Hamburg:Sechs Corona-Tote in Hamburg: Schutzschirm und Sorgentelefon

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Eine Frau hält einen Telefonhörer in der Hand. (Foto: Marc Müller/dpa/Symbolbild)

Der Anstieg der Corona-Infizierten ist in Hamburg noch immer eher moderat. Binnen eines Tages sind 136 neue Fälle hinzugekommen. Damit gibt es derzeit 2214...

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Hamburg (dpa/lno) - Der Anstieg der Corona-Infizierten ist in Hamburg noch immer eher moderat. Binnen eines Tages sind 136 neue Fälle hinzugekommen. Damit gibt es derzeit 2214 gemeldete Covid-19-Fälle in der Stadt. Gleichzeitig hat die Gesundheitsbehörde zwei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet. Die beiden Männer sind den Angaben zufolge 63 und 66 Jahre alt. Damit gibt es nun sechs Menschen, die in der Hansestadt im Zusammenhang mit der Infektionskrankheit gestorben sind. Die Lage auf den Intensivstationen bleibt dagegen zumindest den Zahlen zufolge noch übersichtlich. So waren von den derzeitigen Covid-Kranken 154 im Krankenhaus und 40 von ihnen mussten intensivmedizinisch behandelt werden. Die Corona-Welle wird von den Experten erst in etwa drei Wochen erwartet.

Bis dahin hat Hamburg Hilfe für schwer kranke Patienten aus dem Ausland angeboten. Seit dem Wochenende werden deshalb nun auch zwei Covid-19-Patientinnen aus Frankreich und zwei Patienten aus Italien behandelt. Die Frauen sind seit Samstag im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), die Italiener wurden ins Bundeswehrkrankenhaus Hamburg gebracht. Auch die Asklepios-Kliniken haben sich aufnahmebereit gezeigt und wollen beispielsweise am Standort Hamburg-Harburg bis zu zehn italienische Patienten aufnehmen.

SCHUTZSCHIRM FÜR DIE WIRTSCHAFT - Die nicht rückzahlbare Soforthilfe für Selbstständige und kleine bis mittelgroße Unternehmen ist am Montag in Hamburg nur stolpernd in Gang gekommen. Wegen technischer Probleme war das Antragsformular bis zum späten Nachmittag auf der Internetseite der Hamburgischen Investitions- und Förderbank nicht abrufbar und es konnten keine Anträge auf Liquiditätshilfen eingereicht werden. „Die IT-Experten und Techniker der Entwickler von SAP und von der Förderbank IFB haben die letzten Tage wirklich Tag und Nacht gearbeitet“, hieß es dazu aus der Finanz- und der Wirtschaftsbehörde. Vorbereitungen und Tests hätten dennoch „leider mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant“.

Der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) appellierte an Unternehmen mit ausreichend Rücklagen, mit ihrem Antrag noch zu warten, damit zunächst alle dringenden Fälle abgearbeitet werden können. Westhagemann ging von etwa 100 000 Anträgen in der ersten Woche aus. Höchstbeträge sind bis 11 500 Euro für Solo-Selbstständige und bis zu 30 000 Euro für Unternehmen von 50 bis 250 Mitarbeiter.

SCHUTZANZÜGE UND ARZTRUF - Der Mangel an Schutzkleidung in Hamburg ist zunächst behoben. „Die Schutzausrüstung reicht auf mittlere Sicht aus“, sagte Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH), am Montag in der Hansestadt. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde haben die Aufrufe nach Schutzkleidung, pensionierten Ärzten und medizinischem Fachpersonal Früchte getragen. Auch der Arztruf 116 117 ist nach einem massiven Kapazitätsausbau und bei rückläufigen Anruferzahlen wieder problemlos erreichbar.

SORGENTELEFON FÜR ELTERN - Die Schulbehörde hat ein Corona-Sorgen-Telefon für Eltern eingerichtet. Über die Hotline wollen die Beratungsabteilungen der 13 Hamburger Regionalen Bildungs- und Beratungszentren Eltern bei Schul- und Erziehungsproblemen unterstützen. Das Angebot kann etwa in Anspruch genommen werden, wenn aufgrund der Krise Konflikte in der Familie auftreten, wenn Kinder Probleme mit dem Lernen haben oder Angehörige krank werden, hieß es in einer Mitteilung der Schulbehörde. Seit zwei Wochen sind in Hamburg die Schulen geschlossen. Viele Eltern seien in belastenden oder sogar existenzbedrohenden Situationen, hieß es. Das Corona-Sorgen-Telefon ist unter +49 40 428 12-8209, -8219 oder -8050 unter der Woche, von 9.00 bis 16.00 Uhr, kostenlos und auf Wunsch auch anonym erreichbar.

GELD FÜR KAMPF GEGEN CORONA - Der Hamburger Konsumgüterkonzern Beiersdorf gibt ebenfalls Geld - allerdings für den weltweiten Kampf gegen das Virus. Dafür will das Unternehmen 50 Millionen Euro beisteuern. Mit den Geldern soll das Krisenmanagement in den Epizentren sowie in Regionen mit schwachen öffentlichen Gesundheitssystemen und Infrastrukturen unterstützt werden. Zu den Sofortmaßnahmen des Nivea-Herstellers gehöre auch die Spende von einer Million Liter Desinfektionsmittel. Dazu habe Beiersdorf seine Produktionswerke auf fünf Kontinenten zur Herstellung von Desinfektionsmitteln aktiviert. Gespendet werden sollen auch fünf Millionen Haut- und Handpflegeprodukte an medizinisches Personal.

HILFE FÜR OBDACHLOSE - Obdachlosen Frauen in Hamburg steht ab sofort eine neue Notunterkunft zur Verfügung - angepasst an Corona-Zeiten. Die 50 Übernachtungsplätze in der Horner Landstraße 85 werden vom DRK-Kreisverband Hamburg Altona und Mitte e.V. betreut, wie die Hamburger Sozialbehörde am Montag mitteilte. Durch eine angepasste, lockere Belegung werde die Einhaltung der gebotenen Abstände in Zeiten der Krise ermöglicht. Außerdem sollen Obdachlosen ab Mittwoch weitere Duschgelegenheiten in einem Schwimmbad zur Verfügung stehen.

UNI-BIBLIOTHEK FÜR ALLE - Von der Universitätsbibliothek Hamburg (Stabi) gibt es stattdessen Wissen geschenkt: Wissbegierige dürfen derzeit auch ohne Bibliotheksausweis online Medien nutzen. Mit dem sogenannten „Virtual Walk-In“-Service können alle die im „KatalogPlus“ angebotenen elektronischen Medien bestellen, teilte die Hamburger Wissenschaftsbehörde am Montag mit. In der jetzigen Situation sei die Aufgabe der Bibliotheken, verlässliche wissenschaftliche Informationen bereitzustellen, von besonderer Bedeutung, sagte der Direktor der Stabi, Robert Zepf. Insgesamt stehen in der Bibliothek rund 1,1 Millionen E-Books und mehr als 73 000 digitale Zeitschriften und Zeitungen zur Verfügung.

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