Schuldenkrise:Bankaktien reißen Börsen nach unten

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Auf eine angeblich drohende Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs reagierten die Märkte panisch in Europa und den USA: Gerüchte ließen die Kurse von Finanzinstituten um bis zu 23 Prozent abstürzen. Der Dow Jones fiel um 4,6 Prozent. Die Lage an Asiens Börsen blieb dagegen am Donnerstag vergleichsweise ruhig.

Martin Hesse und Michael Kläsgen

Die Aktien europäischer Banken sind am Mittwoch dramatisch gefallen. Anleger warfen am Nachmittag panikartig Papiere auf den Markt. Vor allem französische und italienische Banken waren betroffen: Die Aktie der Société Générale (SocGen) stürzte um bis zu 23 Prozent ab, zum Börsenschluss lag sie 15 Prozent im Minus. Die Kurse der Hypovereinsbank-Mutter Unicredit sowie von BNP Paribas verloren knapp zehn Prozent. Der Dax schloss fünf Prozent schwächer bei 5613 Punkten, der US-Leitindex Dow Jones fiel um 4,6 Prozent auf 10.720 Punkte.

Der französischen Bank Société Générale (SocGen) droht Gerüchten zufolge die Pleite. (Foto: AFP)

An den asiatischen Aktienmärkten bleib die Lage trotz den massiven Verlusten in Europa und an der Wall Street am Donnerstag vergleichsweise ruhig. An den meisten Märkten verloren die Aktien zwar an Wert - doch die zu Handelsbeginn teils deutlichen Verluste konnten eingedämmt werden. So lag der japanische Leitindex Nikkei 225 rund zwei Stunden vor Handelsende nur noch knapp ein Prozent im Minus, nachdem er zu Beginn noch mehr als 2,3 Prozent gefallen war. Der die wichtigsten asiatischen Märkte umfassende MSCI Asia Apex 50 fiel bis 6 Uhr um 1,19 Prozent - einige Börsen wie die in Seoul und Shanghai lagen sogar im Plus.

Auslöser für den Absturz und Europa und den USA war ein Cocktail von Gerüchten über eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs und eine drohende Pleite der SocGen. Am Abend erklärte die Bank, sie habe die Börsenaufsicht AMF eingeschaltet, um den Ursprung von "vollkommen haltlosen Marktgerüchten" zu ermitteln. Der jüngst publizierte Gewinn von 1,6 Milliarden Euro im ersten Halbjahr absorbiere alle Belastungen durch den Rettungsplan für Griechenland. Die Geschäfte im Juli und den ersten Augusttagen bestätigten die soliden Resultate.

SocGen war 2008 wegen des Betrugsskandals um den Händler Jérôme Kerviel in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Anlass zu den aktuellen Gerüchten soll das starke Griechenland-Engagement der Bank gegeben haben. SocGen musste deswegen Anfang August eine Gewinnwarnung ausgeben. Knapp 400 Millionen Euro schrieb die Bank ab. SocGen hatte zudem 2004 die griechische Bank Geniki erworben.

Das Misstrauen unter Banken wächst und einzelne Institute tun sich schwer, kurzfristig Geld zu leihen. Auf diesem Nährboden gedeihen Pleitegerüchte. Im Gefolge der französischen Banken knickten auch die Kurse der deutschen Kreditinstitute weg. Die Titel der Deutschen Bank verbilligten sich um 7,4 Prozent, Commerzbank-Anteile fielen um 7,7 Prozent auf ein Rekordtief von 1,97 Euro. Auch an den US-Börsen sackten Bankaktien um bis zu zehn Prozent ab.

Die Börsen hatten sich am Morgen zunächst gefangen, nach der Ankündigung der US-Notenbank, die Leitzinsen für weitere zwei Jahre bei 0 bis 0,5 Prozent zu belassen. Doch am Nachmittag kamen Gerüchte auf, Ratingagenturen wollten nach den USA auch Frankreich das Spitzenrating AAA entziehen. Obwohl Fitch, Moody's und Standard & Poor's ihre Bestnoten für Frankreich bekräftigten, ließen sich die Investoren nicht beruhigen. Sie fürchten, dass letztlich Deutschland und Frankreich die Hauptlast für die Lösung der europäischen Schuldenprobleme tragen müssen. Deshalb sind zuletzt auch die Preise für Kreditausfallversicherungen für deutsche Staatsanleihen gestiegen.

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