Weitere Briefe:Tolles Studio, mächtige Gemüsehalle

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Es regt sich weiterhin Protest gegen den geplanten Abriss des Studiobaus des Bayerischen Rundfunks in München. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Warum in München der BR-Studiobau doch nicht abgerissen werden sollte und warum die Großmarkthallenplanung enttäuschend verläuft.

Einmaliger BR-Studiobau

"BR-Studio muss erhalten bleiben" vom 14. November:

Mit großer Verwunderung, ja Entsetzen vernahm ich, dass die Anstalt des öffentlichen Rechts, also der BR, aufgrund eines Gutachtens das 1960/61 erbaute Gebäude einreißen will. Ich dachte bei dieser Meldung sofort an meine Jugendzeit, als aufgrund eines Gutachtens die Allerheiligen-Hofkirche abgerissen werden sollte mit Genehmigung des Landtags. Es war der damalige Finanzminister Pöhner, der sich weigerte, Geld für den Abriss freizugeben. Auf Veranlassung von Herrn Schosser und über die Residenzbauleitung untersuchte ich 1965 das erste Mal den Sandsteinbestand, der noch reparabel war, bevor es noch Jahrzehnte dauerte, bis man den echten Wert dieses Juwels erkannte.

Gott sei Dank, dass wir eine aufmerksame Architektenschaft haben, die keinen gleich gesinnten Finanzminister braucht, um einen Abriss zu verhindern. Als Professor Wiedemann und Architekt Eichberg diesen BR-Erweiterungsbau planten, konnte Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Schaupp die Architekten überreden, die Fassaden aus Naturwerkstein zu bekleiden, und zwar erstmalig als hinterlüftete Konstruktion.

Diese Entscheidung war nach dem Schadensdilemma an der Maxburg notwendig: Die Oberste Baubehörde hatte 1957 angekündigt, alle plattierten Natursteinfassaden zu verbieten, bevor für eine schadensfreie Montage kein Regelwerk erarbeitet wurde. Schaupp hatte bereits ein Gerippe für die Montage, die spätere DIN 18515, aber er musste Beweise liefern, dass die neue Bauweise mit Stahlbeton oder Skelett-Rohbau auch durch eine zweite Haut, außenseitig gedämmt, Natursteinfassaden realisieren kann. Die BR-Fassade wurde mit großformatigen Kirchheimer Muschelkalkplatten versehen.

Dieser beispielhafte Nachkriegsbau darf schon wegen seiner Einmaligkeit in der Verwendung von Naturstein nicht abgerissen werden.

Hermann Ritter, Feldafing

Das Großmarkthallenrätsel

"Radikal abgespeckt" vom 22. November über die Pläne für die Münchner Großmarkthalle:

Wenn man sich die Vorgeschichte dieses Großprojekts anschaut, kann man schon ein wenig ins Grübeln kommen: Warum ist jetzt die Idee vom Tisch, auf dem Dach des zukünftigen Großmarkts noch weitere Nutzungen unterzubringen? Die Rede war erst von Büros, später von Wohnungen. Sicher wäre das technisch sehr aufwendig und würde die Baukosten in die Höhe treiben und auch die Zeit bis zur Fertigstellung verlängern. Aber hören wir sonst nicht bei jeder Gelegenheit, das größte Problem seien die Knappheit und die Preise von Grund und Boden? Ist ein kostbares Grundstück in dieser Lage - fast noch innerstädtisch, in der Nähe der Isar - mit einem erdgeschossigen Gewerbebau nicht eigentlich verschwendet? Hieß es nicht vor Kurzem noch, die Wohnungsnot sei das größte soziale Problem der Gegenwart?

Hier, auf einem Grundstück, das der Stadt gehört, könnte sie wirklich einmal klotzen und auf einen Schlag mehrere hundert neue, auch "bezahlbare" Wohnungen entstehen lassen, statt Unsummen in den Aufkauf bereits existierender Wohnungen zu stecken. Völlig rätselhaft werden die Entscheidungsprozesse für mich, wenn ich höre, dass das Ganze vielleicht nur ein Provisorium werden soll. Aus Unentschlossenheit? Ich würde das alles gerne besser verstehen.

Axel Lehmann, München

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