Coburg:Verkuppelte Trauerschwäne abzugeben

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Das undatierte Foto zeigt ein Trauerschwan-Paar auf dem Schwanensee im Park Rosenau in Rödental bei Coburg. (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung/dpa)

Vor sechs Jahren fanden zwei Schwäne per Kontaktanzeige zueinander. Jetzt sucht das Schloss Rosenau neue Besitzer für die Vögel, weil sie ständig abhauen.

Kolumne von Max Weinhold, Rödental

Seit jeher gibt es in Coburg Diskussionen über das Stadtwappen, auf dem ein - so der Sprachusus - Mohr zu sehen ist. Kritiker bemängeln die stereotype Darstellung von Schwarzen, auch wenn es hier um den Heiligen Mauritius geht. Der Streit erübrigte sich, verfügte Coburg wie andere Städte über ein Tier auf dem Wappen. Was früher sogar der Fall war: im 13. Jahrhundert die Henne (als Reminiszenz an den Grafen von Henneberg), im 14. Jahrhundert dann die Löwen von Thüringen und Meißen.

Müsste man heuer ein Tier als Stadt-Repräsentanten aussuchen, dann handelte es sich gemessen an der Aufmerksamkeit, die er Coburg und Region verschafft, erneut um einen Vogel: den Schwarzschwan, auch genannt Trauerschwan. Der Erzählung nach leben die in Australien beheimateten Tiere seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Coburg, genau genommen im Garten von Schloss Rosenau in der Nachbargemeinde Rödental. Queen Victoria habe die Vögel als Zeichen der Trauer um ihren früh verstorbenen Gatten, den Coburger Prinzen Albert, hierher verbracht.

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Ein modernes Kapitel der oberfränkischen Trauerschwan-Geschichte wurde 2017 geschrieben, als plötzlich einer der zwei im Schlossgarten lebenden Schwäne fehlte. Der Fuchs habe ihn vertilgt, hieß es. In der Folge suchte das Schloss per Kontaktanzeige nach einem neuen Partner und wurde bei einem Züchter in Ingolstadt fündig.

Jahrelang lebte das Schwanenpaar in trauter Eintracht im Schlossgarten, bekam gar Nachwuchs. Dann jedoch entschwanden die Eltern eines Kükens (alle Geschwister starben, wie Presseberichten zu entnehmen ist) immer wieder und mussten mit viel Aufwand eingefangen werden. Zu viel Aufwand, wie Steffen Schubert, Leiter des Schlossgartens, der Neuen Presse sagte. "Der Umkreis ihrer Ausflüge wurde immer größer. Am Ende war es nicht ungewöhnlich, wenn abends um zehn Uhr die Polizei anrief, wir sollten doch bitte unsere Schwäne abholen."

Und damit zum vorläufigen Höhepunkt der Coburger Schwanen-Geschichte: Die Rosenauer haben erneut inseriert. Diesmal allerdings wollen sie ihre Schwäne, die bis auf Weiteres im ausbruchsicheren Winterquartier weilen, loswerden. Wer nun fürchtet, es sei vorbei mit Coburg und den Schwänen, der sich darf beruhigen: Im Teich des Schlossgartens schwimmen schon zwei neue Trauerschwäne.

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