Comicstrips über das Ende der Welt, Vorlesungen von Gilles Deleuze und ein Buch, das Goethe mit Karl May vergleicht – die Kulturempfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Künstliche Intelligenz
:Entwickeln Maschinen ein Bewusstsein?
Damit müsse man zumindest rechnen, sagt der Bewusstseinsphilosoph Jeff Sebo im Interview. Doch was bedeutet das für unseren Umgang mit Computern oder Saugrobotern?
Münchner Volkstheater
:Schunkeln mit dem Diktator
Am Münchner Volkstheater inszeniert Ran Chai Bar-zvi „Caligula“ von Albert Camus über den grausamen römischen Kaiser. Aber wo bleibt das Grauen?
Neue Sachlichkeit
:Menschlichkeit in finstren Zeiten
Vor 100 Jahren wurde der Kunstbegriff „Neue Sachlichkeit“ geprägt. Warum uns dieser Stil das unsentimentale Klarsehen lehrt, jenseits linker oder rechter Ideologisierung.
Krise der Demokratie
:Doch, das ist zumutbar
Demokratische Mehrheitsbeschlüsse auszuhalten, ist nicht immer leicht. Warum man sie gerade in diesen Zeiten, in denen populistische Parteien an Einfluss gewinnen, nicht infrage stellen sollte.
Historisches Sachbuch
:Großzügige Nachlässigkeit
Lässt sich aus Baltasar Graciáns altem Herrscher-Lehrbuch „Der Held“ etwas für unser postheroisches Zeitalter lernen? Womöglich. Allerdings etwas ganz anderes, als man vermutet.
Alkoholkonsum
:Saufen ist doch keine Kunst
Wer sich gepflegt die Kante gibt, lebt wilder, schöner, besser? So zumindest lautet ein hartnäckiges Gerücht. Dabei ist Alkohol vor allem eins: uncool.
Glücks-Philosoph Frank Martela
:Was glauben Sie, kann man Glück lernen?
Eine Antwort darauf kann der finnische Philosoph Frank Martela geben. Er weiß, wann die Suche nach dem eigenen Glück unzufrieden macht und worin das größte Glück für den Menschen liegen kann.
MeinungGesellschaft
:Wehe, ein Nilpferd tanzt im Ballettröckchen
Immer fühlt sich jemand beleidigt, immer fühlt sich jemand gekränkt. Viele Menschen schätzen es sogar, sich als Opfer einer Kränkung zu empfinden. Was für Möglichkeiten das eröffnet! Eine Betrachtung zu Weihnachten.
Krise der Demokratie
:Die bloße Mehrheit legitimiert zu nichts
Wer vom Recht des Stärkeren träumt, hat nichts verstanden. Eine Verteidigung der liberalen Demokratie gegen ihre Verächter – und gegen ihre allzu naiven Freunde.
Hannah Arendt und Martin Heidegger
:Perfide Farce
Für den Philosophie-Historiker Emmanuel Faye steht das gesamte Denken Hannah Arendts im dunklen Nazi-Schatten Martin Heideggers. Eine groteske Fehllektüre. Ist das noch Schlamperei oder schon blanke Infamie?
MeinungDebatten
:Die Unterscheidung von Gesinnungs- und Verantwortungsethik macht keinen Sinn
Der Soziologe Max Weber führte vor 100 Jahren zwei Begriffe ein, die längst allgegenwärtig sind. Aber wie sinnvoll sind sie eigentlich noch? Den Dialog, zum Beispiel in der Ukraine-Politik, fördern sie jedenfalls nicht.
Dem Geheimnis auf der Spur
:Tod eines Philosophen
Es gibt mehrere Theorien darüber, wie der Philosoph Jean-Jacques Rousseau gestorben ist. War es ein Schlaganfall oder Mord? Bis heute wirft sein Ende viele Fragen auf.
„In aller Ruhe“ mit Carolin Emcke
:„Normative Fiktion“ – Elif Özmen über Liberalismus und Toleranz
Ist der Liberalismus zu Unrecht in Verruf geraten? Darüber diskutiert Carolin Emcke im Podcast mit der Philosophin Elif Özmen.
Thomas Meinecke: „Odenwald“
:Und damit zurück zu mir
Thomas Meinecke hat einmal etwas Revolutionäres erfunden – den selbstreflexiven Theorieroman. Beim Lesen seines Buchs „Odenwald“ drängt sich die Frage auf: Ist das Genre noch zeitgemäß?
Philosophie
:Des Menschen Sehnsucht nach Glauben - oder nach Wissen
Im SZ-Interview spricht Philosoph Thomas Metzinger über das menschliche Bedürfnis nach Religion. SZ-Leser halten seine wissenschaftlichen Auslegungen für unzureichend.
