Weitere Leserbriefe:NS-Altlasten und Konto-Zumutungen

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Steht unter Denkmalschutz und könnte im Innenhof das Opern-Interim aufnehmen: Die von den Nazis errichtete Kongresshalle von Nürnberg. (Foto: Norbert Probst/Imago/Imagebroker)

Ein Leser plädiert dafür, für einige Nazi-Bauten eine zeitgemäße Nutzung anzustreben, ein anderer kritisiert die Stadtsparkasse München für ihr neues Kontomodell.

Richtig umgehen mit NS-Altlasten

"Denkmalschutz - was soll's?" vom 6. August:

Ich teile die Meinung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, dass auch NS-Bauten Zeitzeugen sind, die zu erhalten sind. "Erhalten" bedeutet aber nicht "unverändert und ungenutzt erhalten". Egal, um welche Gebäude aus vergangenen Zeiten es geht, sie zu verändern kann sinnvoll sein, wenn die Veränderungen die Nutzung des Gebäudes ermöglichen. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das ehemalige Kriegsmuseum in München, das die Staatskanzlei geworden ist. Ein schlechtes Beispiel davon ist der Teil des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau, der von der bayerischen Polizei übernommen wurde: Nicht mehr öffentlich zugänglich und die NS-Vergangenheit des Ortes nicht würdigend. Dort könnte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sich selbst treu sein und endlich einschreiten.

Mir scheint, dass eine segelartige Bedeckung des NS-Kolosseums in Nürnberg, die wie das Gebäude selbst dem Vorbild der römischen Arenen entsprechen würde, sowie eine leichte Möblierung (Bestuhlung, Bühne, und so weiter) angemessen wären. Wir Europäer müssen mit den Bauten der NS-Zeit leben, die überall sind - von den Bunkern am Ärmelkanal und an der Atlantikküste über den U-Boothafen in Bordeaux, La Rochelle und Brest, die Flak-Türme in Hamburg und Wien bis hin zu den Prachtbauten in München und Nürnberg.

Ehemalige Konzentrationslager und Orte des Leidens der NS-Opfer sollten möglichst unverändert bleiben. Anderen NS-Bauten einen neuen, zeitgemäßen Sinn zu geben, das ermöglicht, dass die Bevölkerung sie sieht und durch den Wandel ihrer Funktion und ihres Aussehens ihre frühere Bedeutung und Botschaften wahrnimmt: Das ist besser, klüger und angemessener als der pingelige Erhalt einer zum Glück vergangenen Zeit. Denkmalschutz muss den Lebenden dienen, nicht einer vergangenen Ideologie.

Weitere NS-Bauten wie die Bunker am Ärmelkanal und an der Atlantikküste und die von der US-Armee gesprengten "Ehrentempel" in München so zu belassen, wie sie derzeit sind, ist auch sinnvoll. Letztlich können auch einige NS-Bauten endlich verschwinden: Wien wäre viel schöner mit weniger Flaktürmen, die so viele Gärten und Parks verunstalten.

François Bry, München

Dreist am Kundenbedarf vorbei

"Stadtsparkasse richtet Konto-Hotline ein" vom 1. August:

Gier kennt bekanntlich keine Grenzen. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Dreistigkeit die geplanten Gebührenerhöhungen gerechtfertigt werden. Da ist die Rede davon, dass man seine Kontomodelle den Bedürfnissen der Kunden angepasst habe. Mich hat dazu keiner befragt. Und ich kann versichern, dass eine Preissteigerung bei meinem Kontomodell "Privatgirokonto Online" von über 100 Prozent sicher nicht meinen Bedürfnissen entspricht, zumal bei einem Wechsel zum "Privatgirokonto Online Neu" exakt dieselben Leistungen angeboten werden. Ich nenne das Wucher und muss mich schon sehr wundern, dass hier der Aufsichtsrat mit Dieter Reiter als Vorsitzendem nicht dagegen vorgeht. Eine Hotline einzurichten, um sich mit billigen Floskeln abfertigen zu lassen, schießt über das erträgliche Maß an Verständnis weit hinaus. Was in diesem Zusammenhang auch verschwiegen wird: Es gibt gar keinen Zwang zu einer Zustimmung, denn in den Preis- und Leistungskatalogen der Stadtsparkasse München steht sogar drin, dass bei einer Nichtzustimmung das Konto für Bestandskunden wie bisher weitergeführt wird. Ich kann nur abraten, einem Wechsel zuzustimmen und sich nicht durch die penetrante Erinnerungsmeldung zur Zustimmung verunsichern zu lassen.

Markus Schimeczek, München

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