Gesundheit:Hobbys gegen den Frust

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Ein besonders zeitintensives Hobby ist der eigene Garten. (Foto: Olaf Döring via www.imago-images.de/imago images/Olaf Döring)

Freizeitaktivitäten beugen gerade im Alter Unzufriedenheit und Krankheit vor. Doch der Anteil der Menschen, die Hobbys pflegen, ist von Land zu Land sehr unterschiedlich.

Von Werner Bartens

In dem Zeichentrickfilm "Asterix erobert Rom" muss Julius Caesar die Überlegenheit der Gallier am Ende anerkennen. Er zieht sich daraufhin ins Privatleben zurück und züchtet Rosen. Die Filmemacher haben dem römischen Regenten damit nicht nur ein gnädigeres Schicksal beschert, als es die Wirklichkeit für ihn bereithielt (Brutus!), sondern ihm auch die Option auf einen gesunden und glücklichen Lebensabend offengehalten. Ob Rosen schneiden, Buddelschiffe basteln, zum Tanzkreis gehen oder sich zur Skatrunde treffen: Hobbys tragen offenbar erheblich zum Wohlbefinden im Alter bei. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des University College London in einer Meta-Analyse im Fachblatt Nature Medicine.

Nach Auswertung der Epidemiologen und Altersexperten um Daisy Fancourt müssten Hobbys eigentlich auf Rezept verschrieben werden. Unter den mehr als 93 000 Teilnehmern aus 16 Ländern, darunter Deutschland, wurden weniger Depressionen, ein besseres seelisches wie körperliches Befinden und mehr Lebenszufriedenheit bei jenen beobachtet, die eines oder mehrere Hobbys pflegten. Die Probanden waren zwischen 72 und 76 Jahre alt, und der Zusammenhang zwischen Hobbys und Lebenszufriedenheit zeigte sich unabhängig von Einkommen oder Partnerschaft. "Es sollte in allen Altersgruppen erleichtert werden, sich für ein Hobby zu engagieren", fordern die Autoren. "Auf diese Weise ließe sich die gesunde Lebenserwartung erhöhen und die Last von Krankheit und Siechtum im Alter vermindern."

Die mentale Gesundheit befindet sich "weltweit in der Krise"

Leider geht aus der Analyse nicht hervor, welche Freizeitaktivitäten im Alter besonders gesund und beglückend sein könnten; hier gibt es vermutlich erhebliche individuelle Unterschiede. Als häufige Hobbys genannt wurden die Mitgliedschaft in Vereinen, Sport, die Teilnahme an Sprach- oder anderen Bildungsangeboten, ehrenamtliche Tätigkeiten, Partei- oder Gemeindearbeit, Schach, Karten- oder Gesellschaftsspiele, Lesen oder Kreuzworträtsel. Je mehr Zeit für die Aktivitäten verwendet wurde, desto zufriedener waren die Teilnehmer.

Zwar ist schon länger bekannt, dass es der Seele guttut und den Körper gesund erhält, wenn man soziale Kontakte pflegt, sich verantwortlich fühlt und in Vereinen oder anderen Gruppen engagiert - und dabei womöglich noch körperlich aktiv ist. Die Forscher betonen allerdings, dass ihre Analyse auf einer besonders breiten Datenbasis beruhe und sich der Nutzen von Hobbys in so unterschiedlichen Ländern wie China, Japan, den USA und etlichen europäischen Staaten gezeigt habe. "Dass Hobbys zu mehr Lebenszufriedenheit beitragen, zeigt sich quer durch Gesellschaftssysteme und Kulturen", so die Autoren. Die Gesundheitswissenschaftlerin Sophie Wickham von der Universität Liverpool unterstreicht die Bedeutung der Befunde in einem Kommentar, schließlich befinde sich "die mentale Gesundheit weltweit in der Krise".

Überraschend war allerdings, dass der Anteil der Senioren, die Hobbys angaben, von Land zu Land recht unterschiedlich ausfiel. Während in Deutschland, Schweden, der Schweiz und Dänemark mehr als 90 Prozent der Teilnehmer Hobbys nachgingen, waren es in Spanien nur 51 und in Italien 54 Prozent. Die Lebenserwartung liegt in den mediterranen Ländern allerdings etwas höher als in Mittel- und Nordeuropa. Womöglich handelt es sich aber auch um landestypische Eigenheiten. Während es hierzulande der Erwähnung wert zu sein scheint, dass man sich in der Nachbarschaftshilfe engagiert, ist das in Gemeinschaften im Süden oft noch eine Selbstverständlichkeit - genauso wie das gemeinsame Kartenspiel oder die Boccia-Runde auf dem Dorfplatz.

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