Energiewende im Chemiedreieck:Neuer Vorstoß im Streit um Windpark in Altötting

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"Wir brauchen die Windenergieanlagen": Wirtschaftsminister Aiwanger bemüht sich seit einem negativen Bürgerentscheid in Mehring, das Windpark-Projekt im Chemiedreieck zu retten. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Bei einer Bürgerversammlung wirbt Wirtschaftsminister Aiwanger für einen Kompromiss beim Bau der Großanlage. Seit der Ablehnung bei einem Bürgerentscheid ist die Sorge vor einem Scheitern des Projekts groß.

Neue Bewegung im festgefahrenen Streit um den Bau des geplanten Riesen-Windparks in Altötting: Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat den Kritikern des Projekts einen Kompromiss angeboten. Er sieht nicht nur einen größeren Abstand zwischen den Windrädern und den vorhandenen Wohnhäusern vor. "Die Abstände zu geschlossener Wohnbebauung sind auf 1200 Meter vergrößert worden, vier Windradstandorte sind dazu verschoben und zwei von neun Windrädern sind weggefallen", sagte der Freie-Wähler-Chef am Donnerstag bei einer Bürgerversammlung in der Gemeinde Haiming (Landkreis Altötting). "Das ist insgesamt ein sehr guter, bürgerfreundlicher Kompromiss, den ich empfehle anzunehmen. Wir brauchen die Windenergieanlagen, um Strom vor Ort zu produzieren und die Energiewende auch im Chemiedreieck voranzutreiben."

Der ursprüngliche Plan, den Windpark Altötting mit 40 Windrädern zu realisieren, sei nach der Ablehnung von zehn Anlagen bei einem Bürgerentscheid in Mehring bürgerfreundlich optimiert worden, hieß es weiter. Aktuell sollen 29 Windräder im Staatswald realisiert werden. Die Gemeinden könnten sich mit bis zu 49 Prozent beteiligen und von den Windkrafterlösen profitieren.

Aiwanger betonte, er verstehe die Bedenken der Bevölkerung vor Ort, "die bisher von Windkraft nicht betroffen war". Die Erfahrung aus anderen Regionen, in denen es schon seit Jahren Windräder gebe, zeigten aber, dass sich anfängliche Bedenken schließlich in Zustimmung gewandelt habe. Zwar habe es auch kritische Fragen gegeben. Er habe aber das Gefühl, dass eine Mehrheit diesen Weg in die Energiewende mitgehen könnte. "Der Staatswald im Landkreis Altötting wird von den Windrädern profitieren, weil er mit den Einnahmen auch in Zukunft professionell bewirtschaftet, in einen stabilen Mischwald umgewandelt und als Naherholungsgebiet erhalten werden kann."

Den bisherigen Plänen zufolge soll rund um Altötting ein Windpark mit 40 Anlagen entstehen. Die Windräder sollten so viel Strom erzeugen, dass rechnerisch 150 000 Haushalte versorgt werden können. Die Windräder sollen aber vor allem dazu beitragen, den Strombedarf der in der Gegend ansässigen Chemieindustrie zu decken. Den Plänen zufolge hätte der Windpark das Potenzial, rund zehn Prozent des Bedarfs abzudecken. Bei einer Bürgerbefragung in Mehring hatte sich jedoch die Mehrheit der Bürger gegen den Windpark - zumindest auf ihrem Gebiet - ausgesprochen.

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