Bibliotheken - München:Bibliothek gibt von Nazis geraubte Freimaurer-Bücher zurück

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München (dpa/lby) - Das Deutsche Freimaurermuseum in Bayreuth hat am Mittwoch 203 von den Nationalsozialisten geraubte historische Bücher zurückerhalten. Damit stelle sich die Bayerische Staatsbibliothek ihrer Verantwortung für ihre Verstrickung in NS-Unrecht, sagte Generaldirektor Klaus Ceynowa am Mittwoch bei der Übergabe in München.

Es handelt sich um Bücher über Freimaurerei und Rituale, um Festschriften, Verzeichnisse der Logen und andere Literatur, auch poetische und dramatische Werke. "Unrecht, das geschehen ist, können wir nicht mehr gut machen. Aber wir können ein sichtbares Zeichen für ein "Nie wieder!" setzen", betonte Kunstminister Bernd Sibler (CSU).

Die Nazis hatten die Freimaurer verboten, die Logen lösten sich auf und ihr Besitz wurde zerstört oder geraubt. Die nun restituierten Bücher wurden laut Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1936 in Bayreuth und anderen Städten beschlagnahmt und gingen an die SS-Schule Wewelsburg im nordrhein-westfälischen Büren. 1937 und 1938 gelangten sie in den Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek, die der SS andere Bücher für den Aufbau einer Bibliothek überließ. Die Staatsbibliothek bekam in diesen Jahren rund 450 freimaurerische Bücher und versucht nun seit vielen Jahren, die rechtmäßigen Eigentümer zu finden. Einige Werke seien bereits zurückgegeben werden. Bei anderen stecke man noch mitten in der Provenienzrecherche, sagte ein Bibliothekssprecher.

Zwei der nun restituierten Bücher gehörten der Großloge zur Sonne in Bayreuth, deren Rechtsnachfolger das Museum ist. Bei den restlichen Bänden habe man die rechtmäßigen Besitzer trotz umfangreicher Recherchen nicht ermitteln können. Das Bayreuther Museum sei aber Sammelpunkt von Buchbeständen der enteigneten Logen.

Die Rückgabe ist für das Freimaurermuseum von großer Bedeutung: "Die Bücher kommen in ihre Heimat zurück und können dort wieder genutzt werden und lebendig bleiben", sagte Museumsvorstand Roland Martin Hanke. Das Haus wurde 1902 in Bayreuth gegründet und stellte bis 1933 eine umfangreiche Sammlung zusammen, neben Büchern unter anderem auch Logenabzeichen, Medaillen, Kunstwerke, Urkunden oder Logenpässe prominenter Freimaurer. 1933 lösten die Nationalsozialisten das Haus auf. Eine Fülle unersetzbarer kultureller Werte sei damals geraubt worden und seitdem verschollen, heißt es auf der Internetseite. Heute zeigt das Museum Exponate, die aus aller Welt gespendet wurden.

Nach Auskunft Hankes gibt es bundesweit mehr als 15 000 Freimaurer, darunter rund 600 Frauen. Die meisten Logen sind nach Geschlechtern getrennt, es gibt aber auch gemischte Logen. Die Mitglieder sehen in Gott den Baumeister aller Welten und haben das Ziel, mit Hilfe einer einzuübenden inneren Haltung eine allumfassende Ordnung anzustreben.

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