Stromtrassen-Streit:Gabriel bietet Seehofer Kompromiss an

Lesezeit: 1 min

"Wir werden über jede Trassenführung reden können", sagt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. (Foto: AP)
  • Sigmar Gabriel (SPD) geht auf Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu: Einem Bericht des Spiegel zufolge soll der Wirtschaftsminister im Stromtrassen-Streit kompromissbereit sein.
  • Die umstrittene Ost-Süd-Trasse könnte entlang bestehender Wechselstromleitungen laufen. Wo das nicht möglich sei, könnten auch Erdkabel verlegt werden.
  • Seehofer hatte den Bau zweier Stromtrassen durch Bayern grundsätzlich infrage gestellt. Statt Windstrom in den Freistaat zu transportieren, wolle er lieber auf Gaskraftwerke setzen.

Gabriel bietet Kompromiss an

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel CSU-Chef Horst Seehofer einen Kompromissvorschlag im Stromtrassen-Streit unterbreitet. Demnach könnte die besonders umstrittene Ost-Süd-Leitung von Sachsen-Anhalt nach Bayern entlang bestehender Wechselstromleitungen verlegt werden, berichtet das Magazin. Die Masten würden sich optisch kaum unterscheiden. Wo bisher keine Leitung existiere, könne man die Verlegung von teureren Erdkabeln in Betracht ziehen.

Gabriel selbst zeigte sich grundsätzlich kompromissbereit. "Wir werden über jede Trassenführung reden können. Nur über eine nicht: Über gar keine Stromtrasse", sagte er bei einem Auftritt in Nürnberg. Den Menschen glauben zu machen, niedrige Strompreise, ein Verzicht auf Stromtrassen und der Ausstieg aus der Atomenergie seien gleichzeitig möglich, halte er für unredlich.

Deswegen müsse man gemeinsam mit den Betroffenen über den künftigen Verlauf der Trassen reden. Dabei müsse auch die Frage erörtert werden, "wo legen wir sie unter die Erde, wo führen wir sie über bestehende Hochspannungsleitungen", sagte Gabriel.

Seehofer setzt auf Gaskraftwerke

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa hatte es schon vor längerer Zeit ein gemeinsames Spitzengespräch gegeben, um eine Lösung zu finden. Wirtschaft und Netzbetreiber pochen auf rasche Planungssicherheit. Seehofer sieht auch die zweite geplante "Stromautobahn" nach Bayern - den sogenannten Suedlink - kritisch, obwohl er sie wie die Ost-Süd-Trasse 2013 im Bundesrat gebilligt hat.

Damit keine neuen Höchstspannungsleitungen durch Bayern laufen müssten, könnten Seehofer zufolge auch Gaskraftwerke den benötigten Strom liefern. Dieser Vorschlag stieß jedoch auf wenig Gegenliebe. Vor knapp zwei Wochen hatte sich etwa Bodo Ramelow, Ministerpräsident in Thüringen (Linke), über Seehofers ablehnende Haltung beschwert. Ramelow soll in einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) "klaren Widerstand" angekündigt haben. "Es wurden Trassen durch die Natur geschlagen, gegen den erbitterten Widerstand der Bürger vor Ort. Und nun will Bayern dort den Strom gar nicht haben", erklärte Ramelow.

© SZ.de/dpa/mest - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: