Augsburg:Hau den Markus

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Markus Söder mit einem Bierkrug beim politischen Aschermittwoch. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Oberbürgermeisterin Eva Weber schlägt Ministerpräsident Markus Söder im Frühling beim Volksfest in Augsburg den Maßkrug aus der Hand. Jetzt traut er sich nicht mehr zum Anzapfen - und reist einen Tag später an.

Glosse von Florian Fuchs

Ein Fass Bier anzuzapfen ist eine Kunst für sich. Der versierte Schankkellner etwa hört es, wenn das Zapfzeug drin ist. Der versierte Politiker tut eher so, als hätte er Ahnung. Das ist in diesem Sommer von Bedeutung, landauf landab gibt es nach seuchenbedingten Entbehrungen wieder Volksfeste. Die Politiker bekommen dabei meist einen kleinen, deutlich leichteren Schlegel als die Profis, sie sollen ja eine gute Figur machen. Von Münchner Oberbürgermeistern sind stundenlange Trainings bekannt, bevor sie sich zum Anzapfen auf dem Oktoberfest auf die große Bühne begeben. Das Ziel: zwei Schläge, dann soll das Bier fließen.

So ist es auch auf dem Plärrer in Augsburg, der zweimal im Jahr stattfindet. Es winkt nicht ganz so viel Publicity wie auf der Wiesn, auf seiner Vorwahlkampftour quer durch Bayern hat es sich Ministerpräsident Markus Söder am Ostersonntag im Frühjahr trotzdem nicht nehmen lassen, dem Anstich im Bierzelt beizuwohnen. Das ist gut dokumentiert, Videos davon sind im Internet bestens geklickt: Es ist ja eher selten, dass ein Ministerpräsident von einer Oberbürgermeisterin was auf die Finger bekommt, im wörtlichen Sinn. Wobei Augsburgs Stadtoberhaupt Eva Weber in Schutz zu nehmen ist, eine CSU-interne Fehde wollte sie bestimmt nicht anzetteln. Dabei begann alles harmlos und professionell. Söder heizt das Publikum an, Weber haut das erste Mal drauf, das zweite Mal, dann stockt sie. Ordentliche Leistung, denkt augenscheinlich Söder, der zufrieden nickt: zwei Schläge, schon fließt das Bier. Weil er es nicht erwarten kann, schnappt er sich einen Maßkrug und hält ihn unter den Zapfhahn - da haut Weber nochmal drauf, sicher ist sicher, und zerdeppert Söders Maßkrug. Der Landesvater schaut verdutzt und hält plötzlich nur noch den Henkel in der Hand.

Dass anschließend auch noch Blumenschmuck samt Brauereiwerbung vom Fass kippen, nahm Söder, galant ausweichend, gelassen. Trotzdem hat er den Auftritt vor etwa vier Monaten offenbar noch in Erinnerung. Den neuen Termin zum Anzapfen für den sogenannten Herbstplärrer am Freitagabend lässt er vorsichtshalber sausen. Stattdessen reist er einen Tag später nach Augsburg, das klingt bei Weitem nicht so riskant: Zusammen mit Oberbürgermeisterin Weber darf er in einer Kutsche am Festumzug teilnehmen. Unklar ist, wer die Zügel hält.

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