Der Fast-zwei-Meter-Mann balanciert auf der schmalen Rampe, die ins Innere des umgebauten Futtersilos führt. "Ich bin sehr schwer, darf ich trotzdem rein?"
An die Vergangenheit des Silos erinnert kaum noch etwas. Quietschgelb gestrichen und aufgesockelt auf vier Stelzen, sieht es eher aus wie eine Mischung aus Weltraumsonde und U-Boot-Ausguck.
Das Innere ist komplett mit Holz verkleidet und mit schmalen Sitzbänken versehen, ein rundes Deckenlicht und ein breites Panoramafenster erlauben Blicke nach draußen.
Was man hier machen kann? Dem niederländisch-deutschen Architekten Jan Körbes, der mit seinem Büro Refunc das Tea House entwickelt hat, fällt viel ein: Tee trinken natürlich, meditieren, Gespräche führen - "und sich die Frage stellen, was macht dieser Raum mit dir?"
Ist das Architekten-Esoterik? Naiv und völlig losgelöst von den handfesten Problemen, die sich gerade in vielen Städten stapeln: Wohnungsnot, entfesselte Mieten, Verkehrskollaps und Flächenfraß, um nur die wichtigsten zu nennen. Oder ist es genau das Gegenteil: endlich der Versuch, Antworten zu finden.
Unter zehn Quadratmetern sind Experimente ohne Baugenehmigung möglich
Wer über den Bauhaus Campus Berlin läuft, kann sich nicht recht entscheiden. Zwölf "Tiny Houses" können bislang auf der unscheinbaren Rasenfläche direkt vor dem Museum besichtigt werden.
Der Berliner Architekt und Designer Van Bo Le-Mentzel hat mit seiner Tinyhouse University, ein Berliner Kollektiv aus Architekten, Gestaltern und Geflüchteten, das Projekt initiiert. Bis zum Frühjahr sollen noch weitere Minihäuser dazukommen.
Winzig ist dabei wörtlich zu nehmen. Keines der Häuser hat mehr als zehn Quadratmeter Grundfläche. Das befreit die Architekten davon, für ihren Entwurf eine Baugenehmigung einholen zu müssen, und das wiederum erlaubt Experimente.