Einzelhandel:Läden für Liebhaber

Eine gute Geschäftsidee reicht nicht. Wenn ein Laden überleben will, braucht er auch eine besondere Bindung an seine Kundschaft. (Foto: Daphne Spanakis, Antstore, Kreienbrink)

Der Einzelhandel ist in der Krise, die Pandemie zwingt Geschäfte in die Knie. Doch überall gibt es Anbieter, die jede Krise überstehen. Wie machen sie das? Fünf Überlebenskünstler.

Von Matthias Kreienbrink, Jutta Pilgram und Stephanie Schmidt

Erst verschwand der Tante-Emma-Laden, dann verdrängten Filialen großer Handelsketten die alteingesessenen Traditionsgeschäfte. Discounter eröffneten in den Fußgängerzonen und am Stadtrand. Die Corona-Krise hat dem Einzelhandel einen weiteren Schlag versetzt: Manche Innenstädte haben sich vom Lockdown nicht erholt, viele Kaufhäuser und Kleinhandlungen gaben auf.

Trotzdem konsumieren die Bundesbürger nicht weniger als früher. Im Gegenteil: Seit 2009, dem Jahr der Finanzkrise, sind die Umsätze im Einzelhandel kontinuierlich gestiegen. Auch die Pandemie dürfte daran langfristig nichts ändern. Auch wenn der Lebensmitteleinzelhandel und Spezialgeschäfte wie Baumärkte und Fahrradläden zwischenzeitlich deutlich mehr Umsatz machten und gleichzeitig die Geschäfte in den Innenstädten Verluste verkraften mussten: Insgesamt hat der Einzelhandel schon wieder Vor-Pandemie-Niveau erreicht.

Verändert hat sich allerdings das Kaufverhalten. Immer mehr Menschen bestellen Waren im Internet und lassen sie sich nach Hause liefern. Dieser Trend ist älter als die Pandemie, doch die Krise hat ihn noch verstärkt. Zwischen den Jahren 2000 und 2020 ist der Umsatz im Online-Handel von 1,3 Milliarden auf fast 73 Milliarden Euro gestiegen, Tendenz steigend. Diese Milliarden gehen dem stationären Handel verloren. Daher bleibt die Angst: Jedes vierte Geschäft könnte demnächst aus dem Stadtbild verschwinden.

Eine aktuelle Yougov-Umfrage zeigt, dass die meisten Bundesbürger weiterhin in Geschäfte gehen wollen. Sie schätzen den haptischen Eindruck beim Begutachten der Waren, sie wollen Gegenstände berühren und ausprobieren. Und sie verstehen Einkaufen als Erlebnis, als Form der Begegnung. Daher ist es kein Zufall, dass Geschäfte, die jeder Krise trotzen, meistens eine spezielle Idee verfolgen und eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Kundschaft aufgebaut haben.

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