Panne bei der CSU:Die Stadtkapelle bläst Markus Söder den falschen Marsch

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Gute Stimmung beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau. Nur beim Einmarsch von Ministerpräsident Markus Söder gab es Irritationen. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Traditionell tritt Bayerns Ministerpräsident zum Defiliermarsch auf. Ausgerechnet beim Politischen Aschermittwoch ist da was schiefgegangen.

Von Andreas Glas

Erst hat Martin Huber noch gewitzelt, über FDP-Chef Christian Lindner. Der habe in der Ampelkoalition "so viel linke Politik mitgetragen, mich würde es nicht wundern, wenn für ihn zum Einmarsch die Internationale gespielt wird". Natürlich hat sich die Prognose des CSU-Generalsekretärs nicht bewahrheitet, als Lindner in die Dingolfinger Stadthalle einzog, zum Politischen Aschermittwoch der Liberalen. Statt der Internationalen spielte eine Brass-Band den Titel "High Hopes", was Huber sicher zu neuen Gemeinheiten inspiriert hätte, hätte er das mitbekommen. Denn, klar, viel mehr als Hoffnung bleibt der FDP nicht, bei diesen Umfragezahlen in Bayern: drei Prozent!

Und damit nach Passau, in die Dreiländerhalle, zur CSU. Dort hat Martin Huber, Chefchoreograf des christsozialen Aschermittwochs, natürlich keine Brass-Band geladen. Sondern, sicher ist sicher, die örtliche Stadtkapelle. Da kann eigentlich nichts schiefgehen. Es ist dann halt trotzdem etwas schiefgegangen, und zwar etwas ganz Fundamentales. Das Menschenspalier hatte sich formiert, Parteichef Markus Söder stand parat, fehlte nur der obligatorische Defiliermarsch, die hochexklusive Einlaufmelodie, die den Unwissenden signalisiert: Hier kommt der bayerische Ministerpräsident! Die Passauer Stadtkapelle setzte also ihre Blechinstrumente an, und heraus kam: Der Marinemarsch "Gruß an Kiel", der gern gespielt wird, wenn in Deutschland Kriegsschiffe auslaufen. Hoppala.

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Der Marinemarsch war schon deshalb unpassend, weil Zeitenwende ja nicht gleich Militärromantik bedeuten muss. Aus CSU-Sicht mutmaßlich noch schlimmer: Es handelte sich um einen recht norddeutsch anmutenden Titel. Und das gerade jetzt, da Söder doch so gern betont, wie schön es hier im Süden ist, im Vergleich zum Norden, den er "Ampel-Norden" schimpft. Die Stadtkapelle blies also den "Gruß an Kiel", bis ihnen offenbar selbst dämmerte, dass da was schiefläuft. Nach einer knappen Minute brach der Marinemarsch ab, mittendrin.

Als Sekunden später das richtige Lied einsetzte, hatte Söder fast schon die halbe Strecke zur Bühne absolviert. Wobei, ein wenig schief kam der Defiliermarsch daher, als er dann endlich daher kam. Mancher in der Halle war sogar der Meinung, dass der Defiliermarsch der Passauer Stadtkapelle kaum als solcher zu identifizieren gewesen sei. Nicht schön für Markus Söder. Andererseits, und das ist die gute Nachricht für ihn: Die Leute haben Söder trotzdem erkannt.

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