- Unternehmen: Vaude
- Firmensitz: Tettnang
- Beschäftigte: ca. 500
- Sagen von sich: Bis fünf Uhr reicht
Antje von Dewitz, Vaude-Chefin und selbst vierfache Mutter, setzt auf Familienfreundlichkeit und Flexibilität: "Kinder sind bei uns im Unternehmen eigentlich immer präsent, an der Baby-Fotowand in meinem Büro genauso wie in unserem Kinderhaus. Alle Kollegen machen sich einen Spaß daraus zu spekulieren, wer wieder schwanger sein könnte. 24 Babys wurden in diesem Jahr in unser Unternehmen hineingeboren. Hochgerechnet auf unsere fast 500 Angestellten ist das schon sehr viel, wenn man bedenkt, dass in Deutschland pro 1000 Einwohner acht Babys auf die Welt kommen.
Chefin und vierfache Mutter: Antje von Dewitz setzt bei Vaude ganz auf Familienfreundlichkeit und Flexibilität.
(Foto: © Michael Trippel; SZ)Mein Vater hatte bereits Ende der Achtziger Pläne für das Kinderhaus geschmiedet, ich habe es dann 2001 gegründet - auch, weil meine eigenen Erfahrungen mit ins Spiel kamen: Als ich gerade bei Vaude angefangen hatte, wurde ich schwanger und musste schauen, wie das mit der Vereinbarkeit klappt. Zwischendurch habe ich in einem Unternehmen gearbeitet, das mir wenig Flexibilität zugestanden hat. Ich hätte nicht mit gutem Gewissen gehen dürfen, wenn mal was mit meinen Kindern gewesen wäre.
Manchmal ist es der helle Wahnsinn!
Damals habe ich gespürt, was das mit mir macht und wie es mir die Energie entzieht. Dieses Gefühl soll bei Vaude niemand haben. Klar, es ist ein großer organisatorischer Aufwand: Bei uns arbeitet mehr als 50 Prozent der Belegschaft in Teilzeit, es gibt alles, von 15 bis 95 Prozent Arbeitszeit, viele arbeiten öfter von zu Hause aus. Und 24 Babys bedeuten, Mutterschutz und Erziehungszeiten einzuplanen, befristeten Ersatz zu finden, Rückkehrer wieder einzugliedern.
Manchmal ist es der helle Wahnsinn! Trotzdem. Wir haben nicht nur 38 Prozent weibliche Führungskräfte, sondern auch männliche Abteilungsleiter, die mit erfolgreichen Frauen zusammen sind und sich die Verantwortung für die Kinder aufteilen. Viele von ihnen müssen um fünf als Führungskräfte gehen, um die Kinder abzuholen und nach Hause zu bringen.
Ich lebe unsere Unternehmenskultur auch selbst: abends möglichst keine Meetings, so oft wie möglich um sechs zu Hause sein und die Wochenenden für die Familie freihalten. Ich kann heute in verantwortungsvoller Position so arbeiten, wie es sich für mich richtig anfühlt. Dass ich heute auch woanders vier Kinder hätte und angestellte Unternehmensleiterin wäre? Glaub ich fast nicht."