„Dschinn“ im Rationaltheater
:Hannah Arendt rappt auf Schwäbisch
Zum ersten Mal setzt das Rationaltheater auf künstliche Intelligenz – und bittet Hannah Arendt, Albert Einstein und Rio Reiser zum Gespräch. Der Start gerät etwas holprig, zeigt aber die Grenzen und Möglichkeiten von KI.
Interview
:„Das Gegenteil von Takt ist Übergriffigkeit“
Noch kein Flirt, aber auch nicht nur Höflichkeit: Der Münchner Philosoph Martin Scherer hat in seinem neuen Buch den leisen Zauber des Taktgefühls erforscht.
Deutsches Historisches Museum Berlin
:Es werde Licht
„Was ist Aufklärung?“ Das Deutsche Historische Museum Berlin geht dieser Frage in einer grandiosen Ausstellung nach – und zeigt die Umsetzung einer epochalen Idee in die Praxis.
Stefan Hertmans: „Auf der Suche nach der Gegenwart“
:Was machen wir hier?
Wenn man die Gegenwart überblicken will, darf man sich vor Verallgemeinerung nicht fürchten. Der belgische Essayist Stefan Hertmans schafft es kurz und schmerzvoll.
KI und Bewusstsein
:Haben synthetische Wesen echte Gefühle?
Zwei Podcast-Roboter wurden von der Nachricht, man werde sie abschalten, in eine Existenzkrise gestürzt. Die Show ist allerbestes Theater. Und verhandelt große Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Wesen der Wirklichkeit.
Julian Nida-Rümelin
:Aller Ähren wert
Julian Nida-Rümelin hat seine Erinnerungen geschrieben. Und gleichzeitig einen temperamentvollen Kommentar gegen alles Doktrinäre und Ideologische.
Aktuelles Lexikon
:Feng-Shui
Chinesische Lehre vom richtigen Energiefluss, der sich nach Ansicht des Grünen-Chefs Nouripour in der Ampelkoalition wohl nicht mehr wird herstellen lassen.
Tech-Debatte
:Wehrt euch
Hat die Menschheit keine Chance gegen KI, weil sie diese nicht als Bedrohung erkennt? Das schreibt der Historiker Yuval Noah Harari in seinem Buch „Nexus“. Läge er richtig, hätte das Folgen für das ganze Universum.
Wolfram Eilenberger: „Geister der Gegenwart“
:Es lebe die Metarevolution
Die dritte Folge der populären Philosophiebücher von Wolfram Eilenberger wickelt erzählerisch Leben und Denken von Theodor W. Adorno, Michel Foucault, Paul Feyerabend und Susan Sontag auf. Lernen wir aus ihren Fehlern?
Tech-Debatten
:Wo wir Feenstaub schürfen
Je selbstverständlicher künstliche Intelligenz zum Leben gehört, desto weniger entdecken wir das globale Netz ausbeuterischer Lieferketten und unsichtbarer Arbeit dahinter. Eine neue Weltlandkarte muss her.
Antikapitalistisches Kinderbuch
:Warum so ungleich?
„Die kleinen Holzdiebe und das Geheimnis des Juggernaut“ will Kinder ab zehn Jahren an den Marxismus heranführen. Kann das gutgehen?
Jürgen Habermas: „Gespräche“
:Muss man sich Sorgen um Habermas’ Philosophie machen?
Auch für Neulinge: Jürgen Habermas geht in einem Interview-Band noch einmal zentrale Punkte seines Schaffens durch. Vor nötigen Gedanken zu Krieg und Gegenwart scheut er zurück.
Tim Henning: „Wissenschaftsfreiheit und Moral“
:Raus aus der Sackgasse
Der Mainzer Philosoph Tim Henning glaubt, dass man eine wissenschaftliche These moralisch ablehnen kann, ohne dabei unwissenschaftlich zu sein. Hat er recht, hätten wir ein großes Problem weniger.
Wahl in Thüringen und Sachsen
:Ein enormer Bruch
Der aus Rostock stammende Soziologe Steffen Mau über die kommenden Landtagswahlen im Osten – und die noch immer unterschätzten Gründe für die Stärke der AfD.
KI und Gefühle
:„Es wäre absurd, eine fühlende Maschine zu erschaffen“
Die Philosophin Eva Weber-Guskar beschäftigt sich seit Jahren mit der Ethik von künstlicher Intelligenz und der Frage, wie sie unsere Gefühle beeinflusst. Ein Gespräch über verliebte KIs, Konzerne, die uns manipulieren, und Roboter, die wie Kinder aussehen.
„Erika Mann Lecture“ mit Carolin Emcke
:„Wir teilen Verletzbarkeit“
In einer „Erika Mann Lecture“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München umkreist die Philosophin Carolin Emcke die Gründe für Empathielosigkeit – und sagt, was sich ihr entgegensetzen lässt.
Soziologe Andreas Reckwitz
:„Es herrscht ein völlig anderes Grundgefühl“
Der Soziologe und Milieu-Forscher Andreas Reckwitz über die rätselhafte Treue der AfD-Wählerschaft, die neue Kultur der Unerbittlichkeit – und den größten Fehler der liberalen Eliten.
