzales seine Hörer mit „French Kiss“ in seinen Bann, weil das Album musikalisch und melodisch eine herrliche Leichtigkeit und eine angenehme, schwer beschreibbare Nostalgie vermittelt. Das klingt, um es mit einem Songtitel des Albums zusammenzufassen, „Wonderfoule“.

© dpa-infocom, dpa:230912-99-163392/2

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