Lichtentanne:Corona-Impfung gestartet: „Es ist ein Weihnachtsgeschenk“

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Impfstoff wird in einem Impfzentrum gehalten. (Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa)

Für die 85-jährige Hanna Hertzsch ist es ein kurzer Piks, doch nach knapp einem Jahr Corona-Pandemie knüpft nicht nur sie daran große Hoffnungen. Als eine der...

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Lichtentanne/Dresden (dpa/sn) - Für die 85-jährige Hanna Hertzsch ist es ein kurzer Piks, doch nach knapp einem Jahr Corona-Pandemie knüpft nicht nur sie daran große Hoffnungen. Als eine der Ersten in Sachsen wurde die Seniorin am Sonntag in Lichtentanne bei Zwickau gegen das Coronavirus geimpft. „Das ist doch selbstverständlich“, antwortete die Dame auf die Frage, ob sie lange überlegt habe. Denn sie hofft, nun bald ihre Urenkel wieder in die Arme schließen zu können. Die habe sie zuletzt an Weihnachten 2019 richtig gesehen, erzählt die Dame, die sich beim Gehen auf einen Rollator stützt: „Das ist sehr traurig.“

Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD), die zum offiziellen Auftakt nach Lichtentanne kam, lobte die graugelockte Rentnerin als „ganz großes Vorbild“. In dem westsächsischen Pflegeheim sowie am Klinikum Chemnitz und in einem Seniorenheim in Radeberg (Landkreis Bautzen) wurden am Sonntag die ersten Dosen des neuartigen Impfstoffes der Unternehmen Biontech und Pfizer in Sachsen gespritzt. Er war erst vergangenen Montag in der Europäischen Union zugelassen worden; die ersten Dosen wurden am Samstag in Deutschland an die Bundesländer ausgeliefert.

Von Montag an soll der Impfstoff von mobilen Teams in allen sächsischen Landkreisen an Senioren und Beschäftigte in Pflegeheimen verabreicht werden, erklärte Köpping. Auch medizinisches Personal in Schwerpunktkliniken in Dresden, Chemnitz und Leipzig könne sich impfen lassen. „Es ist ein Weihnachtsgeschenk, was wir heute bekommen haben.“ Sie sprach von der Hoffnung, Normalität zurückzugewinnen - nicht nur in den Seniorenheimen. In der ersten Januarhälfte soll ihren Angaben nach auch der Betrieb in den 13 Impfzentren starten. Die gibt es in allen Landkreisen und kreisfreien Städten.

Laut Ministerium soll es in jedem Impfzentrum mindestens zwei Impfstrecken geben. Pro Tag könnten so bis zu 13 000 Menschen im Freistaat geimpft werden. Erste Impftermine sollen Anfang Januar vergeben werden. Dann seien auch über 80-Jährige an der Reihe, die zu Hause leben und ebenfalls als gefährdet gelten. Die Menschen sollen angeschrieben werden. Niemand brauche Angst zu haben, dass er vergessen werde, betonte Köpping.

Gerade in Sachsen verbreitet sich das Virus seit Wochen rasant, etliche Landkreise gehören zu den bundesweiten Hotspots. Für den Freistaat insgesamt lag die Inzidenz am Sonntag nach Zahlen des Robert Koch-Instituts bei fast 376 - mehr als doppelt so hoch wie im Bundesschnitt. Der Wert gibt an, wie viele Menschen sich je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen infiziert haben.

Die Impfung ist freiwillig, doch bei den Heimbewohnern in Lichtentanne ist die Bereitschaft hoch: 51 von 55 Bewohnern wollten sich am Sonntag gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Auch einige Pflegekräfte. „Für unsere Bewohner ist das die größte Chance, diese Krise gut zu überstehen und ein Stück zu Gewohnheit und Lebensqualität zurückzukehren“, betonte Christian Gharieb, Vorstand der Korian-Gruppe, die neben dem Heim in Lichtentanne rund 250 weitere in Deutschland betreibt. Er stellte dank der Impfung für die Zukunft Lockerungen bei den Besuchsregeln in Aussicht.

„Die Impfkampagne heute ist ein Anfang, aber sie ist nicht das Ende der Pandemie“, betonte Arzt Axel Stelzner, der die Impfungen vornahm. Deswegen werde auf absehbare Zeit nicht auf andere Hygienemaßnahmen verzichtet werden können. Die Durchführung der Corona-Impfung unterscheide sich nicht von der anderer Impfungen. „Die Patienten stehen unter einer engmaschigen Beobachtung“, betonte er. Bei Nebenwirkungen könne sofort eingeschritten werden. Nach den ersten Impfungen am Sonntag seien zunächst keine Nebenwirkungen aufgetreten, so Stelzner.

Köpping verspricht sich von der Impfung einen „Ausweg aus dieser Pandemie“ und rief die Menschen auf, sich impfen zu lassen. „Eine Normalität erreichen wir nur, wenn sich jetzt viele Menschen impfen lassen“, appellierte sie. Zudem kündigte die Ministerin eine bundesweite Aufklärungskampagne an, die ab Ende Dezember auch mögliche Fragen der Bürger in Sachsen beantworten soll.

Zum Start der Schutzimpfungen stehen in Sachsen zunächst knapp 10 000 Impfdosen bereit, die Hälfte davon wird vorerst für die nötige zweite Impfung zurückgehalten, die nach rund drei Wochen nötig ist. „Wir impfen immer die Hälfte von den gelieferten Dosen, damit es keine Lücken gibt“, erklärte Köpping. Eine weitere Lieferung von mehr als 24 000 Dosen wird am Montag erwartet. Ab Januar stehen Sachsen nach den aktuellen Plänen wöchentlich rund 34 000 Dosen zur Verfügung.

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