Infektionskrankheiten:Jenseits von Corona

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In Australien ist eine Grippewelle im Gang. Sie ist vergleichsweise heftig, vor allem Kinder und Jugendliche sind betroffen. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Im Winter können auch die Grippe und das RS-Virus schwere Erkrankungen auslösen und das Gesundheitssystem belasten. Wie sich die Gefährdetsten schützen können.

Von Berit Uhlmann

Die Prognose des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte klingt nicht optimistisch. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir auch in diesem Winter wieder eine schwere Influenzawelle bekommen", sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach vor Kurzem den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und berief sich dabei auf die Entwicklungen in Australien.

Dort ist die Grippewelle noch im Gange - und in der Tat vergleichsweise heftig. Die Zahlen der im Labor bestätigten Fälle liegen nach den Daten des australischen Gesundheitsministeriums bislang über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Zu Beginn der australischen Saison mussten auch mehr Menschen mit Influenza-Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden als während der vier Jahre vor der Pandemie. Aktuell jedoch haben die schweren Fälle abgenommen.

Der genaue Verlauf der kommenden Grippewelle in Deutschland lässt sich aus diesen Beobachtungen freilich nicht vorhersagen. Hinweise aber geben die Entwicklungen auf der Südhalbkugel. "Die australischen Daten zeigen uns auch, dass Kinder und Jugendliche derzeit relativ stark betroffen sind", sagt Clemens Wendtner, Leiter der Infektiologie und Chefarzt am Klinikum München-Schwabing. Er rät Eltern, mit ihrem Kinderarzt über die Grippeimpfung zu sprechen, vor allem, wenn die Kinder ein geschwächtes Immunsystem oder Vorerkrankungen haben. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt gesunden Kindern die Schutzimpfung nicht explizit. Sie können aber geimpft werden, wenn Eltern dies wünschen.

Menschen über 60 Jahren, Schwangeren und Vorerkrankten wird die Spritze dagegen nach wie vor ausdrücklich empfohlen. "Grippe-Impfstoff ist für diese Saison ausreichend vorhanden", sagt Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes.

Erstmals gibt es einen Impfstoff gegen RSV

Ein weiterer Erreger, auf den Experten im Winter traditionell mit Sorge blicken, ist das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Es kann vor allem bei Kleinkindern und älteren Menschen Lungenentzündungen auslösen. Von dieser Saison an gibt es erstmals einen Impfstoff für Ältere - und damit die Hoffnung, dass weniger Menschen schwere Verläufe erleiden.

Das Vakzin Arexvy des britischen Pharmakonzerns GSK ist für Menschen ab 60 Jahren zugelassen und bereits auf dem Markt. "Das scheint in der Bevölkerung noch gar nicht so bekannt zu sein", sagt Clemens Wendtner. Er empfiehlt allen Menschen in dieser Altersgruppe, von dem Vakzin Gebrauch zu machen.

Am Freitag erteilte die EU-Kommission einem weiteren RSV-Vakzin die Zustimmung. Das Produkt des US-Unternehmens Pfizer kann nicht nur ältere Menschen, sondern auch Babys in den ersten sechs Lebensmonaten schützen. Dafür wird das Präparat namens Abrysvo der Mutter am Ende der Schwangerschaft verabreicht, die dann die schützenden Antikörper ausbildet und an das Kind weitergibt.

Zugelassen ist zudem ein Antikörper namens Beyfortus, der Babys ebenfalls vor schweren Verläufen bewahren kann. Allerdings ist bei beiden Produkten noch nicht klar, wann sie auf den deutschen Markt kommen. Wie breit die Mittel verfügbar sein und wie gut sie angenommen werden, dürfte mit darüber entscheiden, wie künftige RSV-Saisons verlaufen.

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