Politisches Essay: "Traumland":Deutsche, bitte heult leiser

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Unter Gymnasiasten der Achtzigerjahre sei man sich einig gewesen, schreibt Adam Soboczynski, "in einem besonders unattraktiven Land" zu leben, "das von einem besonders unattraktiven und besonders dicken Kanzler regiert wurde": Helmut Kohl. (Foto: Wolfgang Eilmes/picture alliance / dpa)

Als Kind wanderte Adam Soboczynski von Polen nach Deutschland aus, also ins Paradies. "Traumland" erzählt so klug wie hochamüsant von einer Nation, die viel hat, vor allem: schlechte Laune.

Von Joachim Käppner

In den Auslandsvertretungen der Bundesrepublik auch in jenen Ländern, die man heute gern kollektiv als "globalen Süden" bezeichnet, hängen oft Poster, welche Deutschland als Postkartenidyll preisen: die verspielte Pracht von Neuschwanstein vor Bergen und weißblauem Himmel, das von fröhlichen Menschen durcheilte Brandenburger Tor und so fort. Gleichzeitig versuchen die Botschaftsangestellten, jene Menschen mehrheitlich fernzuhalten, die sich genau so ihr Traumland Deutschland vorstellen und nichts lieber täten, als sich mit Kind und Kegel dort niederzulassen, weit fort von den Nöten, Gefahren und Traumata des eigenen Landes. Und wenn Geflüchtete durch Wüsten und über Meere kommen und an der Küste von Lampedusa stranden, dann haben viele von ihnen ein Sehnsuchtsziel, das Deutschland heißt.

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