Umwelt:Wie ein Liftbetreiber das Riedberger Horn schneesicher machen will

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  • Die Grasgehrenlifte am südöstlichen Fuße des Riedberger Horns wollen zehn Millionen Euro in eine Beschneiungsanlage und einen Achter-Sessellift investieren.
  • Noch sind die Modernisierungsvorhaben des Liftbetreibers nicht genehmigt.
  • Naturschützer befüchten, dass die Neubauten die kleine Skigebiet komplett verändern und Biotope zerstören würden.

Von Christian Sebald, München

In einem schneereichen Winter wie diesem ist das Riedberger Horn einer der beliebtesten Skitouren-Berge im Oberallgäu. Sehr viel bekannter ist der mit 1787 Metern höchste Gipfel der Hörnergruppe allerdings als das Symbol schlechthin für den Grundsatzstreit um den Schutz der bayerischen Berge, der Touristiker und Umweltverbände entzweit.

Der Grund ist die Skischaukel am Riedberger Horn, welche Obermaiselstein und Balderschwang mit aller Macht dort oben mitten in einem Schutzgebiet bauen wollen. Nun weitet sich der Streit aus. Die Grasgehrenlifte am südöstlichen Fuße des Riedberger Horns wollen zehn Millionen Euro in eine Beschneiungsanlage und einen Achter-Sessellift investieren. Grasgehren ist eines der beiden kleinen Skigebiete am Fuße des Riedberger Horns, die durch die Skischaukel miteinander verbunden werden sollen.

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Wie bei der Skischaukel selbst stehen sich auch beim Ausbau der Grasgehrenlifte die Fronten erbittert gegenüber. Noch sind die Beschneiung samt Speicherbecken und Achtersessellift, der einmal Hörnlebahn heißen soll, nicht genehmigt. "Aber das, was die Grasgehrenlifte vorhaben, hat nichts mit der angekündigten maßvollen Modernisierung zu tun", sagt Thomas Frey vom Bund Naturschutz (BN). "Das sind gigantische Neubauten, die kleine Skigebiete komplett verändern und Biotope zerstören."

Vertreter der Grasgehrenlifte wollen sich zu den Vorwürfen nicht äußern. "Ich nehme die Position des Naturschutzes zur Kenntnis", sagt ihr Chef Berni Huber, der auch maßgeblicher Mann hinter den umstrittenen Skischaukel-Plänen ist. "Wir arbeiten sauber, wir brauchen die Hörnlebahn und die Beschneiung für die Zukunft unseres Skigebiets."

Es sind in erster Linie die Pläne für die Beschneiung und das Speicherbecken, die den BN-Mann Frey in Rage bringen. Tatsächlich warben Liftbetreiber Huber, aber auch die Kommunalpolitiker in der Region bisher stets damit, dass die Skigebiete am Riedberger Horn anders als alle möglichen anderen Wintersportgebiete in entsprechender Höhenlage vergleichsweise schneesicher sind und das auch noch bleiben.

Deshalb dachte nicht nur Frey, dass die Grasgehrenlifte auf eine Komplettbeschneiung verzichten werden. Davon ist nun keine Rede mehr. "Wir müssen uns auf schneearme oder sogar schneefreie Winter einstellen", sagt Huber. "Deshalb müssen wir unsere völlig veraltete Beschneiung so ausbauen, dass wir binnen weniger Frosttage alle Pisten für den ganzen Winter schneesicher machen können."

Huber plant also nicht nur neue, leistungsstarke Leitungen für die Schneekanonen und Schneilanzen an allen Grasgehren-Pisten. Sondern ein Speicherbecken mit 26 000 Kubikmeter Fassungsvermögen und 6000 Quadratmeter Wasserfläche im hinteren Teil des Skigebiets. Der Damm ragt im höchsten Abschnitt etwa sieben Meter über das Geländeniveau hinaus. Mit diesen Eckdaten ist das Speicherbecken zwar relativ klein.

Das am oberbayerischen Sudelfeld etwa, das größte seiner Art in Bayern, fasst mit 150 000 Kubikmetern fast sechs Mal so viel Wasser. Gemessen an den 15 Hektar Piste aber, die das Skigebiet Grasgehren einmal haben wird, wird dort eine intensivere Beschneiung möglich als auf den 95 Hektar beschneite Piste am Sudelfeld. "Das ist Gigantismus", sagt Frey, "und in Zeiten des Klimawandels fehl am Platz."

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Das ist nicht das einzige, was Frey Huber vorwirft. "Das Speicherbecken soll in ein extrem wertvolles und artenreiches Quellmoor gegraben werden", sagt der BN-Mann. "Die Grasgehrenlifte wollen dafür eine bis zu 3,2 Meter dicke Torfschicht ausbaggern." Wie das Riedberger Horn zählt die Grasgehrenalpe zu den wertvollsten Biotopen in den Allgäuer Alpen. Das Arten- und Biotopschutzprogramm (ASBP) des Freistaats benennt mehr als 50 sehr seltene Pflanzen, darunter zahlreiche Seggen und andere besondere Gräser.

Außerdem ist das Almgebiet ein Rückzugsraum der streng geschützten Birkhühner. Das Landesamt für Umwelt, das dem Umweltministerium unterstellt und für das ASBP zuständig ist, fordert deshalb das "Unterlassen weiterer touristischer Erschließungen" und "keine Ausweitung des Skibetriebs". "Und jetzt wollen Huber und seine Leute ein 3000 Jahre altes Quellmoor zerstören", sagt Frey, "und zwar ausgerechnet für ein Speicherbecken." Liftchef Huber kontert: "Das ist kein Moor, das ist eine Alpweide."

Auch die Hörnlebahn steht massiv in der Kritik. Sie soll zwei alte Schlepplifte ersetzen. Aber der Achtersessellift verläuft auf einer neuen Trasse, kann einmal ein Viertel mehr Skifahrer pro Stunde auf den Berg transportieren als diese. Neue Pisten sollen ihn außerdem an die höchst umstrittene Skischaukel und deren neue Abfahrt in Richtung Balderschwang anschließen. Für dieses Projekt ändert der Freistaat gerade den Alpenplan samt dessen Schutzzone C, in der solche Projekte tabu sind.

Der BN und andere Verbände befürchten einen Präzedenzfall für ähnliche Projekte in Schutzgebieten. Außerdem nennen sie es ein Unding, dass Skischaukel, Hörnlebahn und Beschneiung in drei separaten Verfahren genehmigt werden sollen, statt zuerst den üblichen Weg eines Raumordnungsverfahrens zu nehmen. "Das ist Salamitaktik pur", sagt Frey, "und das in einem Naturjuwel, wie wir nur wenige haben." So wie er gegen die Skischaukel klagt, wird er auch gegen die Beschneiung und die Hörnlebahn klagen. Liftchef Huber hofft dagegen, die Beschneiung bereits 2018 bauen zu können.

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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