Nach Kontakt zu infizierten Kühen:Person in Texas an Vogelgrippe erkrankt

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Eine Rinderfarm in Texas. (Foto: Eric Gay/AP)

Es ist erst der zweite Mensch in den USA, bei dem der Erreger H5N1 nachgewiesen wurde. Zuvor war das Virus bei Kühen in mehreren US-Bundesstaaten entdeckt worden.

In Texas ist ein Mensch nach dem Kontakt zu mutmaßlich infizierten Kühen positiv auf das Vogelgrippevirus H5N1 getestet worden. Sein einziges Symptom seien gerötete Augen, der Patient befinde sich auf dem Weg der Genesung, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Montag mit. Der Betroffene erhalte antivirale Medikamente und sei angewiesen worden, sich zu isolieren. Er habe sich mit einer sogenannten hochpathogenen Virusvariante angesteckt, die Tiere schwer krank machen kann.

Obwohl der nicht näher beschriebene Patient direkten Kontakt zu Milchkühen hatte, wie das texanische Gesundheitsministerium mitteilte, ist noch offen, ob er sich tatsächlich bei ihnen angesteckt hat. Bisher haben sich Menschen überwiegend bei Vögeln infiziert. Allerdings wurden in den US-Bundesstaaten Texas, Kansas, New Mexico und Michigan seit vergangener Woche mehrere Fälle von infizierten Kühen gemeldet. Sie hatten sich wahrscheinlich bei Wildvögeln angesteckt, teilte das US-Landwirtschaftsministerium mit. Ob das Virus auch von Kuh zu Kuh weitergegeben wird, ist noch unklar.

Der Epidemiologe Gregory Gray von der University of Texas schätzt Infektionen von Kühen als besorgniserregend ein. Der Fachzeitschrift Science sagte er, es könne sein, dass dieser Vogelgrippestamm in einer Weise mutiert ist, die es ihm ermöglichen könnte, sich unter Kühen zu verbreiten und auch Menschen leichter zu infizieren. Ersten Tests zufolge zeigten die gefundenen H5N1-Viren allerdings keine entsprechenden Anpassungen, hieß es vom Landwirtschaftsministerium.

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Die CDC betonte, dass sich die Risikobewertung für die Allgemeinheit durch den aktuellen Fall in Texas nicht ändere. Die Ansteckungsgefahr bleibe gering. Lediglich Menschen mit engem oder langem, ungeschütztem Kontakt zu infizierten Tieren hätten ein höheres Risiko, sich anzustecken.

Nach Einschätzung der Behörde ist auch die kommerziell erhältliche Milch sicher, da sie pasteurisiert wird, bevor sie in den Handel gelangt. Durch die Behandlung würden Krankheitserreger inaktiviert, auch Grippeviren. Die Molkereien seien zudem verpflichtet, nur Milch von gesunden Tieren für den menschlichen Verzehr zu verarbeiten, hieß es. Die CDC warnte allerdings davor, Rohmilch zu trinken, etwa auf Bauernhöfen.

Menschliche Infektionen sind selten

Die Vogelgrippe breitet sich seit etwas mehr als zwei Jahren in einem vorher unbekannten Ausmaß unter Vögeln aus. Seither haben sich auch zunehmend Säugetiere infiziert - unter anderem Fischotter, Füchse und Seelöwen. Dass auch Milchkühe betroffen sind, ist eine neue Entwicklung.

Trotz der massiven Epidemie unter Vögeln sind Infektionen mit H5N1 unter Menschen vergleichsweise selten. Bei dem nun in Texas Betroffenen handelt es sich erst um den zweiten Menschen in den USA, der sich nachweislich mit diesem Erregertyp angesteckt hat. Der erste Fall trat 2022 auf, und zwar nach direktem Kontakt mit infiziertem Geflügel. Weltweit haben sich nach Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO seit 2003 etwa 900 Menschen mit der Vogelgrippe vom Typ H5N1 infiziert; gut die Hälfte von ihnen ist durch das Virus gestorben.

Generell gilt für Vogelgrippeviren, dass sie nicht gut an den Menschen angepasst sind. Ein Mensch muss sehr große Mengen Viren einatmen, um sich zu infizieren. Dies passiert in aller Regel nur durch sehr intensiven Kontakt zu erkrankten Vögeln, etwa auf Geflügelfarmen. Da das Virus beim Menschen die Bronchien befällt, kommen Mensch-zu-Mensch-Übertragungen über die oberen Atemwege so gut wie nicht vor.

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