Im Rennen um den Chefposten des Weltwährungsfonds (IWF) liegt die Kandidatin Frankreichs offenbar vorn, während von einem deutschen Kandidaten weit und breit nichts zu sehen ist. Kanzlerin Angela Merkel mussten deswegen am Wochenende die geharnischte Kritik des SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier einstecken, denn wieder einmal wären die Deutschen bei der Vergabe eines internationalen Top-Jobs nur in der Zuschauerrolle.
Doch nun leistet wenigstens ein Politiker aus dem Regierungslager ein bisschen Widerstand gegen eine neuerliche Blamage: FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle rät der Bundesregierung, auch über einen Deutschen an der IWF-Spitze nachdenken. "Ich kann mir auch deutsche Kandidaten vorstellen", sagte Brüderle in Berlin. Namen wollte er nicht nennen: "Mir fallen viele ein, aber ich nenne keinen."
Der Auswahlprozess für die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn müsse sorgfältig geführt werden. Als Favoritin für einen gemeinsamen europäischen Vorschlag gilt die französische Finanzministerin Christine Lagarde. "Sie ist ohne Frage eine starke Kandidatin", sagte allerdings auch Brüderle.
Es sei richtig, dass Europa den Posten erneut für sich reklamiere, weil der IWF tief in die Euro-Rettung eingebunden sei. Auch die meisten IWF-Kredite würden nach Europa vergeben. "Insofern ist die Besetzung der IWF-Spitze schon von einer besonderen Bedeutung."