Mobilität:Landkreise bezuschussen Taxifahrten für Jugendliche

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Die Staatsanwaltschaft hatte den Hauptangeklagten beschuldigt, extra Prüfungstermine angesetzt zu haben, bei denen er gegen Bezahlung zusicherte, dass die Prüflinge bestehen würden. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Kommunen und Städte übernehmen teilweise die Kosten für Heimfahrten für junge Leute am Abend. Dann nämlich, wenn die nicht anders nach Hause kommen, weil der öffentliche Nahverkehr fehlt.

Damit junge Menschen in ländlichen Regionen unproblematisch abends ausgehen können, bezuschussen einige Landkreise und Städte in Bayern nächtliche Taxifahrten. Der Bayerische Jugendring (BJR) sieht das jedoch skeptisch. Denn trotz der Subventionierung durch die Kommunen seien die Taxifahrten immer noch teurer als ein Busticket. "Nur Jugendliche aus entsprechend wohlhabendem Elternhaus können sich so ein Angebot leisten", sagte eine Sprecherin. Es brauche Angebote, die für jeden erschwinglich und auch nachhaltig seien.

Die Akzeptanz des "Fifty-Fifty-Taxis" sei sehr gut, heißt es etwa im Landkreis Bayreuth, wo das Angebot im Herbst 2021 an den Start gegangen ist. Im Landkreis Wunsiedel startete das "Fifty-Fifty-Taxi" bereits im Sommer 2019. Wenn Jugendliche und junge Erwachsene am Wochenende oder in der Nacht vor Feiertagen abends ausgehen wollen, erstattet ihnen der Landkreis die Hälfte der gezahlten Kosten fürs Taxi. "Das Angebot wird gut angenommen", sagte eine Sprecherin des Landratsamts. Acht Unternehmen seien inzwischen am Projekt beteiligt, gestartet sei man mit fünf.

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Hintergrund: Gerade in ländlichen Gebieten und kleineren Städten fahren abends keine Busse mehr. Junge Menschen sind deshalb nicht selten darauf angewiesen, dass ihre Eltern sie zum Beispiel ins Kino fahren und wieder holen. Der Landkreis Lichtenfels machte das Angebot erstmals vor 20 Jahren - und sieht sich damit für Bayern in der Vorreiterrolle. Seit 2018 könne man das Taxi auch bequem per App buchen, teilte ein Sprecher mit. Wichtiger Aspekt: Mit dem Angebot sollen auch Unfälle unter Alkoholeinfluss vermieden werden. Denn auch junge Erwachsene mit eigenem Führerschein können das Taxi abends nutzen, wenn sie etwas trinken wollen.

Im vergangenen Sommer führte auch der Landkreis Eichstätt ein "Fifty-Fifty-Taxi" ein: "Im ländlichen Raum des Landkreises Eichstätt sind zu Abendveranstaltungen oftmals längere Anfahrtswege erforderlich. Der öffentliche Personennahverkehr kann diese Verbindungen zu den betreffenden Zeiten nicht abdecken", teilte Manfred Schmidmeier vom Landratsamt mit. "Das Projekt erfreut sich zunehmender Beliebtheit." Gerade während der Volksfestzeit und über die Weihnachtsferien hätten viele Jugendliche und junge Erwachsene eine nächtliche Taxifahrt gebucht.

Der Landkreis Bayreuth gibt pro Jahr rund 110 000 Euro für das "Fifty-Fifty-Taxi" aus, der Landkreis Wunsiedel zahlte 2022 rund 35 000 Euro. In Eichstätt kann man wegen der kurzen Laufzeit des Projekts noch nichts Konkretes zu den Kosten sagen.

Der BJR findet es dagegen sinnvoller, Busverbindungen auf dem Land flächendeckend auszubauen - auch für die Abendstunden und am Wochenende. "Mit einem guten Angebot steigt in aller Regel auch die Nachfrage", sagte die Sprecherin. In einem Beschluss, der kürzlich auf der Verbandsversammlung verabschiedet wurde, heißt es: "Um dem existenziellen Bedürfnis junger Menschen nach Mobilität gerecht werden zu können, fordern wir schnellstmöglich ein kostengünstiges, bayernweit gültiges Jugendticket für alle jungen Menschen." Langfristiges Ziel müsse ein "kostenfreier öffentlicher Personennahverkehr" sein. "Jugendgerechte Mobilität" bedeute, dass junge Menschen Verkehrsmittel eigenständig - auch ohne Führerschein - und nachhaltig, also möglichst klimaneutral, ressourcenschonend und ohne hohe Kosten nutzen können.

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