Niemand entscheidet sich dafür, zur Welt zu kommen. Man wird geboren und muss dann mühsam alles lernen: Wer die Eltern sind, wer die Geschwister oder die Freunde und dann, wer man selbst ist. Das dauert am längsten. Darum ist die Literatur voller Bücher, in der es um die Identität und die Geschichte ihrer Entstehung geht. Im Reden und Schreiben über die eigene Geschichte liegt ein Element der Bewältigung verborgen, auch etwas Selbstaufklärung und Staunen: "Wenn ich die Dinge nicht aufschreibe", so beginnt die Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux ihren neuen Roman "Der junge Mann", "dann sind sie nicht vollendet, dann habe ich sie nur erlebt." Es könnte das Motto der Autobiografie des einstigen Chefredakteurs der Bild-Zeitung Kai Diekmann sein, die nun unter dem Titel "Ich war Bild" erscheint. Es ist, als sei die Hektik und die Bedeutung seines früheren Jobs derart intensiv gewesen, dass der Autor im Nachhinein ergründen muss, was er da eigentlich angestellt hat. Wer er war, und, untrennbar damit verbunden, wer er heute ist oder noch werden möchte.
Kai Diekmann: "Ich war Bild":Ganz bei sich
Sogar er war mal was anderes als "Bild"-Chef: Kai Diekmann 1999, als Chefredakteur der "Welt am Sonntag".
(Foto: Stefan Hesse/dpa)In seiner Autobiografie "Ich war Bild" ergründet Kai Diekmann intensiv das Innere von Kai Diekmann. Und findet dabei auch ein paar Wahrheiten über den Springer-Konzern.
Von Nils Minkmar
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