Handwerksberufe:Der Flötzinger und die Wahrheit über Gas-Wasser-Scheiße

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Steckt ständig in der Bredouille: Ignaz Flötzinger (Mitte), Figur aus Rita Falks Eberhofer-Krimis. (Foto: Bernd Schuller/ARD Degeto/BR/Constantin Film)

Im neuen Eberhofer-Krimi ist wieder die Figur des Heizungspfuschers zu sehen. Kein Wunder, dass es dem Sanitärwesen bei solchen Aushängeschildern an Mitarbeitern mangelt.

Glosse von Hans Kratzer

Endlich wieder ein bisserl Frohsinn inmitten des allgemeinen Niedergangs. An diesem Donnerstag startet in den Kinos das "Guglhupfgeschwader", so heißt der neue Eberhofer-Krimi. Ein Millionenpublikum wird sich wieder an den schrägen Gestalten ergötzen, von denen eine den Namen Ignaz Flötzinger trägt. Er ist ein Freund des Dorfpolizisten Eberhofer und wird meistens Heizungspfuscher genannt. Als anerkannter Weiberer steckt er ständig in irgendeiner pikanten Bredouille, und nur selten erweckt der vollbärtige Luftikus mit Riesenbrille den Eindruck, er könne die Anforderungen seines Metiers - Gas, Wasser, Heizung - zur Zufriedenheit der Kunden meistern.

Irgendwie ist der Flötzinger zur Inkarnation einer Branche geworden, die gerade boomt wie nie, aber ständig um ihren guten Ruf bangen muss. Die Misere der öffentlichen Darstellung des Sanitärwesens begann ja schon vor mehr als 30 Jahren, als die deutsche Verfilmung von "Werner - Beinhart!" in den Kinos auf ähnlich großen Zuspruch stieß wie die Eberhofer-Krimis. Der Film basierte auf den Comics des Autors Rötger "Brösel" Feldmann, die oft recht spektakulär enden, etwa mit einer Explosion durch Fäkalstau im Kanalsystem. Wundersam klingt auch die im Werner-Kosmos gepflegte Sprache, in der das Bier Bölkstoff heißt, die Polizei Bullerei und der Sanitärbetrieb eben Gas-Wasser-Scheiße.

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Tatsächlich ließ sich später die eine oder andere Firma dazu hinreißen, auf ihre Kleintransporter genau diese Ehrenbezeichnung zu pinseln. Leider ging diese Art von Ironie irgendwie nach hinten los. Der Titel Gas-Wasser-Scheiße klebt an der Branche wie die Stallfliege am Kuhmist.

Und das ausgerechnet jetzt, da doch die Zukunft des Landes ganz und gar von diesem Berufszweig abhängig ist. Vor allem soll ja das Klima gerettet werden, aber dafür müssen in den nächsten Jahren Millionen Wärmepumpen eingebaut und Millionen Heizungen saniert werden. 250 000 Mitarbeiter sollen das erledigen, mindestens doppelt so viele wären nötig, sie sind aber nirgends zu finden. Wärmepumpen sind höchst komplizierte Geräte, sogar die Toiletten sind neuerdings getrieben von den Segnungen der Elektrotechnik. Kein Wunder, dass die Ausbildung zum Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, wie der Beruf jetzt heißt, dreieinhalb Jahre dauert. Heizungspfuscher wie der Flötzinger sind nur noch im Kino zu gebrauchen.

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