Start der Skisaison:So viel Schnee wie seit 20 Jahren nicht

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Es geht wieder los: Skifahrer am Freitag auf der Zugspitze. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Auf der Zugspitze öffneten am Freitag bei idealem Winterwetter die ersten Lifte. Die Seilbahnbetreiber hoffen, dass sie nach mageren Jahren endlich wieder eine gute Saison vor sich haben.

Von Felix Hamann

Pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn hat in Bayern die Skisaison begonnen - in diesem Jahr auch mit besten Schneeverhältnissen. Nachdem schon am 30. November die Bergbahnen in Oberstdorf und im Kleinwalsertal ihre Skisaison eröffnet haben, nahm am Freitag auch die Bayerische Zugspitzbahn ihren Skibetrieb auf. Die anderen Wintersportgebiete werden bald folgen. Zwischen 80 Zentimeter und zwei Meter Schnee lagen am Eröffnungstag auf der Zugspitze - und weiterer Schneefall ist für dieses Wochenende angekündigt. So viel Schnee am Tag der Saisonöffnung habe es in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr gegeben, sagte Verena Tanzer, die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn.

Auf dem Zugspitzplatt waren schon im Oktober die ersten Pistenraupen unterwegs, um den Schnee aus dem vergangenen Winter, der in Mulden überdauert hat, zu verteilen. In Kombination mit dem Neuschnee haben die Pisten eine gute Unterlage bekommen. Am ersten Skitag machten sich bei dichtem Schneetreiben vor allem Einheimische mit Saison- und Jahrespässen auf zur Zugspitze. "Die ersten Kabinen in Richtung Berg waren voll", sagte Verena Tanzer. Derzeit sind drei Lifte in Betrieb, acht Pisten können befahren werden - mehr als sonst zum Start.

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Zu den ersten Skifahrern zählte am Freitag ein befreundetes Paar aus Mittelfranken. "Das ist halt richtig Winter", sagte Clara, die zusammen mit Thomas Fersch aus der Region um Bad Windsheim zum Skigebiet auf der Zugspitze aufgebrochen ist. "Ich habe zeitweise in Garmisch gewohnt", erzählte die 22-Jährige. Weil es von ihrer Haustüre bis zur Zugspitzbahn lediglich fünf Minuten waren, stand sie bis zu viermal in der Woche auf den Skiern. "Ich freue mich, dass es wieder losgeht", sagte sie. So ging es auch ihrem Begleiter. Fünfmal stand der 25-Jährige bisher nach einem Skikurs auf den Brettern. Für diese Saison hat er sich fest vorgenommen, seine Fahrkünste weiter zu verbessern.

Ausreichend Möglichkeiten zum Üben sollte er haben. Weil der Neuschnee in den eiskalten Nächten anfriert, wird die Schneedecke auf Deutschlands höchstem Skigebiet den gesamten Winter halten, da ist sich Verena Tanzer sicher. Für Wintersportler sind das gute Nachrichten, zumal in den vergangenen Jahren auch hoch droben zwischenzeitlich Schneemangel herrschte.

Die Zugspitzbahn hat am Freitag den Betrieb aufgenommen. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Auch der Verband Deutscher Seilbahnen blickt mit Optimismus auf die kommende Saison. "Einen so traumhaften Start zu Beginn der Wintersaison hat es schon lange nicht mehr gegeben", sagt die Geschäftsführerin des Verbandes, Birgit Priesnitz. Dabei verlief schon die bisherige Saison ganz im Sinne der Betreiber. So nutzten im Sommer knapp sieben Millionen Menschen das Angebot der deutschlandweit 207 Seilbahnen für ihre Ausflüge. Das sind 4,5 Prozent mehr als noch im Jahr davor. "Vor allem im Oktober und um Allerheiligen sind die Besucherzahlen sprungartig gestiegen", sagt Verbandsvorstand Matthias Stauch, der zugleich Chef der Bayerischen Zugspitzbahn ist.

