Anstehende Präsidentschaftswahlen:Frankreich dreht frei

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In Tain-l'Hermitage wollte Emmanuel Macron "mit der Bevölkerung in Kontakt" treten. Das klappte, wenn auch anders als geplant: Zwischen Besuchs- und Fototerminen verpasste ihm ein Mann eine Ohrfeige. (Foto: Philippe Desmazes/dpa)

Macron wird geohrfeigt, und der Philosoph Raphaël Enthoven überlegt, Marine Le Pen zu wählen. Was ist da los?

Von Nadia Pantel

Halb zehn am Abend ist, auch für einen medial engagierten Philosophen, eine gute Zeit, um mal das Handy zur Seite zu legen. Das fiel am Montagabend auch Raphaël Enthoven auf, und er verabschiedete sich von seinen knapp 160 000 Twitter-Followern mit den Worten, er lasse sie nun allein. Hätte er sich 23 Tweets früher in seine Pause verabschiedet, wäre Frankreich erspart geblieben, was Enthoven, zwinker, zwinker, seinen "Online-Suizid" nennt. Enthoven stellte sich die Frage, was er tun würde, wenn in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl die rechtsextreme Marine Le Pen auf den linken Populisten Jean-Luc Mélenchon träfe. "Wenn ich zwischen beiden wählen müsste, würde ich um 19.59 Uhr Marine Le Pen wählen gehen und mir dabei sagen, ohne es zu glauben, lieber Trump als Chávez." Nun gilt Enthoven, der sich selbst als über den Lagern schwebender Groß-Denker sieht, man ahnt es, als demaskierter Rechter. Und er selbst, auch das konnte man ahnen, fühlt sich erstens missverstanden und findet zweitens, dass allen anderen die Gabe des scharfen Intellekts abhandengekommen sei.

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