Bildung - Potsdam:Corona treibt Digitalisierung an Volkshochschulen voran

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Der Eingang zur VHS (Volkshochschule). Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archvibild (Foto: dpa)

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Potsdam/Fürstenwalde (dpa/bb) - Die Auswirkungen der Corona-Krise stellen Brandenburgs Volkshochschulen (VHS) zum neuen Herbstsemester vor Herausforderungen - treiben aber auch die Digitalisierung voran. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Einige Kursleitende haben sich mit der Nutzung der Lernplattform vhs.cloud vertraut gemacht und ihre Kurse online fortgesetzt. Dafür haben sie auch viele interessierte Teilnehmer gewinnen können", sagte die Vorstandsvorsitzende des Volkshochschulverbands in Brandenburg, Carola Christen.

Bei Sprachen habe es vermehrt Zugriffe auf das vhs.Lernportal gegeben, sagte sie. Das sei auch im Bereich Gesundheit wie zum Beispiel bei Yoga oder der Berufsfortbildung zu beobachten. Vorträge und Web-Seminare im gesellschaftlich-kulturellen Bereich habe es ebenfalls gegeben. "Bei der Grundbildung ist das schwieriger wegen geringer digitaler Kompetenzen, aber nötig", sagte Christen. Kreative Themen wie Basteln oder Handarbeitskurse funktionierten digital weniger gut.

Das bestätigt auch Sophie Klaust, Leiterin der VHS im Landkreis Oder-Spree mit Sitz in Fürstenwalde. Die Voraussetzung zum digitalen Arbeiten sei bei ihr aber besonders gut, weil auch im Unterricht mit Präsenz auf Technik wie Smartboards und Beamer zurückgegriffen werden könne, denn die VHS nutze die Räume von Schulen im Landkreis. Für Sophie Klaust hat die Krise vor allem dazu beigetragen, dass sich ihre Mitarbeiter und Lehrenden mit Themen wie Cloud und Webinaren auseinandergesetzt haben.

Wichtig für sie, aber auch für Christen, ist die Erkenntnis, dass der Unterricht in seiner Vielfalt nicht komplett digital stattfinden kann. "Die VHS ist und bleibt ein Ort des sozialen Lernens und digitale Angebote oder Anteile ergänzen das Spektrum", betonte Christen. Sie kämen den Lebensbedingungen der Menschen entgegen, auch mit Blick auf räumliche Entfernungen im ländlichen Bereich. "Wir sind auf dem Weg, es gibt aber noch viel zu tun", sagte Christen. "Vor allem digital aufbereitete Lerninhalte müssen entwickelt werden, Fortbildungen für Kursleiter verstärkt werden."

Die Corona-Vorgaben, aber auch die Zwangspause, haben den VHS im Land erhebliche Verluste gebracht. "Der geschätzte Rückgang an Unterrichtsstunden im Jahr 2020 liegt bei rund 36 Prozent", sagte Anke Unkenholt, Leiterin der VHS im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. 40 geplante Kurse für das Frühjahr und Herbstsemester seien gar nicht gestartet.

"Durch die gegebenen Abstandsregeln können nur weniger Teilnehmende in einem Raum unterrichtet werden", sagte Potsdams Stadtsprecherin Christine Homann. Deshalb würden mehr Räume benötigt. Wegen der geringeren Teilnehmerzahl sei das Geld aus Kursgebühren geringer. "Die Einnahmeausfälle werden im Moment von den Kommunen aufgefangen, ohne Entgelte zu erhöhen", sagte Christen.

Der Verbandsvorsitzenden zufolge wird das Land einen Teil der Kosten für abgebrochene Kurse im Rahmen der Förderung der Grundversorgung zahlen, bereits vergebene Fördermittel müssten nicht alle zurückgegeben werden. "Hier hätten wir uns eine andere Lösung gewünscht", sagte Carola Christen. Etwa den Verbleib der kompletten Mittel bei der Kommune, damit dadurch auch Einnahmeausfälle ausgeglichen werden können.

Die Sprecherin des Bildungsministeriums, Ulrike Grönefeld, verwies auf die Corona-Soforthilfen. Die finanzielle Hilfe werde fortgesetzt, etwa mit insgesamt 10 Millionen Euro für gemeinnützige Träger von Einrichtungen der Bildung, der Kinder- und Jugendhilfe, der Weiterbildung und des Sports, sagte sie. Auch fördere das Land die Digitalisierung der VHS. Konnten die Träger in der sogenannten Grundversorgung der Weiterbildung vor der Pandemie je Unterrichtsstunde eine anteilige Förderung von 32 Euro für Präsenzkurse oder eine Kombination von Präsenz- und Onlinephasen erhalten, sei sie für die Zeit der pandemiebedingten Einschränkungen nun auch für reine Online-Kurse möglich.

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