Weitere Briefe:Bairischer Gruß und Juso-Stress

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Bairisch grüßen will gelernt sein: Der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte hat das einst auf seine Aufkleber geschrieben. (Foto: Frank Mächler/dpa)

Ein Münchner Prozess wirft Fragen auf, und die Selbstzerfleischung innerhalb der Bayern-SPD auch. Weitere Briefe befassen sich mit Berufshürden und dem bairischen Grüßen.

Fast wie im richtigen Leben

"Wenn Untermieter aus der Ukraine stören" vom 21. Dezember:

Bei der Berichterstattung über diesen Prozess reibt man sich immer wieder die Augen. Wir erfahren, dass von dem Mieter anscheinend erwartet wird, mit zwei Kindern in einem großen Haus eine ganze Dachgeschosswohnung leer stehen zu lassen - wie klimafreundlich! Die Vermieterin beklagt, sie hätte bei dem Kommen und Gehen keinen Überblick, wer die Mieter besucht. Ist das jetzt neuerdings so, dass man beim Vermieter beantragen muss, wer einen wann besucht? Gibt es eine Quote für Besuche?

Die Vermieter haben ja nichts gegen Flüchtlinge, so lange sie dort wohnen, wo sie hingehören: in der Flüchtlingsunterkunft... Und schließlich: Das junge Mädchen und seine Oma sind ja nur aus einem ukrainischen Kriegsgebiet geflohen. Die paar Bomben, das bisschen Kriegstrauma, das steckt man doch locker weg. Die Vermieterin dagegen ist "psychisch angeschlagen" und braucht "absolute Ruhe". Geht es eigentlich nur mir so, oder hören auch andere diese Worte im Geiste von der Stimme Gisela Schneebergers gesprochen? Ist das jetzt fast wie im richtigen Leben?

Susanne Tillich, München

Selbstzerfleischung

"Renate Schmidt nennt Vorwürfe gegen SPD-Generalsekretär ,Pipifax'" vom 23. Dezember und "Jusos sperren SPD-Generalsekretär aus" vom 22. Dezember:

Der Landtagswahlkampf in Bayern hat noch nicht begonnen, da zerfleischt sich die SPD schon selbst, statt den übermächtigen politischen Gegner CSU anzugreifen. Die lacht sich dabei ins Fäustchen. Wenn man, wie die bayerischen Jusos, das Selbstverständnis eines "feministischen Richtungsverbandes hat, der die Awarenessarbeit (was ist das bitte?) in den Mittelpunkt stellt", so darf man sich nicht wundern, wenn man in einem konservativen Land wie Bayern nicht mehrheitsfähig wird und die Mutterpartei unter die zehn Prozent in der Wählergunst drückt. So wird die SPD die CSU noch 100 Jahren nicht aus der Regierung drängen können und eine "Pipifax-Partei" bleiben.

Stefan Kaisers, Gießen

Sinnfreie Hürden

"Eine Behörde wie ein schwarzes Loch" vom 17. Dezember:

Mein Vater, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer mit den entsprechend strengen deutschen Prüfungen und einem einschlägigen Studium, international vernetzt, hat mir schon vor 40 Jahren Folgendes berichtet: In Englisch sprechenden Ländern kann man auch mit einem abgeschlossenem Physik- oder Philosophiestudium in eine Wirtschaftsberaterkanzlei einsteigen. Dort herrscht die Auffassung: Wer einmal ein abgeschlossenes Studium und das entsprechende Interesse hat, kann sich überall einarbeiten.

Wir sind mit unseren Formalien ziemlich beschränkt und verprellen so viele hoch motivierte, auch geflüchtete Arbeitswillige - und das zum Nachteil unserer Wirtschaft.

Christiane Ott-Berger, Fuchstal

Habe die Ehre

"Gott zum Gruße" vom 17. Dezember:

Ihr Artikel erinnerte mich daran, als ich 1978 von Hamburg nach München kam. Damals begrüßten sich die bayerischen Kollegen mit "Habe die Ehre", was man heute hier in München nicht mehr hört. Statt dessen das ständige norddeutsche "Tschüss", das seit Längerem bundesweit verbreitet ist. Wobei dieses Tschüss durchaus christliche Wurzeln hat. Es kommt von Adieu (mit Gott), das in der napoleonischen Besatzungszeit eingeführt und dann in Norddeutschland zu Tschüss verballhornt wurde.

Thomas Topp, München

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