Debatten um Schneekanonen

Wo noch nicht ausreichend Schnee liegt, sollen demnächst die Schneekanonen in Betrieb gehen - sofern nicht wieder ein Warmlufteinbruch wie Ende vergangenen Jahres alle Pläne zunichtemacht. Umweltschützer und auch der Deutsche Alpenverein kritisieren immer wieder den hohen Energieverbrauch der Schneekanonen. Im vergangenen Jahr forderten sie angesichts der Energiekrise sogar einen völligen Verzicht auf die künstliche Beschneiung. Dem hält der Verband der Seilbahnen und Schlepplifte entgegen, dass der Stromverbrauch der Anlagen mit 42,5 Gigawattstunden (GWh) vergleichsweise gering sei. "Der halbjährliche Stand-by-Verlust in deutschen Haushalten beträgt mit 5000 GWh über das Hundertfache", rechnet der Verband vor.

Lediglich 0,8 Prozent der bayerischen Alpenfläche von rund 4400 Quadratkilometern würden saisonal als Skipisten genutzt. "Etwa 25 Prozent davon werden technisch beschneit", sagt Henrik Volpert, der stellvertretende Verbandschef und Vorstand der Oberstdorfer Bergbahn.

Schnee satt: Auf der Aussichtsplattform der Zugspitze muss der Schnee geräumt werden. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Betreiber von Seilbahnen und Skiliften in Bayern hoffen, dass sie dieses Jahr wieder gute Geschäfte machen nach zwei Corona-Jahren und Energiekrise. Der Vorverkauf bei Saison- und Zeitkarten sei bisher sehr gut gelaufen, sagte Stauch. Allerdings müssten die Gäste beim Kauf auch in diesem Jahr noch einmal tiefer in die Tasche greifen. So kostet etwa eine Tageskarte auf der Zugspitze und im Gebiet Garmisch Classic inzwischen 62 Euro. Grund für die erhöhten Preise seien gestiegene Kosten etwa für Personal und Energie, heißt es. Gleichwohl soll mit Angeboten und Ermäßigungen erreicht werden, dass sich auch Familien mit Kindern das Skifahren noch leisten können.

Ähnlich teuer ist der Skipass in der Skiregion Oberstdorf und Kleinwalsertal mit 62,90 Euro - vergangenes Jahr lag der Ticketpreis dort noch bei 57,50 Euro. Die Alpen-Plus-Skigebiete Sudelfeld und Brauneck bleiben dagegen mit 49,50 Euro knapp unter der Marke von 50 Euro. Am Jenner in Berchtesgaden soll das Tagesticket 42 Euro kosten, ebenso am Großen Arber im Bayerischen Wald.

Schnee sei "das wichtigste Reisemotiv"

Der Klimawandel macht auch den Betreibern von Seilbahnen und Liften zu schaffen. Der Verband sei sich bewusst, dass es die Kombination aus Schnee und Wintersport langfristig nicht mehr geben wird, sollten die Betriebe nicht handeln. "Wir wollen nicht nur in 70 Jahren, sondern länger dieses einzigartige Schneeerlebnis erhalten", sagte Volpert. Der Verband setzt deshalb nach eigenem Bekunden auf eine Strategie aus Nachhaltigkeit, optimierter Ressourcennutzung und Beschneiung. Schließlich sei "Schnee das wichtigste Reisemotiv" für die etwa 27 Millionen Wintersportler in Deutschland. Bei rund 74 Prozent der Verbandsunternehmen kommt demnach Ökostrom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz.

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Ein Großteil der CO₂-Emissionen im Wintersport - rund 80 Prozent - entsteht bei der An- und Abreise der Gäste. Lediglich zwei Prozent würden im Skigebiet selbst anfallen, die restlichen 18 Prozent in Hotel und Gastronomie. Angesichts dessen regt der Verband an, den Individualverkehr weiter zu reduzieren. Die Menschen sollten, wenn möglich, mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) anreisen. "Viele Betriebe bieten bereits kostenlose Transfers, Skibusse und Kombitickets an."

Was nicht nur in Oberstdorf oder auf der Zugspitze zu beobachten ist: Die Skisaison verschiebt sich wegen der klimatischen Bedingungen immer weiter nach hinten. "Tatsächlich könnten wir den Mai auch noch anbieten, aber die Gästezahlen lassen nach", sagt Tanzer von der Bayerischen Zugspitzbahn. Das liege daran, dass viele Menschen im Frühjahr schon wieder an den Sommer denken.

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