Neu in Kino & Streaming:Die Starts der Woche - welche Filme sich lohnen und welche nicht

Lesezeit: 2 Min.

Eine weitere Feelgood-Komödie à la française: "Es sind die kleinen Dinge". (Foto: Stephanie Branchu/dpa)

Amerika versinkt im Bürgerkrieg in "Civil War". Die französische Komödie "Es sind die kleinen Dinge" erzählt ein Wohlfühlmärchen aus der Provinz. Die Starts der Woche in Kürze.

Von Sofia Glasl, Josef Grübl, Doris Kuhn, Anna Steinbauer, David Steinitz und Susan Vahabzadeh

Amsel im Brombeerstrauch

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Anna Steinbauer: Brombeeren pflücken, Waschmittel verkaufen und bloß keine Männer. Das Leben der 48-jährigen Etero, die als ledige Frau in einem Provinzdorf in Georgien lebt, verläuft wenig aufregend. Das ändert sich, als sie aus einer Laune heraus eine Affäre mit dem Lieferanten Murman beginnt. Elene Naveriani entwirft das zärtliche Porträt einer Frau, die eine späte Liebe erlebt und ihre Bedürfnisse neu austarieren muss. Ausdrucksstark und eigenwillig wie seine grandiose Protagonistin (Eka Chavleishvili) erzählt das Emanzipationsdrama in satten Farben eine verspäte Coming-of-Age-Geschichte - inklusive all der bitteren Beeren, die man in einem selbstbestimmten Leben so schlucken muss.

Bei uns heißt sie Hanka

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Doris Kuhn: Eine recht persönliche Dokumentation über die Sorben, jene Deutschen in der Lausitz, die slawische Wurzeln haben. Grit Lemke besucht einige von ihnen und befragt sie über ihre Identität. Die speist sich viel durch Erinnerung an früher, an den Verlust von Selbstverständnis oder Tradition in den vergangenen hundert Jahren. Aber ihr Film erzählt von der Rückeroberung des Sorbisch-Seins, der Sprache, des Brauchtums und zeigt dazu in manchmal grandiosen Bildern auch etwas von der Anmut wie von den Wunden dieses Landstrichs.

Civil War

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David Steinitz: Amerika versinkt im Bürgerkrieg, die Metropolen liegen in Trümmern, auf dem Land bekriegen sich marodierende Horden. Ein Grüppchen Kriegsreporter um die Fotografin Lee (Kirsten Dunst) reist entlang der Kampflinien Richtung Washington. Kultregisseur Alex Garland ("Ex Machina") entwirft ein finsteres Bild der nicht mehr Vereinigten Staaten - und ist damit leider nur einige Nuancen von der Realität entfernt. Gerade deshalb hätte etwas mehr Sorgfalt beim Drehbuch und etwas weniger sinnloses Geballere im Weißen Haus der Geschichte nicht geschadet.

Die Liebe in ungleichen Zeiten

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Sofia Glasl: Die ostafrikanische Insel Sansibar Ende der 1950er-Jahre, kurz vor dem Aufstand gegen die britische Kolonialherrschaft. Die wohlhabende Yasmin flieht aus einer arrangierten Ehe in die segregierten Swahili-Viertel und verliebt sich in den Freiheitskämpfer Denge. Einen poetischen Revolutionsfilm nennt der tansanische Filmemacher Amil Shivji sein Historiendrama "Die Liebe in ungleichen Zeiten" und lässt in Zeitlupe aufrührerische Flugblätter auf das Liebespaar regnen. Die gesellschaftliche Aufbruchstimmung bleibt mit solch klischeebeladenen Bildern leider nur vage und der Geist der Revolution romantische Kulisse in einem austauschbaren Liebesdrama.

Es sind die kleinen Dinge

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Josef Grübl: Als Bürgermeisterin eines Dorfs in der Bretagne ist Alice (Julia Piaton) höchstpersönlich für die Reparatur von Schlaglöchern, die Vermietung des Bäckerladens oder den Unterricht der Kinder zuständig. Als ein pensionierter Analphabet (Michel Blanc) in der Dorfschule lesen lernen will, übernimmt sie auch das. Mélanie Auffret erzählt von einer heilen Welt, in der alle zusammenhalten und in der Lokalpolitiker nicht angeblafft, ausgebuht oder attackiert werden. Gibt's doch gar nicht? Genau deshalb schaut man sich dieses Wohlfühlmärchen auch ganz gerne an.

Evil Does Not Exist

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Susan Vahabzadeh: Das Böse ist das Privileg der Menschen, findet der japanische Filmemacher Ryūsuke Hamaguchi, die Natur kann brutal sein - aber sie zerstört nichts in böser Absicht. Hamaguchi, mit einem Oscar für seinen letzten Film "Drive My Car" ausgezeichnet, erzählt in "Evil Does Not Exist" von einem idyllischen Dörfchen, das von Investoren aus Tokio heimgesucht wird, die unbedingt einen Glamping-Platz dort eröffnen wollen. Die Dorfbewohner sind davon nicht begeistert - aber trotzdem wird das Leben nie wieder so sein wie zuvor. Die unberührte Natur und der Kapitalismus vertragen sich nicht besonders gut miteinander. Der neue Film ist zwar ganz anders als "Drive My Car", viel leiser, wortkarger, poetischer. Vielleicht aber genauso philosophisch - auf jeden Fall schafft Hamaguchi Figuren, denen man ins Herz zu schauen meint.

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