Mordermittlungen in Wasserburg:Forensikarzt auf Klinikgelände mit Messer getötet

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Die Abteilung für den Maßregelvollzug im Wasserburger Inn-Salzach-Klinikum, in der der getötete Arzt gearbeitet hat. (Foto: Matthias Köpf)

Die Polizei hat direkt nach der Tat einen 40-jährigen Verdächtigen festgenommen. Er wurde blutverschmiert auf dem Klinikgelände aufgegriffen. Der Arzt war wohl kein zufälliges Opfer.

Von Matthias Köpf, Wasserburg

Die Abteilung für den Maßregelvollzug im Inn-Salzach-Klinikum im oberbayerischen Wasserburg ist stark gesichert. Hohe Backsteinmauern, Stacheldraht und wuchtige Metalltore schirmen den Bereich ab, in dem verurteilte Straftäter mit gravierenden psychischen Problemen oder schweren Suchterkrankungen einsitzen. Am frühen Montagabend ist das Inn-Salzach-Klinikum selbst zum Schauplatz einer Straftat geworden.

Ein 64 Jahre alter Arzt, der bis dahin im Maßregelvollzug gearbeitet hatte, ist dort niedergestochen und getötet worden - außerhalb seiner Abteilung auf dem weitläufigen Klinikgelände, wo die verschiedenen Stationen auf zahlreiche Pavillons verteilt sind. Die Polizei nahm auf dem Areal kurz nach der Tat einen blutverschmierten 40-Jährigen fest und fand auch das ebenfalls blutige Küchenmesser, mit dem der Arzt vermutlich getötet wurde.

Der mutmaßliche Täter, den die Polizei nach eigenen Angaben zunächst in ein anderes psychiatrisches Krankenhaus gebracht hat und dort streng bewacht, stammt demnach aus Norddeutschland. Aktuell und in der jüngsten Vergangenheit war er nicht Patient in Wasserburg, heißt es vom Bezirk Oberbayern als Träger der Klinik. Ersten Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei zufolge gebe es aber Hinweise darauf, dass zwischen dem Arzt und dem mutmaßlichen Täter "vor einigen Jahren ein berufsbedingter Kontakt bestand", heißt es in einer Mitteilung der Polizei.

Ein ansonsten unbeteiligter Zeuge hatte den niedergestochenen Arzt entdeckt und Polizeibeamte informiert, die aus einem ganz anderen Anlass auf dem Klinikgelände unterwegs waren. Als die Polizisten bei dem schwer verletzten Arzt eintrafen, kämpften Ersthelfer um sein Leben, am Ende vergebens. Der mutmaßliche Täter ließ sich von Polizisten noch auf dem Klinikgelände widerstandslos festnehmen. Am Dienstagnachmittag wurde der Tatverdächtige auf Antrag der sachleitenden Staatsanwaltschaft Traunstein dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser erließ Unterbringungsbefehl. Der Mann wurde in einer forensischen Fachklinik untergebracht.

Am Inn-Salzach-Klinikum herrscht laut einer Sprecherin des Bezirks Fassungslosigkeit über den gewaltsamen Tod des langjährigen und geschätzten Kollegen. Unter den derzeitigen Mitarbeitern könne sich niemand an eine ähnliche Tat in der Klinik erinnern.

Vor sieben Jahren war ein Patient im Maßregelvollzug nach einem genehmigten Spaziergang über das Gelände aus der Klinik geflohen und hatte drei Wochen später im nahen Rott am Inn zwei Menschen erstochen. Weitaus die meisten Patienten der Klinik sind jedoch keineswegs Straftäter, sondern leiden schlicht an verschiedenen seelischen, neurologischen, psychosomatischen oder geriatrischen Problemen und Krankheiten.

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