Nach der Bayern-Wahl:Grüne geben Doppelspitze im Landtag auf

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Katharina Schulze wird die Grünen-Fraktion in Bayern künftig alleine führen. (Foto: Sachelle Babbar/Imago)

Katharina Schulze wird zur alleinigen Fraktionschefin gewählt. Ihr Kollege Ludwig Hartmann soll künftig im Parlamentspräsidium sitzen.

Von Andreas Glas und Johann Osel

Katharina Schulze ist künftig alleinige Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag. Ihr bisheriger Co-Chef Ludwig Hartmann soll überraschend das Amt des Landtagsvizepräsidenten übernehmen. Das hat die neue Grünen-Fraktion bei ihrer dreitägigen Gründungsklausur beschlossen, wie sie am Dienstag mitteilte. Am Mittwoch ist eine Pressekonferenz angesetzt. Die 32 Abgeordneten (statt bisher 38) hätten sich "im großen gegenseitigen Vertrauen auf die Suche nach neuen Lösungen für die Neuaufstellung der Fraktionsführung gemacht", hieß es.

Der Vorschlag für die Solo-Spitze statt paritätischer Doppelführung - ein bei den Grünen ungewöhnlicher Schritt - ist demnach von Hartmann gekommen. Als Mitglied des Parlamentspräsidiums hätte er künftig eine vor allem repräsentative Aufgabe. Zudem wäre er für die Sitzungsleitung und die Organisation im Hohen Haus zuständig. Zuletzt nahm diese Aufgabe Thomas Gehring aus dem Allgäu wahr. Er gehörte zu den Abgeordneten, die beim Wahlergebnis von nur 14,4 Prozent den Wiedereinzug in den Landtag verpassten. Schulzes Stellvertreter als Fraktionsvorsitzende wird Johannes Becher aus dem Landkreis Freising. Der Regensburger Jürgen Mistol bleibt parlamentarischer Geschäftsführer.

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Hinter Schulzes Wahl dürfte die Überlegung stehen, dass sie das bekannteste Gesicht der bayerischen Grünen ist - und schon mit Blick auf die Landtagswahl in fünf Jahren das volle Rampenlicht bekommen soll, sich als Ministerpräsidenten-Kandidatin zu profilieren. Bei der jüngsten Wahl dagegen wäre die 38-jährige Spitzenkandidatin Schulze selbst bei einem Wahlerfolg nicht in die Staatskanzlei eingezogen. Die Verfassung schreibt ein Mindestalter von 40 Jahren vor.

Schulze teilte am Dienstag mit: "Ich bin bereit, anzupacken und die mir angetragene Verantwortung und strategische Führung in der Fraktion zu übernehmen." Hartmann teilte mit: "Wir gestalten das Amt des Landtagsvizepräsidenten neu: Als eine Kraft, die auf Versöhnung setzt. Als eine Kraft, die den gesellschaftlichen Konflikten ein Forum gibt und sie mit Umsicht moderiert." Wegen seiner Bekanntheit, unter anderem durch seine TV-Duelle mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) - könnte Hartmann den Grünen mehr Aufmerksamkeit für deren Rolle im Landtagspräsidium bringen.

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Von Andreas Glas, Johann Osel (Text) und Alessandra Schellnegger (Fotos)

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