Bürokratie
:Pingpong bis zum Tod
Mit ihrer „feministischen Außenpolitik“ wollte Annalena Baerbock vieles besser machen. Doch Versuche von Ärzten, schwer verletzten Kindern aus Gaza zu helfen, scheitern weiter an Verwaltungsakten.
Stand der Philosophie
:Nicht therapierbar
In einem bislang unveröffentlichten Manuskript stellt der französische Philosoph Michel Foucault die schmerzhafte Frage, was sein Fach noch leisten kann.
Hannah Arendt „Über Palästina“
:Hannah Arendt, extended version
Rund fünfzig Jahre nach ihrem Tod erscheint die deutsche Erstveröffentlichung eines Buches, in dem die große Publizistin das palästinensische Flüchtlingsproblem löst. Im Ernst? Na ja.
ExklusivJudentum in Israel und in der Diaspora
:Wenn wir verlieren
Eine messianische Regierung in Israel, Hass auf Juden in aller Welt. Wie es ist, wenn es kein gelobtes Land mehr gibt.
ExklusivZum 95. Geburtstag von Jürgen Habermas
:Kein anderes Werk wie seines
„Ein alter Mann ist stets ein König Lear“? Zum 95. Geburtstag des großen Philosophen Jürgen Habermas – und zum Nachdenken im Zeitalter der öffentlichen Cloaca Maxima.
Interview mit dem Habermas-Biografen Philipp Felsch
:„Ein zivilisatorischer Rückfall“
Ist die Haltung von Jürgen Habermas zum Ukraine-Konflikt von „naivem Pazifismus“ geprägt, wie ihm Kritiker vorhalten? Nein, sagt der Ideenhistoriker und Habermas-Biograf Philipp Felsch. Es geht um viel mehr.
MeinungDiskriminierung
:"Man darf sich nicht ducken"
Muslime, Homosexuelle, Bürgergeldempfänger: Sie alle werden angegriffen und diffamiert. Wie soll man darauf reagieren? Auf der Suche nach einer Antwort bei der Philosophin Hannah Arendt.
Rainald Goetz wird 70
:"Immer neu loslegen wie neu"
Der ewige Dichter des Jetzt hat der Gegenwart noch etwas zu sagen - nur hören und sehen muss sie es schon selbst.
SZ MagazinLeben und Gesellschaft
:Ist man ein schlechter Mensch, wenn man heimlich über eine rote Ampel geht?
Oder immer noch Musik von Michael Jackson hört? Den Einkaufswagen auf dem Parkplatz stehen lässt? Der preisgekrönte Hollywood-Produzent und Drehbuchautor Michael Schur versucht in seinem Buch "How to be perfect" herauszufinden, wie man moralisch richtig handelt.
Philosophin Ingrid Robeyns
:"Extremer Reichtum verursacht extreme Schäden"
Nicht nur Armut, auch Luxusvermögen müsse bekämpft werden, findet die Philosophin Ingrid Robeyns von der Uni Utrecht. Und sie weiß sogar, wie viel Geld zu viel ist.
SZ MagazinLeben und Gesellschaft
:"Wer heute öffentlich eine Meinung vertritt, wird früher oder später attackiert"
Inzwischen gehen wir mit winzigen Normverletzungen um, als handele es sich um ein Kapitalverbrechen, sagt der Philosoph Philipp Hübl. Ein Gespräch über die Dauerempörung im Netz und die Gefahr, dass sich ausgerechnet die Vernünftigen aus der öffentlichen Debatte zurückziehen.
Deutscher Sachbuchpreis
:Die Gegenwart verstehen
Das sind die acht Nominierungen für den Deutschen Sachbuchpreis 2024.
Jubiläumsfeier
:Scholz: Was Kant Putin zu sagen hätte
Der Kanzler hält eine Lobesrede auf den Philosophen, doch eigentlich spricht er über den Kremlchef. Er rügt dessen Vernichtungswillen und Moskaus Versuche, den Denker für sich zu vereinnahmen.
Nachruf auf den Philosophen Daniel Dennett
:Ein umsichtiger Atheist
Der amerikanische Philosoph Daniel Dennett hielt unser Denken für eine Illusion, aber nicht für ein Geheimnis. Er verbrachte sein Leben damit, es zu entschlüsseln. Ein Nachruf.
MeinungGedenkjahr 2024
:Das Deutsche an Kant
Es ist gut, dass sogenannte runde Jubiläen das Interesse an Franz Kafka, Caspar David Friedrich oder Immanuel Kant fördern. Wie aber steht es um deren Platz in der Kultur des Landes?
300. Geburtstag von Immanuel Kant
:Raus aus der Rohigkeit
Wie Kant die Menschwerdung des Menschen mit der Bibel erklärt - und die ganze Theologie damit gegen sich aufbringt.