Dialekt:Bairische Sprachwurzel geht an Ilse Aigner

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Verleihung der Bairischen Sprachwurzel (von links): Wolfgang Herrmann, Laudator und Präsident Emeritus der Technischen Universität München, Preisträgerin und Landtagspräsidentin Ilse Aigner sowie Sepp Obermeier, Vorsitzender des Bundes Bairische Sprache, der die Auszeichnung alljährlich vergibt. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Landtagspräsidentin erregt auf dem Gäubodenvolksfest Aufsehen, weil sie zur Preisverleihung im hochfestlichen Schalk erschien. Damit unterstreicht sie, dass sie sprachlich und modisch gegen Anfechtungen jeder Art gefeit ist.

Von Hans Kratzer, Straubing

Ein Streifzug durch das Gäubodenvolksfest machte am Wochenende deutlich, dass sich die Wirren des Weltenlaufs auch am modischen Geschmack der Besucher ablesen lassen. Eine nicht geringe Besucherschar legte mit betont schrecklichen Trachten und Tattoos Zeichen ihrer geistigen Orientierungslosigkeit ab. Umso gelassener trat die Landtagspräsidentin Ilse Aigner auf. Sie erregte Aufsehen, als sie sich in ihrer Tracht, einem hochfestlichen Schalk, elegant durch die Menge schob. Als Schirmherrin eines Trachtlerfests war sie am Sonntag, ohne sich umzuziehen, von Valley direkt nach Straubing geeilt, wo ihr die Bairische Sprachwurzel überreicht wurde.

Die Auszeichnung wird jedes Jahr an Prominente vergeben, die bei offiziellen Anlässen Bairisch reden. Dieses Kriterium habe Ilse Aigner in der BR-Fernsehreihe "Gipfeltreffen" erfüllt, wie Sepp Obermeier, der Erfinder des Preises, erklärte. Als "Demonstration mittelbairischer Primärkompetenz" in der Öffentlichkeit würdigte Obermeier zudem Aigners Video-Appell zum Internationalen Tag der Muttersprache. Und schon als Bundeslandwirtschaftsministerin habe sie selbstbewusst ihre sprachliche Visitenkarte in Berlin abgegeben.

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Obermeier sagte, zum Glück seien auch im Landtag die Zeiten vorbei, in denen die Dialekte als Bildungsdefizit gebrandmarkt wurden. Als die SPD-Fraktion 2002 den Vorsitz des Bildungsausschusses zu besetzen hatte und sich ein Wahlerfolg der Oberpfälzerin Marianne Schieder abzeichnete, wurde aus der eigenen Fraktion noch dummdreist kolportiert, die Juristin (mit 1. und 2. Staatsexamen!) könne sich nicht standardsprachlich artikulieren. Heute, so Obermeier, orientiere man sich eher an Leuten wie Konrad Adenauer, der 1963 nach der Ratifizierung des Élysée-Vertrags in seinem Kölner Dialekt schwadronierte: "Minge Fründ der Herr Dejohl häd jesaht" -Mein Freund der Herr de Gaulle hat gesagt . . ."

Die Laudatio trug Wolfgang A. Herrmann, Präsident Emeritus der Technischen Universität München, natürlich im Dialekt vor. Dabei würdigte er die aus dem Landkreis Rosenheim stammende Politikerin als Botschafterin des Mittelbairischen mit bundesweiter Ausstrahlung. Auch in der Standardsprache behalte sie die klangschönere bairische Aussprache bei. Während das Sprechen vieler Spitzenpolitiker und Prominenter - analog zu den immer gleichförmiger aussehenden Innenstädten - austauschbar werde, zeuge Aigners Auftreten von Authentizität und Bodenständigkeit. Ihre Sprache wirke semantisch nuancenreicher und damit ausdrucksstärker als das Standarddeutsche.

Aigner, Obermeier und Herrmann entfachten im Straubinger Theaterfoyer in ihren Reden und Gegenreden ein Feuerwerk an sprachlicher Buntheit, sie tischten Wörter wie Kracherl und Plafond auf, die das Publikum wohlig aufseufzen ließen ("mei, lang scho nimmer ghört!"). Und Aigners Lieblingswort? "Gführiger Schnee", sagte sie. Auch das ein Alleinstellungsmerkmal und ein Indiz dafür, dass die Politikerin sprachlich und modisch gegen Anfechtungen jeder Art gefeit ist.

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